Ausflugsvergnügen: So schön ist der Herbst in der Wallerei am Walchensee

Es ist noch so frisch, dass man den eigenen Atem sehen kann. Die Augen sind noch so klein, da der Schlaf ganz schön nachhängt. Dann streckt man den Zeh ins Wasser – und munter ist man. Wenn mir jemand in meiner Münchner Wohnung etwas vom morgendlichen Herbstbad im See erzählt – no chance. Wenn du aber direkt am See aufwachst und nur in den Bademantel schlüpfen musst – go for it - ich bin sofort dabei! Der Alltag ist dann ganz weit weg und sieht so nicht das perfekte Ausflugsvergnügen aus?

Wir haben ein Herbst-Wochenende in der Wallerei direkt am Walchensee verbracht. Um es auf den Punkt zu bringen: es war schon fast kitschig, so nett waren die Leute, so chillig die Fass-Sauna am See, so lecker das Essen, so leuchtend die Farben des Sees und der orangefarbenen Bäume. Und noch dazu: ein Geheimtipp!

Mit Regiobahn und Bus an den Walchensee

Ganz ehrlich, den Walchensee hatten wir nicht so gut auf dem Schirm. Dabei ist der einer der größten Alpenseen Deutschlands, mit Regionalbahn und Bus nur eineinhalb Stunden von München entfernt – ja, wirklich und Freitagnachmittag war sogar alles pünktlich! Mit RB66und Oberbayern Bus 9608 fühlt sich schon die Anreise nach Abschalten an. Vorbei an Tutzing, Starnberger See und Kochel am See fahrt ihr durch die Natur und seid gleich gedanklich weit weg vom Stadtleben. Nach nur wenigen Gehminuten von der Busstation kommen wir auch schon bei der Wallerei an.

Lilian und Lucas haben während Corona den alten Gasthof mit Hotel gepachtet, eineinhalb Jahre hergerichtet und im April 2023 eröffnet. Als komplette Quereinsteiger*innen – sie aus der Software-Branche, er ein Start-upler – haben sie hier den Großteil selbst renoviert, sodass die Wallerei am Walchensee zum wunderschönen Ausflugsziel wird. Lilian und Lucas haben sich im Studium kennengelernt, fünf Jahre in Berlin gewohnt und betreiben nun das charmante Hotel. Zuagroaste am Walchensee? Nicht ganz. "Ich bin neben der Wallerei aufgewachsen", erzählt Lilian. Das einfache Gebäude hatte sie nie wirklich auf dem Schirm. Erst als es verkauft wurde.

1,5 Jahre Umbau machen die Wallerei besonders

Und so bringen die beiden sehr viel Charme in die ehemals verstaubte Bude. Auch, wenn es von außen eher wie ein klassischer Gasthof daher kommt, macht gerade das Innere wirklich etwas her! Bislang wurden die zehn Zimmer sorgfältig renoviert – 20 sollen es am Ende sein – und trotz rustikalem Doppelbett und dunklen Akzenten, hat es durch die hellen Steinböden und großen Fenster einen leichten und offenen Touch, mit hellen Steinböden und großen Fenstern. Der dunkle, alten Fischgrätenboden im Gastraum wurde vom Teppichboden befreit und in mühevoller Arbeit hergerichtet. Der grüne Keramikofen in der Ecke Stück für Stück ab und wieder aufgebaut und ein gemütliches Billardzimmer mit Kachelofen eingerichtet. "Elektriker und Installateur waren eineinhalb Jahre lang meine besten Buddys", erzählt Lilian, die nonstop auf der Baustelle war. "Eineinhalb Jahre war Lili nur in Latzhose zu sehen", ergänzt Lucas.

