Umme Block: Mit analogen Synthesizern durch den Limbo

© Katharina März

Klara und Leoni von Umme Block versorgen München mit verträumtem Electro und ravigen Sounds. Vor kurzem haben sie ihr zweites Album "State of Limbo" veröffentlicht. Mit uns haben sie über dessen Entstehung, ihre Anfänge mit analogen Synthesizern und die Zwischennutzung für Kreative im Gasteig gesprochen.

"Ja, wir führen auf jeden Fall so etwas wie eine zweite Ehe." Wenn zwei junge Frauen ihre Freundschaft mit der Beziehung eines alten Liebespaares vergleichen, ist das schnell mal salopp daher gesagt. Wenn sie aber dicht beieinander auf der roten Couch im Proberaum sitzen, sich gemeinsam eine Fritz Limo teilen, nur um anschließend eine zweite zu öffnen, weil's für zwei zu wenig war, und dabei die Sätze der anderen beenden – dann ist die Ehepaar-Floskel durchaus berechtigt.

Nur so scheint es zu funktionieren, dass Umme Block auf der Bühne so gut harmonieren und ihre Electro-Klangwelten ins Publikum tragen. Jeder Handgriff sitzt und funktioniert wie in einer Choreografie, wenn sie von einem Synthesizer zum nächsten flitzen, rüber zur E-Gitarre tanzen, sich das Mikro schnappen, um sich dann in Trance zu verlieren. Mit einer Leichtigkeit und Lässigkeit, ohne Hektik, fließend und schwebend.

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Die beiden Münchner*innen Klara Rebers und Leoni Klinger haben ihr Projekt Umme Block bereits 2018 gestartet und dann gleich mal ordentlich abgesahnt. Sie wurden beim Sound of Munich Now der SZ zur "Band des Jahres 2019" gekürt und erhielten den "Förderpreis für Musik" der Stadt München 2021. Ihre Tour führte sie durch Deutschland und nach Österreich bevor sie nun  ihr zweites Album "State of Limbo" veröffentlichten.

Sie begeistern mit Live-Auftritten inklusive analoger Synthesizer und Visuals, dem verträumten und ravigen Sound und ihrer entspannten Art. Was steckt dahinter?

Von Singer-Songwriterinnen zum Electro-Duo

Begonnen hat ihre musikalische Beziehung und Freundschaft schon viel früher. Streng genommen kennen sich die beiden schon seit dem Kindergarten, musikalisch gefunkt hat es im Haidhausener Gymnasium. Beide spielten Klavier, bei Klara waren es insgesamt 16 Jahre Unterricht, was zu einer gemeinsamen Schulband und dem gemeinsamen Singer-Songwriterinnen-Projekt NouNours führte.

Wir wollten in der Dunkelheit spielen.
Leoni

Bis der musikalische Geschmack immer stärker in Richtung Electro ging – zu verdanken Künstler*innen und Bands wie Sylvan Esso, Massiv Attacke und nicht zuletzt Pink Floyed mit ihrer faszinierenden Dramaturgie und Songwriting.

Klara: Wir haben viel als Singer-Songwriterinnen gespielt, also auch auf vielen Straßenfesten und so weiter. Du spielst keinen Headliner Slot, sondern um 13 Uhr und dann sitzen die Leute da auf ihren Bierbänken. Ja, alles total schön. Nur wir hatten darauf irgendwann keine Lust mehr.

Leoni: Wir wollten in der Dunkelheit spielen.

Klara: Wir wollten mehr Wumms und nur zu zweit bleiben. Wir schreiben zusammen bis heute sehr gut. Ich mache das Kompositorische ...

Leoni: ... und ich Melodie und Text.

Der Star ist ein alter Synthesizer namens Roland

Die ersten Versuche wurden ganz niederschwellig, oder wie sie sagen "niedlich", am PC produziert. Dann kam die Frage auf: Wie sollten sie das live auf die Bühne bringen. Digital war keine Option, sie wollten alles selber machen.

Klara:  Wir haben es gemacht, wie als Singer- Songwirterinnen auch. Ich hab’ die Akustik-Gitarre rausgeholt und wir haben rum probiert. Dazu kam die Leihgabe eines Freundes, eine MiniNova von Novation, ein kleiner blauer Synthesizer. Auf dem haben wir rum geklimpert.

Leoni: Und dabei die Funktion von Sequenzen entdeckt, eine Tonfolge, die sich immer wiederholt. Wie ein Loop.

Klara: So entstand "Rockface", der erste Umme Block-Song. Aus der Akustik- wurde die E-Gitarre und dazu kam der große alte Synthesizer Roland aus den 1980ern von Leonis Papa. Eigentlich wollten wir diesen Roland nie behalten, aber nichts klingt so wie er. Heute ist er ein Highlight auf der Bühne.

Leoni: Ursprünglich wollten wir eine Koffer-Band sein und alles easy transportieren. Schon allein wegen unserem Roland geht das nicht.

