Ruhe und Abenteuer: So wandert ihr sicher alleine

© Xenia Beitz

Summende Insekten schwirren um meine Armen; an der Schläfe wird es langsam nass und der Atem schwerer. Aber es ist gleich geschafft – noch wenige Meter und ich bin am Gipfel angekommen. Dem höchsten Punkt am Jochberg. Doch statt mich nach hinten zu drehen und das Ankommen mit meiner Mitwander*in zu teilen, laufe ich weiter, um mir einen guten Platz am Gipfel für meine Pause zu sichern. Meine Pause alleine, denn niemand ist mit mir hoch gewandert. Der Trip zum Jochberg war mein erste Solo-Wanderung und schon direkt danach war ich mir sicher: Es werden noch einige folgen.

Die richtige Vorbereitung

© Xenia Beitz

Für richtige Wander-, Outdoorprofis und Travelmäuse mag das nach einem kleinen Meilenstein klingen, doch als eher Anfängerwanderin war ich schon aufgeregt, als ich mich ein paar Tage zuvor an den Laptop setzte, um meine Wanderung zu planen.

Meine Kriterien: Ich wollte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an den Start- und Zielpunkt kommen, die Wanderung sollte einfach sein, aber einen tollen Blick und Möglichkeiten zum Baden bieten. Die dreieinhalb Stunden mit 750 hm zum Jochberg hoch, am Ufer des Walchensees zurück, entpuppte sich als perfekt. Und somit kommen wir zu meinen ersten Tipps an alle Wander-Newbies: Informiert euch ausreichend über die Route, schätzt euer Fitnesslevel realistisch ein und checkt Erfahrungsberichte.

© Xenia Beitz

Ab auf den Gipfel

Beim Alleine-Wandern geht nichts über eine gute Vorbereitung. Ich lud mir alle wichtigen Informationen zur Route auf mein Handy, checkte die Züge und kontrollierte meine Wanderschuhe und klar: Prüfte das Wetter. Am nächsten Morgen, bevor ich in den RE nach Kochel am See stieg, schickte ich einer Freundin meinen Live-Standort (für den Fall der Fälle) und schaute nochmal nach meinem vorbereiteten Essen, Reiseapotheke und Trinken. Dann konnte es losgehen.

Bei strahlendem Sonnenschein stieg ich aus dem Bus 9608 an der Haltestelle Kesselberg Paßhöhe, Kochel a. See aus und machte die für diese Route bestimmte Schilder ausfindig. Nach den ersten Schritten empfing mich ein steil nach oben geschlängelter Weg durch den kühlen Wald.

 

© Xenia Beitz

Immer den gelben Schildern folgend in Richtung Jochberg arbeitete ich mich nach oben. Die Blätter tropfen vom Regen der vergangenen Wochen noch auf mich herab; ab und an knackte es neben mir und nur sehr vereinzelt kamen mir Wander*innen entgegen. Ansonsten war ich alleine und was mich empfing, war Stille. Und das tat mehr als gut. Nach und nach verfiel ich in einen meditativen Rhythmus, der lediglich durch die am Rand liegenden Aussichtspunkte auf den Kochelsee unterbrochen wurde.

Durch die gute Beschilderung hatte ich zu keinem Zeitpunkt Probleme, den Weg nach oben zu finden und mit kurzen Trinkpausen war ich nach eineinhalb Stunden fast am Gipfel angekommen. Während ich auf dem Weg mit Sonnenschein und Aussichten über das bayerische Umland und den beiden Seen belohnt wurde, zog sich die Wolkendecke oben leider über mir endgültig zu.

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Zwischen Unsicherheit und Selbstvertrauen

Meinem Glücksgefühl, alleine oben angekommen zu sein, tat das aber keinen Abbruch und so packte ich selig meinen Proviant ein wenig abseits der größeren Gruppe aus. Schnell machte ich noch ein, zwei Fotos – ansonsten genoss ich den für mich besonderen Moment, bevor es Zeit zum Abstieg wurde. Dabei passiert ihr auf dieser Strecke übrigens die Jochbergalm, in der ihr auch einkehren könnt. Ich entschied mich aber dagegen, da ich unbedingt noch im Walchensee baden wollte.

Mutigen Schritten ging es jetzt steil bergab und ehrlich, da verließ mich an manchen Stellen meine Zuversicht. Die Zeichen, die meinen Weg kennzeichneten, versteckten sich zunehmend hinter Büschen und Bäumen – immer öfter griff ich nach meinem Handy, um mich zu orientieren. Nach ein paar tiefen Atemzügen und dem Fragen eines entgegenkommenden Wanderers war ich mir aber sicher: Ich bin richtig.

© Xenia Beitz

Nochmal?

Zwischen den Bäumen konnte ich dann das türkisfarbene Wasser des Sees durchblitzen sehen und wusste: Ich habe es gleich nach unten geschafft. Der Waldweg öffnete sich schließlich und legte den Blick auf den Drehort von "Wickie und die starken Männer" frei. Mir offenbarte sich ein atemberaubender Blick und vor mir erstreckte sich eine perfekte Badestelle. Rein in den Bikini und ab ins Wasser!

Nach dieser Abkühlung waren es nur noch 20 Minuten bis zur Bushaltestelle, die mich wieder zurück zum RE brachte. Also schaut vorher am besten nach den Abfahrtszeiten, dann klappt hier auch alles ganz leicht. Mein Fazit zu meiner Solo-Wanderung: Ich habe nicht nur tolle Aussichten genossen, wenig Bildschirmzeit und viel Bewegung mitgenommen, sondern auch ein wenig mehr Selbstvertrauten bekommen. Ich freue mich schon auf die nächste Tour!

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