Kleine, geile Firmen #43 – Regionales Fleisch finden mit Fleischglück
Die drei Macher hinter Fleischglück essen zu gerne Steak und Co., um ganz darauf verzichten zu wollen. Sie glauben allerdings, an der Art und Weise, wie wir über das Produkt Fleisch nachdenken, kann und soll Einiges geändert werden. Im Sommer 2018 gründeten David, Max und Roman deshalb ihr Label, nachdem sie ein gutes Jahr lang Ideen sammelten und auf ihre Vision hinarbeiteten: Fleisch ist nicht zum satt machen da, sondern ein Stück Luxus!
Erklärt doch einmal die Idee hinter eurem Label Fleischglück?
Fleischglück: Wir essen alle sehr gerne Fleisch und für uns stand nie zur Debatte damit komplett aufzuhören. Mit der moralischen Frage, inwiefern es okay ist Fleisch zu essen, weil dafür ein Tier sterben muss, haben wir uns allerdings sehr intensiv beschäftigt. Wir hatten auch das Gefühl, sehr viele Leute essen Fleisch eher unreflektiert, weil es einfach zum Alltag dazugehört und satt macht. Viele Menschen machen sich keine großartigen Gedanken darüber, woher das Stück Fleisch auf ihrem Teller kommt. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass es innerhalb dieser Branche viele Metzger und Fleischerzeuger gibt, die eine extreme Leidenschaft an den Tag legen, tolle Geschichten zu erzählen haben und das Produkt Fleisch mit viel Emotion füllen können.
Wenn du im Supermarkt vor einem Stück Fleisch stehst, schaust du auf einen rosafarbenen Lappen. Der erinnert nur noch wenig an ein richtiges Stück Fleisch oder gar an ein Tier.
Was meint ihr gerade bei diesem Thema, wenn ihr von Emotion sprecht?
Fleischglück: Naja, das Problem ist ja oft, dass du im Supermarkt vor einem Stück Fleisch stehst und dir einen rosafarbenen Lappen anschaust. Der erinnert nur noch wenig an ein richtiges Stück Fleisch oder gar an ein Tier. Das ist alles sehr abstrakt geworden und dann ist es auch nachvollziehbar, dass jemand der sich mit dem Thema kaum beschäftigt ohne Gewissen zugreift, weil die Erinnerung an dieses Ursprungsprodukt einfach nicht mehr da ist. Wir haben uns gedacht, es wäre doch schön, durch positive Geschichten und inspirierende Menschen das Thema wieder aufzuwerten und ein Bewusstsein für Fleisch zu schaffen. Dem Produkt dadurch wieder ein bisschen Emotion zu geben, mehr Glanz zu verleihen und daran zu erinnern, dass Fleisch kein billiges Sattmacher-Lebensmittel ist.
Wie versucht ihr euer Anliegen zu vermitteln?
Fleischglück: Unsere Mission ist es, den Leuten nicht nur zu erklären was gutes Fleisch ist und wer es herstellt, sondern auch, wo man es bekommen kann. Zu wissen was Qualität ausmacht ist das eine, aber auch einen praktischen Weg aufgezeigt zu bekommen, wo man sowas kaufen kann, gehört ganz eng zusammen. Sowas gibt es oder gab es in dieser Form noch nicht. Auf Fleischglück wollen wir den Endverbraucher, der sich für Fleisch interessiert, mit dem Erzeuger, dem Produzenten und dem Metzger zusammenbringen. Viele Metzger kennen sich untereinander und tauschen sich aus, aber das Wissen das sich untereinander ansammelt, bleibt in dieser Fleischerzeuger-Blase. Wir wollen, dass mehr Menschen daran teilhaben können.
Wir versuchen alle Teile des Tieres in unseren Rezepten zu verwerten, weil das für uns auch eine Art von Respekt gegenüber dem Tier ist.
Wie kann man eure Firma beschreiben?
Fleischglück: Im Grunde genommen sind wir ein Online-Magazin an das eine Verzeichnis angedockt ist – wir nennen es die Steak-Suchmaschine. Damit kann man sehr konkret und spezifisch suchen und bekommt angezeigt, wo man welche Spezialität in der Umgebung findet. Man kann also filtern: Ich suche Angus Beef, weil es mir besonders gut schmeckt und ich die Rasse toll finde. Wo finde ich Angus Beef in 50 Kilometer Umgebung? Man gibt die Postleitzahl an und dann werden Metzger in der Umgebung, die genau das gesuchte Produkt führen, angezeigt.
Auf fleischglück.de erzählen wir also einerseits in Reportagen und in Videos Geschichten von Erzeugern, wir geben aber auch Einblicke in Sachen Warenkunde und Qualität und bereiten Rezepte auf. Wir versuchen zum Beispiel alle Teile des Tieres in unseren Rezepten zu verwerten, weil das für uns auch eine Art von Respekt gegenüber dem Tier ist.
Wer genau steckt denn hinter Fleischglück?
Fleischglück: Wir haben fleischglück.de zu dritt gegründet: Max ist Webdesigner, Roman kommt aus dem Vertrieb, übernimmt bei uns also den Part des Kunden- und Partnerbetreuers und David ist bei uns die Content-Maschine, produziert also Texte und Videos für unser Magazin. So ergänzen wir uns eigentlich sehr gut.
Der Trend geht ja in letzter Zeit schon eher in dir Richtung komplett auf Fleisch zu verzichten. Wie habt ihr euch damit auseinandergesetzt?
Fleischglück: Eigentlich sind wir viel näher an einem Vegetarier oder Veganer, als man auf den ersten Blick glauben könnte. Auch unser Ziel ist es, dass insgesamt weniger Fleisch gegessen wird und der vegetarische Anteil auf den Tellern viel größer wird. Letztendlich soll Fleisch wieder ein Produkt werden, das man sich nur ab und an gönnt und für das man bereit ist Geld auszugeben. Das setzt voraus, den Wert des Produktes zu erkennen und genau das versuchen wir durch unsere Inhalte zu vermitteln.
Das Tierwohl, welches in dieser Diskussion ja sehr wichtig ist, kann erst möglich werden, wenn der Erzeuger eine gewisse finanzielle Freiheit hat. Fleischerzeuger müssen wieder in der Lage sein, ihrem Tier einer längere Lebenszeit und langsameres Wachstum zuzugestehen. Also nicht in möglichst wenig Zeit auf eine möglichst hoher Fleischausbeute kommen zu müssen, sondern auf die Bedürfnisse des Tieres eingehen zu können. Ich glaube nicht, dass wir ganz Deutschland vom Fleischkonsum abkehren können, aber wir wollen unsere Philosophie der Wertschätzung den Menschen näher bringen.
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.