Das München-ABC: C wie Champagner

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München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Die Sache mit dem Champagner.

Justin Bieber war am Wochenende in München. Nach seinem Besuch auf der Wiesn ging er anscheinend noch ins Heart und ins P1, um dort den Abend ausklingen zu lassen. Soweit, so erwartbar. Trotzdem dachte ich: Was für ein München-Bild hat Justin Bieber wohl jetzt, wenn er heim fährt und ihn jemand fragt, wie München so war? Alles, was er kennengelernt hat, ist die Champagner-Gesellschaft.

München wäre ohne Champagner nicht das selbe.

Während ich weder zur Champagner- noch zur Justin-Bieber-Gesellschaft gehöre, muss ich doch sagen, dass ich erstere irgendwie schätze. Ich würde diesen Teil von München nicht eintauschen wollen, denn ich bin mir sicher, die Stadt wäre ohne Champagner und all dem, was dazu gehört, nicht die selbe.

Viele meiner Freunde, die aus Berlin, Leipzig oder auch aus München kommen, beschweren sich über das Schicki-Micki-Tum, das die bayerische Landeshauptstadt zugegebenermaßen nicht zu selten an den Tag legt. Dabei ist es doch so: Champagner und Augustiner, die Isar und das Schumann's – erst alles zusammen formt unsere Stadt.

Mich stört es nicht, dass das da ist – ganz im Gegenteil. Die vielen, sündhaft teuren Autos, die die Maxmilianstraße entlang fahren, die älteren Damen mit Goldschmuck und Föhnfrisur, die 19-jährigen Magermodels mit Begleitung im Rentenalter, die Cafés, die Läden, die Sonnenbrillen, die Hüte. Ich möchte nicht dazu gehören, aber ich möchte mich auch nicht übertrieben davon abgrenzen.

Dieser Teil von München hat seine Daseinsberechtigung und auf ein Glas komm' ich immer wieder gerne vorbei.

Stattdessen genieße ich es, dass es neben mir existiert, dass ich jederzeit vorbeischauen kann. Ich laufe gerne die Maxmilianstraße entlang, lausche den Gesprächen, beobachte die Menschen. Dieser Teil von München hat absolut seinen Charme und seine Daseinsberechtigung – und jeder, der das nicht zu schätzen weiß, hat München in seiner Ganzheit nicht verstanden.

Wahrscheinlich kann ich die Champagner-Gesellschaft aber vor allem deshalb schätzen, weil ich weiß, dass München in vielen Ecken ganz anders ist, anders sein kann. Dass das, was mir hier gezeigt wird, nicht mein München ist. Trotzdem komm' ich immer wieder gerne auf ein Glas vorbei. Solange Justin Bieber nicht auch zufällig da ist.

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