ArtSchnitzel versteckt wieder Kunstwerke in München und ihr könnt auf die Suche gehen

© Catherina Hess

Findet das Kunstwerk und es gehört euch! Eine Schnitzeljagd ganz nach unserem Geschmack. Das Fundstück schaut nämlich nicht nur schön aus, ihr unterstützt damit auch Künstler*innen. Bereits zum fünften Mal verstecken Fabian Gatermann und Matthias Edlinger über 75 Kunstwerke von neun Künstler*innen in München und geben dazu Hinweise über den ArtSchnitzel-Instagram-Kanal. Die digital-analoge (Art)-Schnitzeljagd läuft von 21. bis 30. Juni 2024, bei der jede*r mitmachen kann.

Das macht nicht nur Spaß, sondern soll Kunst für alle zugänglich machen. Aber darf man die Werke wirklich behalten? Warum werden sie versteckt und was haben eigentlich die Künstler*innen davon? Wir haben bei den Gründern Fabian und Matthias nachgefragt.

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Eine ArtSchnitzeljagd? Wie läuft sowas denn ab?

Fabian: Über einen Zeitraum von 7 Tagen verschnitzeln wir etwa knapp zehn Kunstwerke pro Tag, circa jede Stunde ein Neues. Wir verstecken das Kunstwerk im öffentlichen Raum, Hinweise auf den Fundort gibt es in unseren Beiträgen, Stories und Reels. Sobald ihr denkt, das Versteck zu kennen, macht ihr euch auf den Weg und die Jagd beginnt. Der*die Erste am Kunstwerk kann es mitnehmen und ihm ein neues Zuhause geben. So einfach geht’s.

Aber von vorne. Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Matthias: Ursprünglich waren wir vier Künstler, die meisten mit Street-Art-Background. Es war eigentlich ein spontaner Gedanke, die Aktion zu starten, anfangs war alles sehr spielerisch vom Ansatz her. Instagram war noch halbwegs neu und für uns die perfekte Plattform, um einige unserer Arbeiten mit der Kunstschnitzeljagd zu präsentieren und um zu schauen, wie die Leute darauf reagieren. Das Feedback war so überwältigend und es war sofort klar, dass es professioneller gehen muss. Das Artschnitzel-Festival war geboren.

Das Festival hat alle ausgewählten Artists bekannter gemacht und ihnen zu größerer Sichtbarkeit verholfen. Und das, ohne dafür bezahlen zu müssen.

Was wollt ihr damit erreichen?

Matthias: Zunächst war uns wichtig, dass Kunst auch fernab von Museen und Galerien auftaucht und so möglichst viele Menschen ohne akademischen Background mit Kunst in Kontakt kommen. Dieser niederschwellige Ansatz steht im Mittelpunkt der Idee. Ganz nebenbei hat das Festival aber auch alle ausgewählten Artists bekannter gemacht und ihnen zu größerer Sichtbarkeit verholfen. Und das, ohne dafür bezahlen zu müssen. Da wir selbst Künstler sind, wissen wir, wie selten diese Form von Support in der Kunst-Szene wirklich stattfindet.

ArtSchnitzel
© ArtSchnitzel

Warum ist es eurer Meinung nach wichtig, dass Kunst allen zugänglich ist?

Fabian: Wir glauben, dass sich die Gesellschaft in vielen Dingen polarisiert, ob das bei der Ungleichheit von Geld oder beim Zugang von Ressourcen ist. Doch für etwas Verteilungsgerechtigkeit in der bildenden Kunst können wir zumindest sorgen.

Wie konntet ihr in fünf Jahren etwas dazu beitragen?

Fabian: Größtenteils fällt unser Fazit super-positiv aus. Wir haben bis jetzt mehr als 30 einzigartige Künstler*innen mit fabelhaften Arbeiten präsentieren dürfen. Ihre Kunst hat viele tausend Menschen inspiriert, die sonst vielleicht nie mit Kunst in Berührung gekommen wären. Der einzige Wermutstropfen ist, dass uns dieses Jahr einige Förderungen und Unterstützer*innen unerwartet weggebrochen sind. Man merkt einfach, dass wir mit unserem Ansatz, neue Impulse in der Stadt zu setzen, nicht immer auf offene Ohren stoßen. Vor allem, wenn in Zeiten knapper Kassen gespart wird.

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Am 21. Juli 2023 gibt es erstmals eine Vernissage, warum?

Matthias: Wir Organisatoren waren immer die einzigen, die alle Arbeiten zusammen sehen konnten. Da gab es schon länger den Wunsch, alle Kunstwerke in einer Ausstellung zusammen zu zeigen. So haben auch endlich mal alle Fans, die noch nie das Glück hatten, ein Kunstwerk zu erschnitzeln, die Möglichkeit, die Kunst mal in echt und nicht nur digital zu sehen. Außerdem hat uns die Idee gefallen, in der Galerie Flash eine Gruppenausstellung zu zeigen, bei der nicht eine einzige Arbeit zum Verkauf steht.

