Keine Autos und begrünte Dächer: Wie sieht München in der Zukunft aus?

© Reinventing Society & Wire Collective

Eine potenzielle Straße der Zukunft endete mit klagenden Anwohner*innen. Grund dafür waren errichtete Sandkästen, spielende Kinder vor der Haustür und eine Rasenfläche statt Parkbuchten für Autos. Die Kolumbusstraße in München sorgte Mitte 2023 für bundesweites Aufsehen, wobei sie eigentlich nur eine Idee der Zukunft sein sollte.

Der Klimawandel und die damit einhergehenden Naturkatastrophen haben uns aktuell ganz schön im Griff. Das verspricht nicht unbedingt gute Laune fürs neue Jahr. Die Zeit also reif, mal einen Blick in die Zukunft zu werfen, und zwar direkt auf unser schönes München – und auch, wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint: Klimatechnisch gibt es hier nicht nur viel Forschung, sondern auch echt fancy Ideen. Aber seht selbst:

Keine (fliegende) Autos

Wer jetzt fliegende Autos und das Leben mit VR-Brillen im Kopf hat, wird (leider) enttäuscht, denn so wird die Zukunft zumindest in den nächsten Jahren nicht aussehen. Spannend und wichtig ist der Blick auf die kommende Zeit aber trotzdem, denn die aktuellen Klimaveränderungen haben uns und unsere Welt ganz schön im Griff. Dazu kommen hohe Mietpreise und immer mehr Menschen, die Platz zum Leben brauchen. Wie sind diese Herausforderungen zu stemmen?

Ein Projekt der Stadt und TU München war die Kolumbusstraße. Die Aktion "Autoreduzierte Quatiere" spaltete die Meinungen und lief bedauerlicherweise nicht so erfolgreich wie geplant. Temporär wurde das kurze Straßenstück klimafreundlich umgestaltet, für Autos gesperrt, begrünt, mit Sandkästen, Hochbeeten und Sitzbänken versehen.

© Markus Wilmers

Der Klimawandel in der Stadt

Hört sich doch eigentlich ganz vielversprechend an, oder? Doch trotz der zukunftsorientierten Idee kam es während der Projektphase zu Klagen, sodass die Straße frühzeitig wieder zurückgebaut wurde. Steffen Winkels ist einer der Kläger*innen, er lebt in der angrenzenden Sommerstraße. Ihm ging es vor allem darum, dass einfach über die Köpfe der Anwohner*innen entschieden wurde. Diese beklagten sich während der Projektphase zunehmend über laute Personen, fehlende Parkplätze in Wohnungsnähe und über rutschige Gehwege durch den Sand. Das sind verständliche Beschwerden, allerdings sollten wir uns alle dringend Gedanken machen, wie wir in Zukunft in Städten leben möchten. Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Deutschen in Städten. 2050 werden nach Berechnungen vermutlich 80 Prozent der weltweiten Bevölkerung in Städten, wohnen.

Die Problematiken des Klimawandels und die direkten Auswirkungen spüren wir auch heute schon in Deutschland und besonders Städte heizen den Planeten auf. Sie verbrauchen rund 80 Prozent der weltweiten Energie und Ressourcen. Unerträgliche Hitze, stehende Luft, ausgetrocknete Pflanzen – Sommer 2023, wir waren alle dabei. Ähnlich sieht es bei extremen Wetterlagen wie Sturzregen aus: Es kommt zu Überschwemmungen, denn die asphaltierten Straßen können die Wassermassen nicht aufnehmen.

Wieder im Grünen leben?