Das Restaurant ist das Herzstück

Das Herzstück der Wallerei ist das Restaurant mit hervorragender Küche. "Es fehlt nur noch das Vanilleeis zur Schokoladen-Tarte. Dann sind unsere Speisen zu einhundert Prozent selbstgemacht", sagt Lilian. Deftige Hausmannskost bekommt hier nochmal einen besonderen Twist: So wird das Schweinenackensteak mit Wirsing und Fenchel serviert, das Pilzgulasch mit hausgemachten Spätzle gibt es auch in vegan, die Pfannkuchen mit Kürbisfüllung sind aus Buchweizen, das Hechtfilet aus dem Walchensee bettet auf hausgemachten Spätzle und Kraut&Kräutercreme. Die Portionen machen mehr als satt und werden frisch zubereitet. Dazu werden Naturweine, also bio-zertifizierte oder biodynamische Weine, von kleineren Winzer*innen aus Deutschland, Österreich, Frankreich eingeschenkt. Wir sagen: hervorragend!

Ein perfekter Herbsttag in der Natur

Ein Tag in der Natur und am See macht richtig hungrig. Macht es wie wir, startet mit ein paar kurzen Schwimmzügen im See und genießt dann ein ausgiebigen Frühstück. Hausgemachte Kirsch-, Aprikose- und Erdbeermarmelade, selbstgemachter veganem Schokolandenaufstrich finden sich am Buffet genauso wie luftgetrocknete Salami aus nachhaltiger Zucht, frische Eier, Vollkornbrot, Breze und Joghurt. Der Cappuccino ist übrigens auch eine große Empfehlung!

Mit vollem Bauch könnt ihr dann direkt am Walchensee entlang spazieren – um den See ganz zu umrunden, braucht ihr allerdings etwa acht Stunden für 26 Kilometer.  Unterwegs könnt ihr euch direkt eine Fischsemmel vom Bauernhof holen. Oder ihr wagt euch auf den Herzogstand, der von der Wallerei aus super zu erreichen ist, oder wählt eine andere Wanderstrecke.

Bei schönem Wetter könnt ihr draußen im Biergarten sitzen oder ihr macht es euch im Café gemütlich. Wenn es den warmen Apfelstrudel mit Vanilleeis gibt, solltet ihr den unbedingt probieren! Ihr seht schon, kulinarisch ist hier wirklich einiges geboten.

Macht es euch richtig gemütlich

Bei eher ekligem Herbstwetter könnt ihr es euch richtig cozy im Kaminzimmer – vormals Herrenzimmer – machen. Mit dem Kachelofen ist es kuschelig warm. Super ist auch, wie hundefreundlich das Hotel ist! Die Vierbeiner dürfen überall hin mit genommen werden. Und da es nur wenige Zimmer gibt, die im Erdgeschoss für Hunde geeignet sind, fallen die Vierbeiner auch nicht wirklich auf.

Ein wahres Highlight ist für uns die Fass-Sauna, die am Seesteg liegt und ins Wasser ragt. Vor allem abends, wenn die Sonne unter- und die Lichterketten angehen, ist es besonders schön und romantisch. Auch danach solltet ihr euch trauen, in den kalten See zu springen, es lohnt sich!

Nicht nur Lilian und Lucas haben wir gleich ins Herz geschlossen. Alle sind super herzlich, es ist familiär und man kommt schnell ins Gespräch. Das Team ist international gemischt, daher wird intern auch Englisch gesprochen und work and travel ist hier möglich. Übrigens: Ihr könnt hier auch super ein Yoga-Retreat buchen, eure Weihnachtsfeier zelebrieren oder heiraten.

Der Walchensee zeigt sich im Herbst in allen Farben und gefällt uns so fast noch besser als im Sommer. Außerdem ist zu dieser Jahreszeit am See um einiges weniger los. Das Wochenende hat uns nochmal mehr gezeigt, wie wichtig und schön kleine Auszeiten vom Alltag sind. Gerade jetzt zur Herbstzeit können wir es uns richtig kuschelig und schön machen, bevor dann eh wieder Weihnachtstress und Co. losgehen. Nutzt die Zeit!