Ausflugsvergnügen nach Leogang: Im Sommer ins Skigebiet
Die meisten kennen Saalbach Hinterglemm – und dazugehörig Leogang und Fieberbrunn – höchstens als eines der größten Skigebiete in Österreich. Im Winter könnt ihr hier auf 270 Pistenkilometern die Hänge hinabgleiten oder beim alljährlichen Rave on Snow euren Après Ski mal anders verbringen.
Dass man hier aber auch zu anderen Jahreszeiten, im Sommer zum Beispiel, eine gute Zeit haben kann, hatte ich, um ehrlich zu sein, gar nicht so sehr auf dem Schirm. Egal ob zu Fuß, auf dem Mountainbike oder der Sommerrodel – die Pinzgauer Berge kann man nicht nur auf Skiern genießen. Gleich ein kleiner Spoiler vorweg: Wellness und richtig, richtig gutes Essen kommen hier nicht zu kurz.
Freitag, 18.00 Uhr: Ankunft im Mama Thresl
Die Anfahrt klappt von München aus am einfachsten mit dem Auto. Es sind gerade mal 150 Kilometer, aber weil man viel durch die Dörfer tingelt und einen der Mittlere Ring oder die A8 selten mit Stau verschonen, ist man selbst ohne Verkehr etwa zweieinhalb Stunden unterwegs. So lange dauert es auch mit dem Zug. So oder so ist allein die Anfahrt – wie das immer so ist, wenn es Richtung Alpen geht – der erste Funken Urlaub und Erholung. Dem Anblick von glänzenden Berggipfeln, blauem Himmel und grünen Wiesen hat der Stadtstress aber auch wenig entgegenzusetzen.
Weil wir nicht nur einen Tagesausflug planen, sondern gleich ein ganzes Wochenende, fahren wir gemütlich nachmittags los und kommen gegen 18 Uhr in Leogang an. Unser Hotel ist leicht zu finden. Das Mama Thresl liegt links der Hauptstaße. Ein dreistöckiger Holzbau, irgendwo zwischen modernster Architektur und traditionellem Bauernhaus. Wirklich schön. Auf der Terrasse des hauseigenen Restaurants ist bei unserer Ankunft schon Einiges los, aber wir wollen erst einmal ankommen.
Die Sache mit dem Holz beschränkt sich nicht nur auf das Äußere des Hotels, auch drinnen dominiert das Naturmaterial. Aber auch hier nicht altbacken, sondern gemixt mit modernen Einflüssen. Beim Reinkommen kann ich mir ein "Oha" nicht verkneifen, denn man ist sofort mitten im Geschehen. Mein Blick fällt auf die großzügige Bar, nur um dann weiter nach oben zu schweifen – genauer gesagt drei Stockwerke nach oben, denn der Eingangsbereich samt Bar und Restaurant ist nach oben hin mehr als offen.
Das nächste "Oha" fällt im Flur zu unserem Zimmer. Hier wieder: jede Menge Holz. Und wie das riecht! Wunderbar. Im Zimmer dann selbst die große Überraschung: Es ist nicht alles aus Holz. Zumindest fast nicht, denn Bett, Wände, Schrank, Boden natürlich schon. Dafür gesellt sich noch ein ziemlich großes Stück Felsen dazu. Felsen? Ja, denn die offene Dusche ist auf einer Seite durch einen ziemlich mächtigen Stein begrenzt. Sieht super aus und ich haue mir während des gesamten Aufenthalts nur einmal den Fuß daran an. Ziemlich gute Ausbeute für einen Tollpatsch wie mich.
Mama Thresl | Sonnberg 252, A-5771 Leogang | Doppelzimmer ab 160 Euro | Mehr Info
Freitag, 20.00 Uhr: Abendessen im Priesteregg
Am ersten Abend wollen wir nicht mehr viel. Essen wäre schön und weil wir uns schon im Voraus angemeldet haben, bekommen wir einen Tisch im Priesteregg, einem Alm-Restaurant etwa 15 Minuten Autofahrt entfernt. Falls ihr einen Besuch einplant – und das solltet ihr – reserviert am besten im Voraus. Oben angekommen fallen uns die verhältnismäßigen vielen teuren Autos auf dem Parkplatz auf, aber weder die Location an sich noch die Preise (natürlich keine Dönerbude, aber wir fallen auch nicht rückwärts vom Stuhl) passen zum Klischee.
