Süße Erinnerung: Eine Kugel Eis hat in meiner Kindheit noch 50 Pfennig gekostet

© Sarah Langer

Sommer, Sonne und ein vergnügtes Eis – das war schon immer mein Element, meine magischen drei Worte, mein kleines Alltagsglück. Als Kind gab es für mich nichts Schöneres, als in der Sommerhitze ein Eis zu schlecken. Ich erinnere mich noch gut daran, dass meine Mami mich oftmals nach dem Kindergarten abgeholt hat und wir zusammen zur Eisdiele gelaufen sind. Sie drückte mir 50 Pfennig in die Hand und ich stolzierte glückselig mit meinem langsam schmelzenden Schokoladeneis in der Waffel zurück – zum Bedauern meiner Mutter. Die Flecken gingen nämlich gar nicht gut aus meiner Kleidung raus.

Zwei Kugeln für einen Euro – das waren süße Zeiten.

Als ich in die Schule kam, war Eis immer noch mein kleines Vergnügen. Ich durfte mir nun ganze zwei Kugeln für einen Euro gönnen. Natürlich blieb ich der Schokoliebe treu und wählte je nach Wetter und Laune noch Erdbeere oder Pistazie dazu. Zusammen mit meinen Freund*innen genossen wir dann an heißen Sommertagen das erfrischende Eis. Ich war so glücklich, wie man als Achtjährige nur sein kann, wenn die Sommerferien und das süße Leben kurz bevorstehen.

© Katharina März
Ich war so glücklich, wie man als Achtjährige nur sein kann, wenn die Sommerferien und das süße Leben kurz bevorstehen.

20 Jahre und viele Kugeln Eis später

Nun stehe ich 20 Jahre später mit meinem Freund vor der Eisdiele meines Vertrauens im Glockenbach. Immer noch freue ich mich auf meine wohlverdiente Kugel Eis nach einem langen Arbeitstag. Die letzten Sonnenstrahlen werden von den Häuserfassaden reflektiert, während wir in der Schlange stehen. Meine Geschmacksnerven zucken ungeduldig. Endlich bin ich an der Reihe: "Zwei Kugeln bitte. Einmal Schokolade und einmal Cookies im Becher!". Der Verkäufer spachtelt kunstvoll die Creme und streicht sie am Becherrand ab. Dann reicht er mir meine Portion Glück über die Theke: "Fünf Euro bitte!"

Halt! Fünf Euro für zwei Kugeln Eis? Ich überlege, ob ich mich verhört habe und schaue hilfesuchend zu meinem Freund rüber. Er nickt, ich krame in meinem Geldbeutel. "Früher war alles besser" schießt es mir durch den Kopf und ich hasse mich sofort für diesen Gedankengang. Früher war nicht alles besser ...

Früher war nicht alles besser, aber das Eis war definitiv günstiger!

... aber das Eis war definitiv günstiger! Gedankenverloren löffle ich meine Kugeln und frage mich, wieso der Preis für meine liebste Süßigkeit über die Jahre so gestiegen ist. Selbst, wenn man sich was Kleines gönnen möchte, wird man an die Krisen der heutigen Zeit erinnert: Inflation und Energiekrise winken heimtückisch hinter jeder Ecke hervor und geben mir das Gefühl, dass dieses Leben nur noch aus kleinen und großen Sorgen besteht. Die ganze Situation belastet mich wirklich und zieht mich manchmal runter. Weg ist die Leichtigkeit des Sommers – wenn die Creme schneller schmilzt als man sie schlecken kann.

Wenn mich diese Eispreis-Explosion schon so hart trifft, was ist dann mit den Kindern? Ein Eis gehört zu den großen Freuden der Kleinsten – was wird aus der sorgenfreien Kindheit, wenn der Besuch der Eisdiele fast einen Stundenlohn kostet und sich viele Eltern die Kugeln einfach nicht mehr leisten können?

© Katharina März
Wenn es mich schon so hart trifft, was ist dann mit den Kindern? Eis ist für die Kleinen eine Belohnung, die Leichtigkeit des Sommers – wenn die Creme schneller schmilzt als man schlecken kann.

So vermiest wurde uns das Motto "Sommer, Sonne, Eis" noch nie! Grund genug, einmal einen Blick hinter die kalten Kulissen des Eisbusiness zu werfen. Eines vorweg: Nein, die Eisverkäufer*innen wollen uns nicht übers Ohr hauen. Das Geschäft mit dem Eis ist nur sehr energieintensiv. Große Kühlkammern, Schock-Froster und Eistheke, die den Strom nur so inhalieren. Und wie wir wissen, ist Strom teilweise doppelt so teuer geworden. Dazu kommen der neue Mindestlohn und die gestiegenen Mietpreise für die Eisdielen. Kein Wunder, dass man dann in einer Stadt wie München circa 2,50 Euro für die kühle Ware zahlen muss. Trotzdem tut es nicht nur dem Geldbeutel weh, sondern auch der Nostalgie, die in jeder Kugel steckt.

Zu allem Übel sind auch die Preise für die Zutaten wie Milch, Sahne und Zucker deutlich gestiegen. "Das Bio-Pistazienmus hat letztes Jahr 50 Euro gekostet, jetzt zahle ich dafür ganze 70 Euro.", erklärt mir eine Eisverkäuferin. Verrückt!

Das Bio-Pistazienmus hat letztes Jahr 50 Euro gekostet, jetzt zahle ich dafür ganze 70 Euro.

Mir haben diese Informationen sehr geholfen, um zu verstehen, warum die Eispreise so explodiert sind und es ist für Eisverkäufer*innen mindestens genauso schwierig wie für uns. Trotzdem werden ich nun nicht mehr ganz sorglos zur Eisdiele wackeln, sondern meinen Genuss überdenken und bewusster gestalten. Im Hinterkopf behalte ich, dass Eis nun etwas ist, was sich nicht mehr alle Menschen zu jeder Zeit einfach leisten können. Es ist ein kleines Privileg, dass ich an meinen zwei Kugeln für fünf Euro schlecken kann und dabei schwelge ich in Erinnerungen an einen unbeschwerten Sommer in meiner Kindheit – in dem ein Eis noch 50 Pfennig gekostet hat.

© Katharina März
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