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Analoge Synthesizer wurden zu ihrem Markenzeichen. Weil es sich für Klara und Leoni nicht nur gut anhört, sondern auch anfühlt. Einfach im Studio zu produzieren und dann live raushauen, darauf hatten sie keinen Bock.

Leoni: Für alles, was einen Sound ergibt, wollten wir quasi eine Taste haben und es alles so haptisch und analog wie möglich halten, um uns nicht irgendwie vor einen Laptop setzen zu müssen.

Klara: Dafür waren wir auch viel zu ungeduldig. Wir wollten kein neues Programm oder so lernen. Wir wollten sofort loslegen. Es war gar nicht geplant, dass es unser "Markenzeichen" wird, alles auf der Bühne selbst zu machen. Das ist einfach unsere Art Musik zu machen und die Leute sind jedes Mal erstaunt darüber.

Von da an waren die zwei Frauen nicht mehr aufzuhalten. Ihr Debütalbum "25 Hours" erschien, es ging auf Tour, Videos wurden gedreht und Preise abgestaubt.

Das ist einfach unsere Art Musik zu machen und die Leute sind jedes Mal erstaunt darüber.
Umme Blocke state of limbo
© Marcel Chylla_Ideal Entertainment

Mit neuem Album durch den Limbo

Für ihr neues Album "State of Limbo" wollten sich Umme Block weiterentwickeln und haben sich dafür auch Unterstützung geholt. Mario Radetzky, Produzent des Labels Munich Warehouse und Sänger bei Blackout Problems, hat das Album mit produziert.

Klara: Mario hat uns motiviert, einen Schritt weiter zu gehen.

Leoni: Auch mal einen Refrain rauszuschreien. Das fühlte sich stark und anders an.

Ein bisschen digitaler wurde es dann doch. Über die MPC, eine kleine maschinelle Unterstützung, lassen sie die Beats laufen. Die Verbindung aus Analogem und Digitalem gibt Umme Block mehr Möglichkeiten auf der Bühne. Das erlaubt ihnen, das Setup zu vergrößern und Neues auszuprobieren, wodurch das zweite Album tanzbarer wurde.

Klara: Auch textlich hat sich Umme Block weiterentwickelt. Gefühlt ist das Album viel textlastiger. Wir wollten dem mehr Raum geben.

So ist "State of Limbo" eine Momentaufnahme aus den Jahren 2020 bis 2022. Den Corona-Jahren also. Ein Schwebezustand während der Pandemie der textlich und melodisch ins Album gepackt wurde und die Zuhörer*innen von einem Song, einem Planeten zum nächsten trägt.

Umme Block im Proberaum
© Katharina März
Wir wissen nicht, wie es dann weiter geht. Stehen wir in zwei Jahren auf der Straße?

Entstanden ist "State of Limbo" im Proberaum im Kunst Block Balve, den sie sich mit Blackout Problems teilen. Bereits im Mai ziehen sich nach zwei Jahren um, in die Zwischennutzung im Gasteig. Dort sollen Räume Kreativen und Kulturschaffenden zur Verfügung stehen. Natürlich sei es toll, dass die Stadt solche Angebote macht und sich im starken Austausch mit Münchens Künstler*innen befindet, aber:

Leoni: Wir wissen nicht, wie es dann weiter geht. Stehen wir in zwei Jahren auf der Straße?  Natürlich wäre ein fixes Haus für Popkultur aber das ist utopisch. Es ist schade, dass solche Projekte nicht von Dauer sind. Teilweise sind der Stadt auch die Hände gebunden, da müssten noch größere politische Entscheidungen getroffen werden.

Klara: Ich glaube, es braucht ein bisschen mehr Mut für crazy Ideen. Wie etwa die Alte Utting auf eine Brücke zu stellen. In Berlin? Klar, aber in München? Das hätte vorher niemand erwartet.

Die Kraft der Bilder nutzen

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Um die Musik voll und ganz zu nutzen und in Bilder umzusetzen, hat jede vorab veröffentliche Single ihr eigenes Musikvideo bekommen. Produziert von Marcel Chylla von Ideal Entertainment, laufen sie als Live Visuals auf den Konzerten im Hintergrund auf einer Leinwand. So hat nicht nur das Publikum etwas zu sehen, sondern auch die Band.

Leoni: Wenn du auf der Bühne stehst, siehst du das Publikum nicht, weil man das Licht von vorne bekommt. Laufen aber die Visuals hinter uns, strahlen sie das Publikum an. Das ist total magic für uns, die Leute beim Tanzen zu beobachten und in faszinierte Gesichter zu schauen.

Wie das Live aussehen wird? Dafür dürfen wir uns hoffentlich im Herbst überzeugen, wenn Umme Block mit "State of Limbo" auf Tour gehen – so der Plan. Für München wollen sie sich "etwas Abgefahrenes" überlegen.

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