Fabian: Und wir wollen auch mal für einen längeren Zeitpunkt zentral in der Stadt sichtbar sein und den Prozess, in dem dann alle Kunstwerke Stück für Stück von den Wänden der Galerie in die Straßen der Stadt wandern, für alle nachvollziehbar machen.

ArtSchnitzel
© Artschnitzel
Wir würden nicht von Verschenken sprechen. Im Idealfall spendet man als Finder*in eine Summe seiner*ihrer Wahl an unseren Trägerverein.

Darf man die erschnitzelten Bilder tatsächlich behalten?

Matthias: Klar. Die erste Person am Versteck darf das Kunstwerk mitnehmen. Allerdings limitieren wir das pro Person auf maximal drei Kunstwerke. Die anderen sollen schließlich auch noch eine faire Chance bekommen. Auf der Rückseite des Bildes erfährt man, von wem es ist und was der aktuelle Marktwert des Kunstwerkes ist.

Aber wenn die Bilder verschenkt werden, was haben denn die Künstler*innen davon?

Fabian: Naja, wir würden nicht von Verschenken sprechen, sondern wir appellieren an die Fairness der Finder*innen. Im Idealfall spendet man als Finder *in eine Summe seiner*ihrer Wahl an unseren Trägerverein. Wenn man jedoch überhaupt kein Geld überhat, ist es auch okay, das Artschnitzel-Festival und die Artists auf Social Media zu supporten.   

Unsere Aktion wird zum Glück vom Kulturreferat gefördert. Deshalb zahlen wir unseren Selected Artists ein Honorar als Aufwandsentschädigung.

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Wer sind die Künstler*innen, die mitmachen?

Matthias: Auch dieses Jahr haben die Mitglieder unseres Trägervereins hochwertige Künstler*innen für das Festival ausgewählt: Die "Selected Artists 2023" decken ein sehr breites Spektrum an unterschiedlichen Kunstgenres ab: Wir präsentieren klassische Zeichnungen von Uli Schulz und Malerei von Kwaku Ntow und Tanja Hirschfeld, Streetart von Johannes Brechter, Klangkunst von Reinhard Gupfinger sowie Poetry to go von Sabine Magnet. Miriam Frank mit Illustrationen, Maria Braune mit Objektkunst und Max Haarich mit Konzeptkunst vervollständigen das diesjährige Programm. Begleitet werden sie von den ArtSchnitzel-Allstars: Edlinger_did_it, Fabian Gatermann, Flatz und Laura Piantoni.

Was sind eure Pläne? Wie soll es mit dem Festival weitergehen?

Fabian: Aktuell haben wir erstmal den Plan, das Honorar für unsere Artists um 500 Euro pro Künstler*in anzuheben. Dafür haben wir eine Kampagne auf betterplace eingerichtet und freuen uns wirklich über jede finanzielle Unterstützung.

Ansonsten ist dieses Jahr auch ein Artschnitzel-Adventsspecial geplant und wir wollen uns ab 2024 verstärkt darum kümmern, nicht-akademische Künstler*innen zu supporten. Sowohl online als auch mit kurzen Projekten im städtischen Raum. Um das Ganze jedoch realistisch umzusetzen, suchen wir noch nach dauerhafter finanzieller Unterstützung.

ArtSchnitzel
© ArtSchnitzel

Was kann die Stadt machen, um Kunst zugänglich zu machen und Künstler*innen zu fördern?

Fabian: Da gibt es generell viele gute Ansätze, ohne das Kulturreferat wäre zum Beispiel ein Projekt wie ArtSchnitzel gar nicht möglich. Kunst hat aber leider generell einen schweren Stand und wird oft politisch gegen andere berechtigte Bedarfe wie Kindergärten oder Straßen ausgespielt. Dabei ist mit Kunst zu leben für uns als Menschen gesellschaftlich wirklich essenziell.

Zu allererst ist Kunst für Künstler*innen eine Raumfrage, wo gibt es in der Stadt München überhaupt noch bezahlbaren Platz, um Kunst zu machen. Hier hat die Stadt in der Vergangenheit schon zu viele Flächen aus der eigenen Hand in die Gentrifizierung gegeben und versucht, die Künstler*innen zu neoliberalen Kreativwirtschaftler*innen zu machen. Den letzten verfügbaren Raum muss die Stadt den Künstler*innen zu akzeptablen Konditionen zur Verfügung stellen, so wie sie das aktuell im Kreativlabor machen will.

Auch die Trennung zwischen Hoch- und Subkultur in der Förderstruktur ist nicht besonders förderlich. Wenn der Freistaat Bayern zum Beispiel 87,6 Millionen Euro Betriebskostenzuschuss an die bayerische Staatsoper in München zahlt oder ein neues Konzerthaus für 1 Mrd. plant, dann wäre es schön, Fördergelder in ähnlicher Höhe für die gesamte freie Szene bereit zu stellen. Da sehen wir ein extremes Ungleichgewicht, obwohl das ja um vor Ort lebende bayerische Künstler*innen geht, die damit ihr Leben bestreiten. Es gibt also noch viel zu tun!

ArtSchnitzel-Festival | Vernissage am 21. Juli in der Galerie Flash | Schnitzeljagd in München: von 23. bis 29. Juli | Mehr Infos

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