Von Kopfsalat und Kurzurlaub: Das Bingo Bistro im Glockenbach

© Katharina März

Bingo! Bei dem Ausruf schaltet sich gleich unser Kopfkino an, das uns Szenen eines klassischen Bingo-Abends zeigt. Ein Feld aus einer Matrix von fünf mal fünf Zahlen tut sich auf, das aus einem Zahlenkreis von eins bis 75 besteht. Augenpaare etwas älterer Teilnehmer*innen sind gespannt darauf gerichtet und warten angespannt auf die Bingoziehung, woraufhin sie glückselig ihre richtigen Zahlen eintragen.

Doch mit dem Lotteriespiel hat das neue Bingo Bistro im Glockenbach nicht viel zu tun. Es warten keine Rentner:innen mit gespitzten Bleistiften auf euch, sondern ein neues Szene-Lokal, das uns an Abende in Frankreich erinnert. "Bingo!", schreien wir höchstens dann, wenn ein neues Gericht auf unseren Tellern landet.

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Kein Bingo, dafür Kurzurlaub an der französischen Côte d’Azur

Die Abendsonne scheint mit ganzer Kraft auf die weiße Hausfassade des Bingo-Bistro. Davor sitzen Menschen locker, entspannt, mit einem Glas Crémant in der Hand. Irgendwie duftet die Luft nach einer Meeresbrise und Urlaub. Wir setzen uns dazu. Ganz unkompliziert kommen wir ins Gespräch mit den Gästen. Reden, lachen und trinken ein, zwei Schlücke, während die letzten Sonnenstrahlen Sommersprossen auf unser Gesicht zaubern. Sobald der Drink leer ist, setzen wir uns an unseren Tisch direkt am Fenster. Dort haben wir Blick auf das Treiben im Glockenbach und fühlen uns wie im Kurzurlaub. Als hätten wir für einen Abend München gegen die Côte d’Azur getauscht.

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Wir studieren die Karte, die mit rund zehn ausgewählten, französisch angehauchten Gerichten eher klein gehalten ist. Ab und an schweift unser Blick in den Innenraum: Teils unverputzte Wände kombiniert mit stylischen Möbeln und orangefarbenen Sitzbänken. Das Highlight sind die Deko-Elemente: An der Wand hängt eine Uhr in Form einer Katze, deren Augen im Takt des Sekundenzeigers hin und her schielen. Davon lassen wir uns aber nicht ablenken, denn wir sind ja zum Essen und Probieren im Bingo Bistro von Ella, André und Corvin.

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Die Drei haben zusammen das ehemalige Süßmund umgebaut und ihren eigenen Charme in das kleine Bistro und das Konzept gesteckt. Die Speisen sollen zum Teilen anregen und dem Laden eine lockere Stimmung geben. Sie haben sich von der französischen Küche inspirieren lassen, bringen aber ihre eigene Würze und ihre eigene Geschichte rein.

Ein ganzer Salatkopf wird zur grünen Geschmacksexplosion

So wie bei der Vorspeise. Wir können es selbst kaum glauben, als wir einen ganzen Salatkopf vor die Nase gestellt bekommen. Der Salat mit Wiener Marinade und Croûtons ist Ellas Lieblingsgericht auf der Karte und ein Muss, wenn man das Bingo Bistro besucht. "Unsere Oma hat uns früher immer einen ganzen Salatkopf mit diesem leckeren Dressing gemacht. Und wir haben es geliebt." Ob wir es auch lieben? Vorsichtig, ein wenig schüchtern zupfen wir die einzelnen Salatblätter vom Kopf und tunken es in die kleine Schale mit dem grünen Dressing. Das wurde übrigens aus den dunklen Blättern des Salats hergestellt – damit alles verwertet wird. Und: Wow. Eine kleine grüne Geschmacksexplosion jagt durch meinen Mund. Noch nie hat mir ein Salatkopf so gut geschmeckt: intensiv, frisch und echt!

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Echt ist auch das Motto des kompletten Küchen-Konzepts. Die Zutaten werden nämlich alle regional eingekauft. Der Fisch kommt vom Starnberger See, das Fleisch vom Bio-Bauernhof in der Nähe und das Gemüse wird bei altbekannten Gesichtern auf dem Viktualienmarkt eingekauft. Und es wird wirklich alles verwertet.

Das Tatar, was geschmacklich perfekt zu unserem grünen Salatfreund passt, wird zum Beispiel aus dem nicht verwerteten Fleisch der Hauptspeisen zubereitet und umgekehrt. Daher werdet ihr auch manchmal mit frischem Saibling-Tatar auf der Karte überrascht.

So schmeckt frischer Fisch aus dem Chiemsee

Und da haben wir ein weiteres "Bingo!". Nämlich die Hauptspeisen, die ihr mit eurer hungrigen Begleitung perfekt teilen könnt. Wir haben uns für den Saibling mit Emmerrisotto und Salzzitrone entschieden. Auch hier wird das Gericht immer saisonal abgestimmt und wir hatten Glück und haben ein wenig Spargel zum frischen Fang serviert bekommen. Jeder Biss schmeckt und hat die perfekte Konsistenz. So frisch als hätte man den Fisch eben aus dem Chiemsee gezogen, während wir noch unseren Drink in der Sonne getrunken haben. Die feine Soße harmoniert perfekt mit dem Risotto und lässt uns den nächsten Urlaubsmoment einfangen.

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Wer jetzt noch Hunger hat, sollte sich als kleinen Snack den Toast mit Kimchi und Käse bestellen. Den kann man sich eh immer gönnen: Beim Vorbeigehen, zum Wein oder wenn der Magen noch ein wenig knurrt. Was nach einem eher einfachen Klassiker klingt, ist hier wirklich außergewöhnlich im Geschmack. Aber probiert selbst, bevor wir unser letztes "Bingo" ankreuzen.

Pavlova: "Harte Schale, weicher Kern"

Das Pavlova mit Zitrusfrüchten ist die perfekte Vollendung des Kurztrips. "Harte Schale, weicher Kern" trifft es wohl am besten. Es ist nicht ganz süß, dafür spannend und erfrischend. Und soll den Abend – so wie er gestartet hat – leicht und locker beenden. Damit man mit einem guten Bauchgefühl und strahlenden Augen nach Hause gehen und von den Marmeladeglas-Momenten träumen kann. Wie nach einem schönen Urlaub, wo man noch zwei Wochen später die neuen Geschmäcker, Gewürze und die Frische der Lebensmittel auf der Zunge spürt.

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ALLE INFOS Zum Bingo Bistro AUF EINEN BLICK

Unbedingt probieren // Den Kopfsalat und als Snack den Toast.

Vegetarisch // Ein vegetarischer Hauptgang, sowie Vorspeise.

Mit wem geht man hin? //Mit dem Date für einen Kurzurlaub oder der*dem Feinschmecker*in im Freundeskreis

Für Fans von // Café Faber und Der Dantler

Besonderheit des Ladens // Der Platz direkt am Fenster mit Blick nach draußen und die frischen, regionalen Speisen.

Preise // Vorspeisen um die 10 Euro, Hauptgang zwischen 15 und 30 Euro

Bingo Bistro | Westermühlstraße 13, 80469 München | Dienstag – Samstag: 17–22 Uhr | Mehr Info

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