Ein Teil der Lösung konnte in der Kolumbusstraße schon bewundert werden: Grünflächen. Unscheinbar, aber für das Klima der Stadt enorm wichtig. Wie das in ein paar Jahren aussehen könnte, oder besser gesagt müsste, seht ihr hier. In diesem Buch nehmen die Autor*innen von Reinventing Society uns mit in die Städte der Zukunft – und die sind vor allem grüner. Mit kleinen Biotopen und einem Stadtwäldchen ahmt die begrünte Stadt den Stoffkreiswechsel nach. Außerdem könnten Abfälle zu neuen Rohstoffen verarbeitet werden und Solar- und Windkraftgenossenschaften versorgen München mit erneuerbarer Energie. Zu sehen ist auch eine Idee zur Umgestaltung des Siegestors mit einer Fußgänger*innen freundlichen Infrastruktur, sicheren Radwegen und elektrifizierten Shuttles.

© Xenia Beitz

Auch die TU München steckt tief in der Forschung zum nachhaltigen Bauen. In mehreren Studiengängen wird nachhaltiges und energieeffizientes Bauen gelehrt, um so eine Stadt der Zukunft aufzubauen. Student*innen berichten davon, dass sie in den interdisziplinären und internationalen Fächern Projekte mitentwickeln. Zum Beispiel in einer Begleitforschung zum Thema "Klimaanpassung im Wohnungsbau". Darin soll vor allem auch die Vereinbarkeit von kostengünstigem Wohnungsbau in Gebieten, die wie München stark besiedelt sind, mit den nötigen Klimaschutzmaßnahmen erforscht werden.

Falls ihr noch ein bisschen tiefer eintauchen möchtet oder später sogar aktiv das Stadtbild mit verändern wollt, dann solltet ihr euch mal den Studiengang Landschaftsarchitektur an der Universität Weihenstephan ansehen: Schwerpunkt ist unter anderem auch die Stadtplanung.

 

Altes wieder verwenden

Obwohl das Projekt Kolumbusstraße erst einmal gefloppt ist, gibt es auch schon erfolgreiche Ideen aus München. Zum Beispiel beherbergt die Landeshauptstadt seit 2021 Deutschlands größte Holzbausiedlung. Auf dem ehemaligen Kasernenareal im Norden Bogenhausens stehen jetzt Wohnhäuser aus Holz. Laut Nobert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, "muss es aber nicht immer neu sein, vor allem Sanierungen von Altbauten und das Recycling von bereits bestehenden Gebäuden ist eine Art der Nachhaltigkeit, die auch in München mehr gefördert werden sollte". Ein weiteres Beispiel dafür ist das Kreativquatier südlich am Olympiapark.

Aber auch die flexible Nutzung von Gebäuden, die mehr als nur einen Zweck erfüllen, – wie das Parkhaus an der Occamstraße 20 in Schwabing – sind zukunftsorientiert: Hier dürfen Schüler*innen der benachbarten Grundschule die Dachfläche als Sportplatz verwenden. Paradebeispiel ist natürlich auch das Bellevue di Monaco mit dem Soccerplatz auf dem Dach.

Dachsportplatz Bellevue di Monaco
© Dominik Schelzke

Selbst aktiv werden

Die Möglichkeiten, das Leben in (d)einer Stadt nachhaltiger zu machen, sind also weitreichend. Und auch wir selbst können schon etwas dazu beitragen, indem wir uns Gedanken über Wohnkonzepte machen, in Formen von Co-Working-Spaces, Shared Villas oder Smart Homes. Oder eben öfter in den Nahverkehr und aufs Rad steigen, statt die Strecke mit dem eigenen Auto zu fahren. Da unterstützt man nebenbei noch den Ausbau von Radwegen.

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München hat hinsichtlich nachhaltiges Stadtleben also noch aufzurüsten und natürlich gibt es noch viel mehr Bereiche wie Mobilität und Digitalisierung, die dabei eine große Rolle spielen. Vielleicht kennt ihr ja auch noch gute Beispiele aus München, die für ein nachhaltiges Leben in der Stadt stehen? Schickt sie uns gerne. Denn am Ende sollten wir uns alle Gedanken machen, wie wir in ein paar Jahren in München leben möchten.

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