Orange Parkbänke: Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen in München
Die Farbe Orange macht Hoffnung. Aber Orange ist auch eine Signalfarbe. Sie knallt. Gerade, wenn man an diesen regnerischen und trüben Tagen die Straßen entlang geht, fallen die orangefarbenen Parkbänke besonders auf. Gut so, denn sie wollen schreien: "Nein zur Gewalt gegen Frauen!" Und das nicht nur am Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November, sondern an jedem Tag im Jahr.
Bislang sind 21 der geplanten 40 bis 50 Bänke in 22 Stadtbezirken aufgestellt. Vor der ersten Bank, die vor ziemlich genau einem Jahr eingeweiht wurde, treffen wir uns mit Ursula Wandl der NGO Zonta Club München und Stefanie Schütt vom Zonta Club München Friedensengel. Eigentlich stand die Bank ursprünglich am Sebastiansplatz, da sie aber eine Feuerwehrzufahrt blockierte, steht sie nun im Tal. Wir wollten wissen: Warum ist es so wichtig, ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen? Und warum mit Bänken?
Gewalt gegen Frauen begegnet uns im Alltag
Fast jedes Jahr erfahren 50.000 Frauen allein in Bayern Gewalt. Seit der Vierten Weltfrauenkonferenz 1995 zählen dazu "jede Handlung geschlechtsbezogener Gewalt, die der Frau körperlichen, sexuellen oder psychischen Schaden oder Leid zufügt oder zufügen kann, einschließlich der Androhung derartiger Handlungen, der Nötigung oder der willkürlichen Freiheitsberaubung in der Öffentlichkeit oder im Privatleben."
"Früher war Gewalt gegen Frauen, gerade in Partnerschaften, ein Tabuthema", sagt Stefanie Schütt. Heute ändere sich das langsam. Natürlich rede niemand gerne darüber, aber es sei wichtig, Bewusstsein zu schaffen und Frauen erzählen zu lassen. So sähe jede Betroffene, dass sie nicht allein ist, die Gewalt nicht ihre Schuld ist. "Und wenn es 'nur' Bänke sind, die zum Gespräch führen."
Zonta says no!
Doch warum ausgerechnet Bänke? Mit der Kampagne "ZONTA says NO" sagt der Club seit zehn Jahren rund um den 25. November Nein zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Ausgehend von Zonta International in New York, die sich international für Projekte für Frauenbelange weltweit einsetzt, wurden Gebäude orange beleuchtet. Dann kamen Corona sowie die Energiekrise – eine Beleuchtung kam also nicht mehr infrage. Etwas Nachhaltiges musste her. So kam Zonta die Idee mit orangen Bänken. Darauf ist ein QR-Code abgebildet, mit dem von Gewalt betroffene Frauen auf die Zonta Website gelangen, wo sie Informationen und Hilfsangebote erhalten.
Um die Parkbänke finanzieren zu können, wurde bei den 25 Bezirksausschüssen angefragt. 22 stimmten zu und auch das Baureferat war dabei, das die geplanten Plätze analysierte und sich um die Instandhaltung der Bänke kümmert.
"Die Bänke stehen seit einem Jahr und polarisieren", sagt Ursula Wandl. Vom Hasenbergl, über Riem am Platz der Menschenrechte bis an die Oper. Klar habe es auch einige Anzeichen von Vandalismus gegeben, indem versucht wurde, die Schilder abzumachen. "Das zeigt aber auch, dass die Bänke wahrgenommen werden."
Auch Schulen sind Teil des Projekts. So stellte die Berufsschule für Holztechnik und Innenausbau in der Liebherrstraße zwei unterschiedlich gestaltete Prototypen aus Holz her.
Lichtaktionen gegen Gewalt an Frauen
Die UN-Kampagne "Orange The World" macht seit 1991 auf Gewalt aufmerksam: vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Dieses Jahr werden am 25. November öffentliche Gebäude wieder orange beleuchtet. Dazu zählen das NS-Dokumentationszentrum, das Innenministerium, die Allianz Arena, der Gasteig HP8, der Pavillon 333, das Hotel Deutsche Eiche, das Kulturzentrum Trudering, BMW, die Hochschule für Fernsehen und Film München und der TU Turm in der Gabelsbergerstrasse.
Ihr braucht Hilfe und Infos?
Bundesweites Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen (viele Sprachen): 116 016
Beratungsstelle Frauennotruf München: (089) 76 37 37 frauennotruf-muenchen.de
Frauenhilfe München: (089) 35 48 30 frauenhilfe-muenchen.de
Frauen helfen Frauen: (089) 64 51 69 frauenhaus-muenchen.de
IMMA Zufluchtstelle für Mädchen und junge Frauen: (089) 18 36 09 imma.de/einrichtungen/zufluchtstelle/kontakt/
Weitere Hilfsangebote findet ihr hier.