Viertel Hoch Drei – Neuhausen
Wir fragen drei Leute nach ihren liebsten Orten – Cafés, Parks, Kneipen, Läden, Restaurants, was auch immer ihnen in den Sinn kommt. 3 Menschen, 3 Orte, 1 Viertel. Diesmal waren wir in Neuhausen unterwegs.
Neuhausen ist kein besonders hippes, wildes oder wahnsinnig kreatives Viertel, in dem du bis zum Umfallen feiern kannst. Neuhausen kann mitunter gediegen, ja fast schon ein kleines bisschen spießig sein. Schicke Häuserfassaden, Villen entlang des Nymphenburger Schlosskanals und teure Boutiquen prägen das Gesicht des Stadtteils. Aber das Viertel ist groß und wenn man sich weit genug in Richtung Leonrodplatz bewegt, wandelt sich schick zu alternativ und spießig zu entspannt.
Neuhausen und seine Bewohner können daher nicht in einen Topf geschmissen werden und sind sehr vielschichtig. Eines besticht in dieser Ecke Münchens ganz besonders: Mitunter kann man die Großstadt komplett hinter sich lassen, durch den endlos weiten Schlosspark Nymphenburg wandeln und sich an manchen Tagen dort fühlen als wäre man alleine auf der Welt. Oder man flüchtet sich aus der Kälte des Winters in eine Welt voller tropischer Pflanzen, die in den aufwendigen Gewächshäusern des Botanischen Gartens gedeihen.
Anna (25) lebt seit drei Jahren im Viertel
Bevor sie nach Neuhausen gezogen ist, hat Anna etwas außerhalb Münchens im eher ländlichen Altomünster gewohnt. Die Stadt hat ihre Vorteile, keine Frage, aber die Vielfalt der Natur und die Weite des Landes bleiben auf der Strecke. Als Tochter eines Gärtners hat Anna schon früh gelernt sich mit Pflanzen zu beschäftigen.
Eine Leidenschaft, die ihr bis heute geblieben ist und sie auch zu ihrem Studium der Landschaftsarchitektur gebracht hat. Umso besser, dass sie nun im grünen Neuhausen wohnt. Neben der Möglichkeit im Botanischen Garten die Namen der Pflanzen nicht aus dem Buch, sondern am lebenden Objekt zu lernen, schätzt sie das Unaufgeregte an Neuhausen.
1 Orientalisch frühstücken im Café Milch und Honig Geschlossen
Eine quietschbunte und ohne jedes Konzept zusammengewürfelte Einrichtung, günstige Kaffeepreise, Bio Backwaren und Kuchen, Kuchen, jede Menge Kuchen. Das ist das Café Milch und Honig nähe Leonrodplatz. Neben dem vielfältigen Angebot an Süßwaren kann man hier auch sehr gut frühstücken: Vom türkischen Joghurt mit Früchten, über Couscous-Spezialitäten bis hin zu Feigenmarmelade und Sesampaste ist alles dabei, was das Herz begehrt.
2 Pflanzen bestaunen im Botanischen Garten
Bis auf den 24. und 31. Dezember ist der Botanische Garten in Neuhausen ganzjährig geöffnet. Pflanzenliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, denn es gibt mehr als 16.000 verschiedene Pflanzenarten zu bestaunen, die teilweise in Gewächshäusern mit unterschiedlichen klimatischen Bedingungen gezüchtet werden. Tatsächlich gehört der Botanische Garten in München zu einem der bedeutendsten der Welt und erstreckt sich auf mehr als 20 Hektar Gesamtfläche.
3 Günstig und authentisch vietnamesisch essen bei DuFu Bun
Der kleine Vietnamese in der Volkartstraße zählt gerade mal drei bis vier Tische und wird als Familienbetrieb geführt. Hier kocht man noch ohne Glutamat und Geschmacksverstärker, aber dafür mit viel Sorgfalt und Hingabe. Das Essen ist lecker und preiswert, auf der Karte stehen Reisnudelsalat, Sommerrollen und zum Nachtisch süßer Mais mit Tapioca-Perlen in Kokosmilch. Im Sommer kann man hier übrigens auch wunderbar draußen speisen.
Eric (31) arbeitet seit einem halben Jahr in Neuhausen
Der Eric ist sozusagen ein Tausendsassa. Als Küchenchef schwingt er unter der Woche im Lokal „Der Großwirt“ den Kochlöffel und verköstigt die Gäste vom „Israelischen Teller“ über typische bayerische Spezialitäten wie Schweinebraten und Co., bis hin zu Süßspeisen. Am Wochenende treibt er sich als DJ in Lokalitäten wie dem Awi und der Girls Bar rum, sozusagen als Ausgleich zum Job.
