Mein Lieblingsort in München #6: Der Luitpoldpark
Wir empfehlen jeden Tag jede Menge toller Locations, ausgesucht von uns und unseren Autoren. Und trotzdem hat jeder von uns dieses eine immer gleiche Café, in dem er schon seit Jahren draußen seinen Cappuccino trinkt, den einen See, an den er immer wieder fährt und von dem er einfach nicht genug bekommt oder diese eine Ecke der Stadt, die sein Herz immer wieder höher schlagen lässt. Hier kommen unsere ganz persönlichen Lieblingsorte in München.
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir haben ein Repertoire an Lieblingsgerichten, folgen einer Morgen- und Abendroutine (damit meine ich nicht das Auftragen von Kosmetikprodukten à la vieler Instagram-Ladies), hören die eine Band bis zum Abwinken und fahren jeden Tag denselben Weg zur Arbeit. Diese Konstanz gibt uns Sicherheit, lässt uns geborgen fühlen.
Und wenn wir uns doch einmal nach einem Abenteuer sehnen, biegen wir auf dem Heimweg einfach nach rechts, anstatt links in die nächste Straße ab. Bäm! Schöne, neue Welt. Einer meiner persönlichen Münchner Sicherheitsanker ist der Luitpoldpark in Schwabing-West. Es verging in den letzten Jahren kaum eine Woche, in der ich nicht mindestens ein Mal durch den kleinen Bruder des Olympiaparks geschlendert bin. Auch jetzt – seit ich nicht mehr in der Gegend, sondern am Stadtrand wohne – versuche ich dem Park mit den vielen Gesichtern so oft es geht einen Besuch abzustatten.
Wenn mir eine andere Mutter, ein Jogger oder Spaziergänger entgegenkam, grüßten wir uns immer mit dem unausgesprochenen Wissen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Kaum betrete ich einen der kleinen Kieswege, die sich durch die Grünflächen schlängeln, überkommt mich ein behagliches Zuhause-Gefühl. Ein Gefühl wie warmer Kakao nach dem Schlittenfahren. Hier bekomme ich den Kopf frei, gönne mir eine Auszeit vom Alltag und bin einfach nur bei mir. Besonders schön ist der 33 Hektar große Luitpoldpark früh morgens. Wenn außer ein paar Geschäftsleuten, die durch den Park zur U-Bahn am Scheidplatz gehen, noch fast niemand hier ist.
Wie oft bin ich mit meiner Tochter im Kinderwagen durch den Park spaziert, als die Wiese noch weiß vom Raureif war und die Morgensonne langsam durch die Blätter der Bäume blinzelte. Wenn mir eine andere Mutter, ein Jogger oder Spaziergänger entgegenkam, grüßten wir uns immer mit dem unausgesprochenen Wissen, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Hier in dem geheimen Park, der so viel Ruhe spendet und dabei so viel zu bieten hat.
Leute beobachten geht im Luitpoldpark besonders gut – ob turtelnde Pärchen, Hundebesitzer, Teenies, überehrgeizige Oben-Ohne-Sportler oder Rainer Langhans beim Tischtennis-Rundlau.
Im Frühling spaziere ich am liebsten durch die Kleingartenanlage, bewundere die idyllischen Gärtchen und kühre den für mich hübschesten. Wenn ich eine Pause brauche oder keine Lust auf Kochen habe, setze ich mich danach unter die großen Kastanien im Biergarten Zum Brunnergarten und trinke 'ne Spezi oder bestelle mir eine Portion Pommes mit Ketchup. Im Hochsommer, wenn der Weg zur Isar zu weit ist, springe ich im Bad Georgenschwaige in den Pool oder suche mir ein ruhiges Plätzchen zum Sonnenbaden im Park.
Leute beobachten gehört ja auch von jeher zu meinen Hobbys. Das geht im Luitpoldpark besonders gut – ob turtelnde Pärchen, Hundebesitzer, Teenies, überehrgeizige Oben-Ohne-Sportler oder Rainer Langhans beim Tischtennis-Rundlauf – langweilig wird’s garantiert nicht. Im Herbst ist das Blätter-Farbspiel der vielen verschiedenen Bäume ein absoluter Traum – auch zum Fotos machen fantastisch!
Das Bamberger Haus ist das einzige Gebäude in München, das Merkmale des fränkischen Barocks aufweist.
Einen genialen Ausblick auf unser wunderschönes München (und bei gutem Wetter sogar auf die Alpen) hat man von der Aussichtsplattform des Luitpoldhügels. Dieser entstand übrigens wie auch die Hügel im Olympiapark nach dem Krieg als Schuttberg. Im Winter kann man sich dann auf der gegenüberliegenden Rodelbahn mit dem Schlitten in den Schnee stürzen.
Ein weiteres Highlight des über hundert Jahre alten Parks ist für mich das entzückende Bamberger Haus am Westeingang. 1912 aus Teilen eines Wohnhauses aus Bamberg erbaut, wurde es im Zweiten Weltkrieg zerstört, dann 1983 vollständig wiederaufgebaut und ist das einzige Gebäude in München, das Merkmale des fränkischen Barocks aufweist. Heute befinden sich hier die beiden Restaurants Zum Ferdinand und Ciao Francesco mit schöner Terrasse und Biergarten. Die Location eignet sich auch wunderbar für Hochzeiten und große Partys.
Für Kinder gibt es im Luitpoldpark drei Spielplätze und einen ganz tollen Irrgarten, einen lustigen Pumuckl-Brunnen, der Wasser speit. Kultur-Fans schauen sich den Obelisken zu Ehren des Bayrischen Prinzregenten Luitpold an, setzen sich auf die geschichtsträchtige Steinbank unterhalb der Bäckerlinde und lesen die Inschrift des Gipfelkreuzes auf dem Hügel des Parks.
Egal, wann und aus welchem Grund du durch den Luitpoldpark spazierst – hier kommst du zur Ruhe, kannst Kraft tanken, Bäume umarmen und dich anschließend mit einer inneren Glückseligkeit wieder in das wilde Treiben der schönsten Stadt der Welt stürzen.