München hakt nach: Warum ist die Uhr im Tal spiegelverkehrt?

© Sandra Langmann

In München begegnen uns immer wieder kuriose Dinge, die uns staunend oder fragend zurücklassen. In unserer Serie "München hakt nach" gehen wir darum Fragen, Phänomenen und kuriosen Geschichten aus München auf den Grund. Auch ihr habt etwas entdeckt? Dann schickt uns eure Fragen!

Ihr habt schon mal die Uhr im Tal checkt und kamt dann gar nicht mehr klar? Irgendwas passt da nicht... Hä? Genau, das Ziffernblatt ist nämlich spiegelverkehrt. Nein, euch ist weder die Hitze zu Kopf gestiegen, noch hattet ihr einen Aperol Spritz zu viel am Viktualienmarkt. Es soll wirklich so sein – und das haben wir Karl Valentin zu verdanken.

Karl Valentin und Liesl Karlstadt haben ihre Finger im Spiel

An den Türmen am Isartor gibt es gleich zwei Uhren. Jene, die zum Isartorplatz schaut, läuft richtig. Doch die Uhr, die Richtung Tal schaut, läuft absichtlich andersherum. Nicht nur das Ziffernblatt ist spiegelverkehrt, auch die Zeiger laufen in die entgegengesetzte Richtung.

In den Falkentürmen des Isartors befindet sich nämlich das Valentin-Karlstadt-Musäum. Karl Valentin, der mit bürgerlichem Namen übrigens Valentin Ludwig Fey hieß, wurde 1882 in München geboren und gilt noch heute als einer, wenn nicht DER, einflussreichste Komiker, Autor, Schauspieler und Filmproduzent, den Bayern so hervorgebracht hat. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Liesl Karlstadt bildete er ein unvergessliches Komikerduo und die daraus hervorgegangenen Zitate sind einfach ... ja, legendär.

Alles für den Dackel – die neue Ausstellung im Valentin-Karlstadt-Musäum
© Nina Vogl

Das Valentin-Karlstadt-Musäum kann seit 1959 besucht werden und beheimatet allerlei Kuriositäten: Vom Winterzahnstocher, der Benutzer*innen mittels Fell vor kalten Händen bewahrt, über Fotografien, Postkarten und hauseigenem Kino bis hin zum Café im Turmstüberl unter dem Dach des südlichen Isarturms. Und so ist es dann auch gar nicht weiter verwunderlich, dass man auch von außen auf die Skurrilitäten Karl Valentins aufmerksam machen möchte. Mit einer Uhr, die auf den ersten Blick unscheinbar ist, aber bei genauerer Betrachtung den nötigen Witz beinhaltet.

Isartor 1911
Isartor 1911 © Valentin-Karlstadt-Musäum

Die Uhr ist bereits seit Jahrzehnten immer wieder Thema

Allerdings gibt es die Uhr erst seit dem Jahr 2005. Die ehemalige Wirtin des Cafés im Turmstüberl namens Petra Perle schenkte der Stadt am 04. November 2005 die rückwärtsgehende Uhr. Ein Sinnbild dafür, dass die Dinge auch aus anderen Blickwinkeln betrachtet werden können und somit eine Erinnerung an Karl Valentin, der die Dinge schon immer anders sah.

Die Uhr anzubringen war übrigens gar nicht so leicht, da das Isartor unter Denkmalschutz steht. Alt-Bürgermeister Christian Ude setzte sich darüber hinweg und im Rathaus wurde einstimmig für die Anbringung der Uhr gestimmt. Denn bereits 1988 gab es am dritten Isartorturm eine Uhr, die bei den Bombardierungen 1943 und 1944 zerstört wurde. Bei der Instandsetzung 1957 wurde eine Uhr im Stil einer Bahnhofsuhr mit Beleuchtung am Hauptturm angebracht, die bei der Sanierung zu den Olympischen Spielen 1972 in München entfernt wurde.

Isartor 1943
Isartor 1943 © Valentin Karlstadt Musäum

Die aktuelle Uhr wurde von der Georg Rauscher Turmuhrenfabrik gefertigt, die zahlreiche Uhren restaurierte, die von der Firma Mannhart stammten – wie die allererste Uhr auf dem Isartor. Weitere Uhren der Firma Rauscher findet ihr auch an der Theatinerkirche, dem Nationalmuseum, der Ludwigskirche und auch den Zeiger der Turmuhr am Deutschen Museum.

Wie die Münchner*innen sagen würden: "So viel G'schiss um eine Uhr." Aber das zurecht, so viel Geschichte steckt in ihr. Sie erinnert auch an die Aussage des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt: "In Bayern laufen die Uhren anders" und eben an Karl Valentin, von dem es heißt, er sei vergessen und hungrig verstorben. Vergessen hat ihn hier niemand.

Uhr im Tal Isartor
© Sandra Langmann

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