Wenn ihm dann noch fad sein sollte, schnappt er sich seine Kamera und schießt Bilder von allem, was ihm vor die Nase kommt. Mit Neuhausen verbinden ihn hauptsächlich seine Arbeit und seine tollen Kollegen, die ihn auf die köstlichen Wiener Würstel der Metzgerei Hirschvogel aufmerksam gemacht haben. Seinen Arbeitsweg durch den Nymphenburger Schlosspark weiß er sehr zu schätzen – könnte definitiv schlimmer sein.
4 Shakshuka meets Bayerische Küche im Großwirt
Nicht jedes Lokal kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie der Großwirt in Neuhausen: 1583 als sogenannte Tafernwirtschaft gegründet, wurden schon damals Bier und Fleischwaren unters Volk gebracht. Heute wird im Großwirt bayerische Küche modern interpretiert und mit Speisen aus fernen Ländern ergänzt. Ihr findet auf der Frühstückskarte zum Beispiel Shakshuka mit Pita für 10,80 Euro und French Toast für 9,90 Euro. Genauso aber den Strammen Großwirt (Rösti mit Spiegelei, Bergkäse und Schinken) für 6,80 Euro. Hohe Qualität, regionale und saisonale Produkte werden dabei im Großwirt ganz groß geschrieben.
5 Wiener essen in der Metzgerei Hirschvogel
Kleinere Privatmetzgereien sind leider vom Aussterben bedroht, da viele Fleischesser nicht dazu bereit sind, für ihren Konsum auch angemessen zu bezahlen und Qualität über Quantität zu stellen. Umso schöner ist es, dass Familienbetriebe wie die Metzgerei Hirschvogel in Neuhausen noch existieren. Unbedingt die Wiener Würstl probieren!
6 Sporteln und sonnen im Schlosspark Nymphenburg
Schlittschuh laufen, spazieren gehen, Eisstockschießen, joggen, ein Bier am Kanal trinken, einfach nur in der Sonne lümmeln – die Aktivitäten, die sich im Nymphenburger Schlosspark anbieten sind vielfältig und verändern sich mit den Jahreszeiten. Wunderschön und irgendwie märchenhaft ist es aber immer – ein Ort, der seinem Namen alle Ehre macht. Hier hätten sich Nymphen sicher auch wohlgefühlt.
Hannah (28) wohnt seit mehr als vier Jahren im Viertel
An Neuhausen schätzt Hannah besonders die vielen grünen Ecken und wunderschönen Häuserfassaden, weswegen auch eine besonders ansehnliche Straße zu ihren Lieblingsplätzen gehört. Die Germanistik Studentin bezeichnet Neuhausen als „kleine Stadt in der Stadt“ mit dem Rotkreuzplatz als Zentrum.
Man hat hier alles, was man braucht, von tollen Restaurants über größere Geschäfte bis hin zu kleinen, außergewöhnlichen Läden – eigentlich müsste man das Viertel also gar nicht mehr verlassen. Eigentlich, denn wenn sie ausgehen möchte, zieht es Hannah dann doch eher in andere zentralere Viertel. Auch die Verkehrsanbindung ist ja zum Glück 1A.
7 Nachts Wiener essen in der Boazn Papalapap
Es gibt viele schicke Bars mit noch viel schickeren Leuten in München. Das kann auf Dauer fad werden. Aber es gibt ja Gott sei Dank auch eine Art Kontrastprogramm dazu: Urige, sehr authentische Kneipen, die ihren ganz eigenen Charme haben. Das Papalapap in der Arnulfstrasse gehört dazu. Hier bekommt man tatsächlich auch noch mitten in der Nacht Wiener mit Senf und Brot und es hat täglich bis 5 Uhr geöffnet. Da kann definitiv nicht jede Bar mithalten.
8 Käse kaufen und probieren in der Käsemaus
Es gibt sie noch, diese niedlichen fast vergessenen Läden, die klein und unauffällig in diversen Seitenstraßen der Stadt zu finden sind. Die Käsemaus ist so ein Laden. Ein Ort für Genießer*innen, die ein großes Faible für Käse jeder Art haben. Wer hier herkommt, schätzt individuelle Beratung und vielleicht auch mal einen netten Tratsch an der Käsetheke. Neben der riesigen Auswahl verschiedenster Weich- und Hartkäsesorten gibt es auch süße Verführungen, wie das hausgemachte Tiramisu. Vergesst nicht, ein paar Tüten einzupacken, denn hier werdet ihr vollbeladen wieder raus gehen.
9 Die schöne Bothmerstraße bewundern
Manche Straßen haben so viel Charme, dass man ganz träumerisch werden könnte. Man betrachtet die aufwendigen Häuserfassaden und gusseisernen Gartenzäune und staunt darüber, was es doch noch für schöne Erker und kleine Türmchen an den Häusern gibt. Dann denkt man sich: Mein Gott, ist meine Stadt doch schön!