Kleine, geile Firmen #16 – Insekten essen mit Wicked Cricket

© Wicked Cricket

"Schmeckt leicht nussig und irgendwie nach Popcorn." – Die ersten Bissen sind noch etwas zögerlich, aber dann lassen sich die krossen Grillen überraschend gut snacken. Aber halt: Grillen? Als Snack? What the...? So ähnlich reagierte auch die nette Dame vom KVR, als die Freunde Mathias und Josef ihr Gewerbe bei ihr anmelden wollten. Die Allgäuer Wildkräuter – eine der "Geschmacksrichtungen" – konnten die gebürtige Allgäuerin dann aber überzeugen.

Der Weg von der Idee zum fertigen Produkt, den "Wicked Crickets", war dabei gar nicht mal so kurz. Vor etwa eineinhalb Jahren begann Mathias, der eigentlich frischgebackener Lehrer ist und Deutsch und Geographie am Gymnasium unterrichtet, sich mit dem Thema Entomophagie – der Fachbegriff für das menschliche Essen von Insekten – zu beschäftigen. Wer ihn kennt, wird sich nicht wundern, dass nur kurze Zeit später das erste Zirpen durch die WG-Küche hallte.

Ein paar lebende Grillen gibt es im Container Collective noch © Nina Vogl
An guaden! © Nina Vogl

Wer andren eine Grille brät, hat ein Grillenbratgerät

Der Plan: Selbst Grillen züchten, um sie dann zu schmackhaften Snacks zu verarbeiten. Da war die Küche natürlich nicht der geeignete Ort und so bauten sie kurzerhand ein leerstehendes Kellerabteil in der Maxvorstadt zu ihrer ersten eigenen Zuchstation um. Auf dem Speiseplan der kleinen Grillen standen Karotten, Haferflocken und Äpfel. Durchweg in Bioqualität. Obwohl – oder gerade weil – sich die Insekten fleißig vermehrten, mussten Mathias und Josef, der im "normalen" Leben Physiker ist, ihre Zuchtpläne aus Platzgründen schnell wieder auf Eis legen.

Perfektes Stichwort, denn mittlerweile bekommen sie ihre Grillen geliefert. Und zwar gefriergetrocknet von speziellen Züchtern, die die Insekten explizit für den menschlichen Verzehr produzieren. Um die Zubereitung kümmern sich die Jungs dann selbst. Die Grillen werden im Ofen gegrillt und dann mit unterschiedlichen Kräutern und Gewürzen verfeinert – ohne künstliche Zusatzstoffe. In ihrem Online-Shop bieten sie die Wicked Crickets in drei verschiedenen Varianten an: Allgäuer Wildkräuter, Rosa Pfeffer und Fleur de Sel.

© Wicked Cricket
Allgäuer Wildkräuter, Rosa Pfeffer und Fleur de Sel © Wicked Cricket

"Iss oder zirp"

Langfristig würden sie auch gerne wieder selber züchten, aber erst mal muss das Geschäft ins Rollen kommen und dabei ist vor allem eine Frage spannend: Wie überzeugt man die Leute, dass Grillen ein richtig guter und noch dazu sinnvoller Snack sind? Denn mal abgesehen davon, dass sie regelrechte Eiweiß- und Nährstoffbomben sind, haben sie einen klaren Vorteil gegenüber klassischem Fleischkonsum. Denn während für die Herstellung von einem Kilo Rindfleisch schätzungsweise 11000 Liter Wasser verbraucht und etwa 3kg Treibhausgase in die Luft befördert werden, sind es bei den Insekten gerade mal 4,5 Liter Wasser und ganz genau ein Gramm der üblen Gase.

Und versprochen: Um die Grillen lecker zu finden, muss man nicht Timon, Pumba oder Bear Grylls heißen. Vergesst also all das fancy Superfood, das ihr in eure Salatbowls kippt. Es ist Zeit für etwas Neues auf eurem Speiseplan und so bekommt auch "Grillen und Chillen" einen ganz neuen Beigeschmack. Vielleicht sitzt ihr also bald nicht mit der Chipstüte bei "Netflix & Chill", sondern mit den kleinen Dosen von Wicked Cricket bei "Netflix & Grill". Und weil man nie genug Wortspiele haben kann, bleibt sowieso nur eine Möglichkeit: "Iss oder zirp!".

Die zwei Grill(en)meister © Wicked Cricket
© Nina Vogl

München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.

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