Club Legenden #4: Raves und Nirvanas letztes Konzert am Flughafen Riem
Heute kaum mehr vorstellbar, aber München war mal die Partystadt schlechthin – das "deutsche San Francisco". In den wilden 60ern und 70ern feierten hier Freddy Mercury, Jimi Hendrix, Led Zeppelin, Uschi Obermaier und Mick Jagger. Schwabing und die Leopoldstraße waren der Place-to-be. In den 80er Jahren kam dann die Schickeria auf, das hielt die 90er aber nicht auf mit ausgefallenen Partylocations wie dem Flughafen Riem noch mal Gas zu geben. Aber auch heute machen immer wieder Clubs zu, die in München Geschichte schrieben – wie das Atomic, die Registratur oder die Erste Liga. Wir erzählen ihre Geschichte.
Anfang der 90er kam der Rave nach München. Ein Glück, dass zeitgleich der Flughafen Franz Josef Strauss eröffnet wurde und mit dem alten Flughafen Riem somit eine Zwischennutzung entstand, die legendär wurde. Für ganze drei Jahre (kommt einem bei heutigen Zwischennutzungen schon lang vor) wurde hier getanzt, gefeiert und auch ziemlich viele Drogen genommen. Im Flughafen Riem kamen mehrere Clubs zusammen: In der Kantine war das erste Ultraschall, ein Technoclub, der danach im Kunstpark weiterlebte – dem Nachfolger von Riem. Das Rollfeld war Veranstaltungsort für Flohmärkte und Open Air-Konzerte und im Terminal 1 spielte Nirvana das letzte Konzert, bevor Kurt Cobain starb.
Doch die waren nicht die einzig berühmten Gäste hier – auch Sven Väth, Paul van Dyk und Westbam legten hier auf. Die Partys am Flughafen Riem erreichten neue Techno-Dimensionen, es wurde viel länger und auch tagsüber gefeiert. Drag-Queens tanzten mit Männern in Röcken und Frauen in Unterwäsche, LSD, LEDs und Techno, soweit das Ohr reichte – es war wilder, als man sich München heute vorstellen könnte.
Der Flughafen Riem: vom Rave zum Rock
Aber auch Rock spielte in dieser Zwischennutzung eine große Rolle: Im August 1993 fand das dreitägige Open-Air-Festival Rock over Germany statt, bei dem unter anderem Prince, Tina Turner und Rod Stewart auftraten. Das darauffolgedene Festival Rock in Riem (1994) war übrigens Vorreiter vom heutigen Rock im Park!
1996 schloss der Flughafen dann, aber auch heute stehen noch letzte Überbleibsel in der Messestadt Riem: Der alte Tower findet sich in der Olaf-Palme-Straße ist und ist vermietet, die fast schon historisch anmutende Abflug-Anzeige steht in der Grünanlage bei der Stockholmer- und Karolin-Herschel-Straße und das alte Besucherzentrum befindet sich in der Kopenhagener Straße.
Wann eröffnet: 1993
Wann geschlossen: 1996
Berühmte Gäste: Nirvana spielten hier ihr letztes Konzert, Sven Väth legte auf, Prince und Tina Turner traten beim Rock-Festival auf!
Besonderheit des Clubs: Mehrere Clubs in einem,
Vergnügte Anekdote: Das Open-Air-Festival Rock over Germany war total verregnet, die 185.000 Gäste standen im Matsch und Gummistiefel, Regenmäntel und Regenschirme in dieser Zeit in München ausverkauft.
Heute steht dort: die Messestadt Riem.
Mehr spannende Clubs von gestern findet ihr in den Büchern "Mjunik Disco" (Blumenbar Verlag) und "Aus is und gar ist" (Allitera).