Kleine, geile Firmen #23 – Das Münchner Plattenlabel Toy Tonics

Es gibt ein neues Label in der Stadt – und das mittlerweile schon seit drei Jahren. So richtig bemerkbar machen sich die Jungs von Toy Tonic aber endlich diesen November. Am Freitag, den 17. November 2017 findet der erste Münchner Showcase in der Heimat statt. Der Vorverkauf ist bereits beendet, Tickets bekommt ihr aber noch an der Abendkasse. (Wir verlosen Gästelistenplätze!) Das wird auch höchste Zeit: Schon letztes Jahr war Toy Tonics auf Platz drei der bestverkauften Deep House Labels auf Beatport.

Im Büro von Toy Tonics sitzen drei stadtbekannte Gesichter: Mathias Modica, Manuel Kim und Moritz Butschek. Für unseren Besuch in ihrem Studio in der Au sind aber auch noch die Münchner Künstler Rhode & Brown und COEO die fünf Stockwerke hochgeklettert. Ist man dann endlich oben, hat sich alles gelohnt. Mit Blick auf die Mariahilfkirche und mindestens die ganze Welt produzieren die Jungs von Toy Tonics House und Dance Musik, die nicht an positiven Vibes spart. Inspiriert von New York House und Munich Disco (Moroder!) macht das Label Münchens Szene stolz.

Was steht hinter eurem Label Toy Tonics?

Mathias Modica: Toy Tonics ist aus dem Gomma Label entstanden. Das ist unsere Abteilung für Indie und Dance. Es gab aber schon damals Münchner wie COEO und  Rhode & Brown, die alle House gemacht haben und geile Tracks hatten. Irgendwann hat es Sinn gemacht, ein Label zu gründen und diese Tracks zu veröffentlichen. Dazu kamen dann immer mehr Demos von Leuten, die nicht auf das Gomma Label gepasst haben, aber im Style ähnlich waren. Wir fanden es zu schade, wenn die nicht auch irgendwo rauskommen. Letztendlich haben wir Toy Tonics dann 2014 gegründet. Zuerst war das als Unterlabel, so nebenbei, gedacht. Mittlerweile läuft es aber so gut, dass Toy Tonics zum Hauptthema geworden ist.

Welche Künstler oder Tracks würdet ihr zum Einstieg empfehlen?

Mathias Modica: Auf jeden Fall sind das die Hits von COEO. Was wäre das dann?

COEO: Back in the Days! Oder  die aktuelle Platte von Rhode & Brown. Die ist super!

Moritz Butschek: Ich würde auf jeden Fall noch sagen, der Sex Track von Black Loops ist gut zum Einstieg und auch erst dieses Jahr rausgekommen.

Was bedeutet es euer Label in einer Stadt wie München zu machen und nicht in – zum Beispiel – Berlin ? Gibt es Vorteile oder Nachteile und große Schwierigkeiten?

Mathias Modica: Einer der Vorteile ist natürlich, dass wir hier ein Studio haben mit so einem schönen Blick über die Stadt. Der Nachteil ist, dass wir kein Büro mehr haben. Die Bürosituation ist im Moment nicht einfach, aber für uns ist das eher eine Spirit-Sache. München hatte schon immer diesen Disco Vibe und ist berühmt für Soul und Disco. Das spiegelt sich in unserer Arbeit wieder. Um das Klischee zu bedienen: In einer eher düsteren Stadt wie Berlin wo tendenziell düstere Musik gemacht wird, würde auch unser Sound anders klingen. Wir haben einen sonnigen Sound. Kann man das so sagen? Das liegt in der Luft und in den Genen der Stadt.

Ihr veröffentlicht digital und auf Vinyl. Wo kauft man in München am besten Platten?

Manuel Kim: Viele Plattenläden gibt’s nicht mehr. Außer Public Possession und Optimal ist die Stadt in dem Bereich leider total ausgedünnt. Wir sind halt nicht in Berlin, Amsterdam oder Paris. Dort geht schon noch was und es gibt Läden, die unterschiedliche Formate fahren. In München können wenige den Schritt wagen einen Plattenladen aufzumachen, denn in der gegenwärtigen Situation ist es richtig schwierig. Alle reden zwar von Vinyl Revival, aber das betrifft nicht unbedingt die kleinen Läden und Labels. Die 25. Auflage einer ACDC-Platte macht dieses Revival aus und nicht unbedingt die Platten der kleinen Labels, die schon immer da waren und auch nach wie vor da sind.

Mathias Modica: Die Läden, die es hier gibt, sind aber schon super. Dafür, dass München eine kleine Stadt ist, ist ein Laden wie der unserer Freunde von Public Possession phänomenal. Auch Optimal ist einzigartig.

Ihr veröffentlicht tanzbare Musik. Wo geht ihr in München gerne tanzen.

Einstimmig: Ins Charlie.

Mathias Modica: Da die Hälfte dort arbeitet oder auflegt ist das Charlie der naheliegende Laden.

COEO: Im Sommer sind die HYTOP Partys super und momentan auch das Awi. Ein guter Laden, kostet nichts und die Stimmung ist immer gut. Macht Spaß!

Moritz Butschek: Wenn ich jetzt noch was sage, haben wir alle Clubs der Stadt gelistet. Ich selbst bin am liebsten im Bahnwärter Thiel bei den Wannda Veranstaltungen und im Harry Klein. Ich gehe aber auch gerne ins Blitz und die Rote Sonne.

Manuel Kim: Das Charlie ist ein Ort, der für uns in der Konstellation, wie wir hier sitzen, das musikalische Zuhause ist. Das Blitz ist zum Beispiel ein anderer Kreis, auch im MMA und der Roten Sonne rekrutieren sich die Leute untereinander. Deswegen ist das Charlie schon unser Fluchtpunkt. Das geht aber weit zurück – vor dem Charlie war es das Café King und davor die Registratur und die Erste Liga.

Und was sind eure Pläne für die Zukunft?

Mathias Modica: Unser Rhythmus ist eine Platte im Monat rauszubringen. Die nächste wird von dem Münchner Kapote sein. Wir haben das Glück, dass das letzte Jahr sich für das Label sehr gut entwickelt hat. Es multipliziert sich im Moment alles: In kürzester Zeit verkaufen wir viel mehr Platten und haben viele Gigs. Teilweise sind wir selbst irritiert darüber, wer Bock hat mit uns was zu machen. Teilweise sind das Leute, deren Fans wir sind. Das ist super. Nächstes Jahr wird es also Platten von einigen Leuten geben, die man eigentlich von englischen oder amerikanischen Labels kennt.

Außerdem haben wir beschlossen endlich ein Event zu machen. Im Dezember haben wir in London einen Showcase und die Jungs von COEO fliegen nach Australien auf Tour. Black Loops waren in Amerika. Auch in Frankreich haben wir ein paar Gigs. In München gab es bisher noch überhaupt nichts, obwohl das ja unsere Stadt ist.

Wenn ihr zu der Party von Toy Tonics am 17. November 2017 wollt, dann schreibt uns eine Mail mit dem Betreff "Charlie" an [email protected]. Wir haben noch 2x2 Gästelistenplätze, ausgelost wird am Donnerstag, den 16.11.2017 um 12 Uhr. Viel Vergnügen!

München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.