Das München-ABC: T wie Türkitch
München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Der beste Imbiss der Stadt.
Der Sommer 2014 war der Wahnsinn. Deutschland wurde Fußball-Weltmeister. Türkitch und ich zogen ziemlich zeitgleich nach Untergiesing. Nur ein paar Wochen nach meinem Einzug erzählte man sich von diesem neuen Dönerladen in der Humboldtstraße, der nicht nur gut aussah, sondern vor allem gut schmeckte. Schon nach dem ersten Besuch war klar: Türkitch ist so viel mehr als das – nicht nur, dass ich hier zwischen Antipasti-Burger, Halloumi Dürüm und Falafel Sandwich immer vegetarisch bestelle, obwohl ich Fleisch eigentlich liebe – der Begriff Dönerladen wird ihm ganz einfach nicht gerecht. Türkitch ist eher der beste Imbiss der Stadt.
Der Begriff Dönerladen würde ihm ganz einfach nicht gerecht werden. Türkitch ist eher der beste Imbiss der Stadt.
Zudem war Türkitch nicht einfach nur ein Laden, der wie viele andere in der Nachbarschaft aufgemacht hatten, er veränderte auch meine Einkaufs- und Essgewohnheiten fundamental. Denn plötzlich überlege ich an so manchem Abend, ob es sich eigentlich noch zu kochen lohnt, wenn ich hier ein vorzügliches Mahl für ein paar Euro bekomme. Der Laden liegt außerdem auf meinem direkten Heimweg zwischen Auenstraße und Hans-Mielich-Platz – ihr seht schon, die Beziehung zwischen Türkitsch und mir ist nicht nur vollkommen, sondern auch einfach meant to be.
Wie viele 10er-Stempelkarten ich mittlerweile schon gegen ein elftes Halloumi-Sandwich eingelöst habe, kann ich nicht sagen. Ich weiß nur: Es gibt Abende, Mittage, Nachmittage, an denen ich ausschließlichen Türkitch-Hunger habe. Da muss es die Special-Sauce und das noch heiße Gemüse im Dürüm sein. Ja, und manchmal, das darf man ja gar nicht zugeben, lasse ich mir meinen "Döner" sogar nach Hause liefern. Türkitch ist nämlich auch mein meant-to-be-Bestellrestaurant – es is weit genug weg, als dass man nicht im Regen hingehen möchte, aber nah genug, damit das Essen noch warm und in seiner ursprünglichen Form ankommt.
Wie viele 10er-Stempelkarten ich mittlerweile schon gegen ein elftes Halloumi-Sandwich eingelöst habe, kann ich nicht sagen.
Und ob ich nun dreißig Minuten in der Schlange stehe oder bei mir zuhause auf dem Sofa sitze, macht keinen Unterschied – außer, dass Variante zwei eben viel besser ist. Denn dass Türkitch die beste Imbiss-Adresse der Stadt ist, hat sich leider leider leider nicht nur in Untergiesing, sondern in ganz München rumgesprochen. Und so pilgern mittlerweile auch die Schwabinger zu uns und die Isarianer klettern vom Ufer aus hoch zur Humboldtstraße, um sich einen Sommer-Snack auf die Hand zu holen. Das ärgert mich natürlich, aber das wäre niemals ein Grund, nicht mehr wiederzukommen. Jetzt erst Recht, denn ich war schließlich zuerst da.
Vor allem weil Türkitch jetzt auch noch seine Playlist meiner angepasst. Und da ich nun mit Mystikals "Danger", Nellys "Hot in Herre" und dem Best Of von Destinys Child in der Schlange stehe, freue ich mich sogar über volle 30 Minuten Wartezeit. Hach, das mit Türkitch und mir ist wie in einer Beziehung, die so perfekt ist, dass sie einem schon Angst macht. Da wir jetzt also auch noch die selbe Musik hören, ist der nächste logische Schritt in unserer dreijährigen Beziehung klar: Türkitch und ich ziehen zusammen, so muss ich nie mehr anstehen, nicht mehr bestellen und kann sogar noch meine Stempelkarten fälschen. Ich sag's euch, der Sommer 2017 wird der Wahnsinn.
Titelbild: © Instagram | @amandas.liebe