Kleine, geile Firmen #47 – Handtaschen made in Paris von Bea Bühler
Wir verfolgen Bea Bühler schon eine ganze Weile – 2016 eröffnete sie ihren Pop-Up-Store in der Baaderstraße, im Sommer 2017 gewann sie dem Münchner Label WE.RE den Sommersalon am Rindermarkt. Nach 18 Jahren Paris, hat Bea sich sehr nach der Isar und ihrer Heimatstadt gesehnt – und nun einen eigenen, langfristigen Laden in der Au eröffnet. Mit ihren Taschen verbindet sie nicht nur Architektur mit Mode, sondern bringt auch ein bisschen Paris in die bayerische Landeshauptstadt.
Woher kommt deine Verbindung zu Paris?
Bea: Ich habe fast mein halbes Leben dort verbracht. Was mich damals hinbrachte? Nun ja, ich hatte null Punkte im Französisch-Leistungskurs – wegen eines Blackouts – das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Mein damaliger Freund hat mich mit zu Freunden nach Paris genommen – und ich bin einfach dort geblieben. Aus einer Woche wurden 18 Jahre. Ich habe einen Sprachkurs gemacht, war Au-Pair für eine wundervolle Familie in einem Pariser Vorort und habe schließlich auch Innenarchitektur und Produktdesign dort studiert. Ich hatte schon als Kind eine imaginäre französische Freundin, sie hieß Sederie Puder. Und ich hab meiner Mama erzählt, ich werde mal in Paris wohnen. So ist es dann auch gekommen.
Manche Dinge passieren erst, während du sie machst.Bea Bühler
Und wie kam der Spagat von der Innenarchitektur zu deinen Taschen?
Bea: 2008 habe ich mein Diplom in Paris gemacht, währenddessen lief ein Wettbewerb von Hérmes – übersetzt mit dem Titel "Die Leichtigkeit des Alltags" –, dafür habe ich die Balloon-Bag entworfen. Nach der Präsentation im Diplom meinten viele Freunde, für die ich nebenbei individuelle Taschen angefertigt hatte, ich sollte das weitermachen. Das Nähen habe ich mir zwar selber beigebracht, aber für eine perfekte Handtasche braucht man natürlich eine professionelle Manufaktur.
Wie entstehen deine Taschen?
Bea: Ich habe eine Idee, zeichne sie auf. Manche Dinge passieren erst, während du sie machst. Dann nähe und baue ich präzise Modelle aus verschiedenen Materialien – das kann ich aus der Innenarchitektur. Modelle aus Karton sind für mich immer sehr hilfreich. Entweder nähe ich dann selbst einen Prototyp oder ich lasse ihn in der Produktion herstellen – je nachdem, wie kompliziert er ist. Am Ende gibt's dann noch die Entscheidung, wie viele Taschen man in welcher Farbe produzieren möchte.
Welches Leder verwendest du für deine Taschen?
Bea: Während des Entstehungsprozesses gehe ich schon auf Material-Recherche – auf Messen in Mailand und Paris. Mittlerweile habe ich einen Lederlieferanten, mit dem ich sehr zufrieden bin und von dem ich hochwertiges Naturleder beziehe – und eine Manufaktur, die in Paris nur zwanzig Minuten von mir entfernt ist. Ich schätze Naturleder, weil es sehr schön altert. Die erste Balloon-Kollektion war allerdings aus französischem Lammleder und wurde von einer Firma produziert, die sonst für Lanvin, Dior und Hérmes nähte. Die waren damals die einzigen, die die Ballon-Form perfekt hinbekommen haben. Dieser Lieferant hat mittlerweile geschlossen, die Balloon-Bags, die ich hier habe, sind erst einmal die letzten. Also, hurry up!
Woran arbeitest du gerade?
Bea: Im Moment arbeite ich an verschiedenen Innenarchitektur-Aufträgen, sowie an der Vorbereitung für eine Ausstellung im Direktorenhaus in Berlin, die im Mai 2019 eröffnet. In der wird es um aufstrebende deutsche Designer gehen – vier Taschendesigner sind dabei, darunter ich. Die Ausstellung heißt "Handmade in Germany" und wird ein Jahr lang zu sehen sein. Bisher habe ich jedes Jahr mindestens ein neues Produkt hinzugefügt, wie die Dirndltasche letztes Jahr oder in 2017 eine Taschen-Kooperation mit Saskia Diez. Im Moment bin ich zudem an verschiedenen Kollaborationen dran – die mache ich besonders gerne, weil ich sie immer sehr inspirierend finde und man sich gut in andere Bereiche reindenken kann. Außerdem mache ich auch Cooperate Items und Handtaschen auf Wunsch.
An Paris liebe ich die unglaubliche Ästhetik der Stadt, die überall existiert. Die Attitude der Menschen und den Stil – welcher bereits bei der Auswahl der Tische und Stühle auf einer Caféterrasse beginnt.Bea Bühler
Hast du eine Traum-Kollaboration oder -Arbeit?
Bea: Mein Traum wäre, dass ich alles irgendwann abdecken kann – ein komplettes Repertoire mit schlichten, schönen Taschen. Dass sogar eine Kinderwagentasche elegant sein kann. Der Wahnsinn wäre natürlich irgendwann einmal ein Produkt in Zusammenarbeit mit Hermès, deren Tradition und Savoir-faire zu entwerfen.
Was magst du an Paris und was an München?
Bea: An Paris liebe ich die unglaubliche Ästhetik der Stadt, die überall existiert. Die Attitude der Menschen und den Stil – welcher bereits bei der Auswahl der Tische und Stühle auf einer Caféterrasse beginnt. Ich genieße die französische Kultur, das Leben draußen und miteinander. In Paris gehe ich auf die Straße, treffe zufällig Freunde und wir trinken ein Glas Champagner zusammen. Im Winter hast du beheizte Terrassen, in München ist dagegen leider alles hochgeklappt, sobald es kalt ist. Deshalb bin ich im Winter auch lieber in Paris und im Sommer in München. Dafür hat München viel mehr Grün, wilde Natur wie den Nordteil vom Englischen Garten oder die Weite der Isar. Ich könnte nicht in Schwabing wohnen, ich brauche die Nähe zur Isar. Ich mag's hier joggen zu gehen, die vielen Seen rund um München, morgens ins Schyrenbad zu springen und natürlich die Biergärten!
Bea Bühler | Entenbachstraße 47, 81541 München | Öffnungszeiten nach Vereinbarung unter [email protected] oder, wenn Bea da ist, einfach hereinkommen | Mehr Infos
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.