Schick ist es zwar irgendwie schon, aber vor allem der hintere Außenbereich erinnert mehr an einen Garten von Freunden als an eine klassische Restaurantterrasse. Zuerst kann ich gar nicht genau sagen, woran das liegt. Dann fällt mir auf: Falls ich doch rückwärts vom Stuhl fallen sollte, falle ich weich. Denn Tische, Bänke und Stühle stehen einfach mitten in der Wiese. Der Blick geht über den Hang, das Tal bis zur gegenüberliegenden Bergkette. Sauber.
Auch beim Essen muss ich ein bisschen an einen Besuch bei Freunden denken, denn bevor wir Steak und geräucherte Forelle bekommen, stellt die Bedienung eine große Schüssel Salat auf den Tisch und wir bedienen uns einfach daraus. Die Vorspeise hätten wir uns somit auch sparen können. Wir gehören zu den wenigen Gästen, die á la carte bestellen. Wenn man nämlich clever ist, dann gönnt man sich das so genannte Hut-Essen. Da bekommt ihr ein heißes, zylinderförmiges Gebilde aus Eisen auf den Tisch gestellt, auf dem ihr euer Fleisch selbst brutzeln könnt. Dabei gibt es zum Beispiel Rind aus der eigenen biologischen Zucht. Optimaler erster Abend!
Priesteregg | Sonnberg 22, A-5771 Leogang | Mehr Info
Samstag, 10.00 Uhr: Frühstück und dann ab auf den Berg
In der Früh lassen wir uns Zeit und kommen erst um kurz nach 10 Uhr zum Frühstück. Am Buffet gibt es viel zu entdecken: Frisch gemixte Smoothies, Birchermüsli, Obst, Nüsse und Chiasamen für die Bewussten. Verschiedenste Brotsorten, Eierspeisen, Speck, Käse, Aufstriche und Süßkrams für die Genießer. Kaffee und Tee holt man sich selbst an den jeweiligen Stationen. Frühstücksbuffets sind für mich persönlich immer wieder eine Herausforderung. Ich will alles, kann aber eigentlich nicht.
Frisch gestärkt wollen wir gleich auf den Berg. Wie gut, dass die Bergbahn genau auf der anderen Straßenseite des Hotels liegt. Das Beste: Im Zimmerpreis inbegriffen ist die Löwen Alpin Card und mit dieser können wir ein Mal am Tag mit der Bergbahn zum Gipfel und wieder runter fahren. Als wir in die Gondel steigen, merke ich, dass ich das eigentlich nur in kompletter Skimontur gewöhnt bin. Heute langen mir ein kleiner Rucksack und Wanderschuhe. Schön ist, dass man – wie das im Winter oft so ist – überhaupt nicht anstehen muss. Eine Gondel weiter hängt statt dem Snowboard ein Mountainbike in einer Halterung. Unter uns erstreckt sich nämlich ein ziemlich großer und ziemlich gefährlich aussehender Bikepark.
Da sich meine Mountainbike-Skills noch in Grenzen halten (ich übe, ich falle, ich übe) geben wir uns mit einer kleinen Wanderung zufrieden. Es ist irgendwie lustig über Felder und durch Wälder zu hüpfen, in denen im Winter sonst alles von Schnee bedeckt und von Skitouristen bevölkert ist. Wir entscheiden uns, einfach mal drauf loszulaufen und stapfen zwar ziellos, aber zufrieden durch die Gegend. Satte grüne Hügel, knallpinke Alpenrosen und ein kleiner Bergsee, der zwar eher für die Schneekanonen angelegt ist, aber hübsch ist er trotzdem.
Leoganger Bergbahnen | Hütten 39, A-5771 Leogang | Berg- und Talfahrt: 22 Euro | täglich: 09.00–16.30 Uhr | Mehr Info
Samstag, 18.00 Uhr: Zeit für Entspannung
Weil wir uns nicht nur beim Frühstück und beim Spaziergang ordentlich Zeit gelassen haben, sondern ich auch unbedingt noch einen Abstecher zur Sommerrodelbahn ins 15 Minuten entfernte Saalfelden machen wollte, kommen wir erst am frühen Abend wieder ins Hotel zurück. Sommerrodeln kann man übrigens schon mal machen, ist auf jeden Fall lustig, aber auch nicht das ultimative Highlight. Kein Wunder, dass ich mit Abstand das älteste Kind war! Was allerdings für die meisten ein Highlight sein könnte: Der Wellnessbereich im Mama Thresl.
Sommerrodelbahn Saalfelden | Kehlbach 55, A-5760 Saalfelden | 09.07.–20.08.: täglich 09.00–18.00 Uhr, 21.08.–08.10.: 09.00–17.00 Uhr | Mehr Info
Ich selbst, war ja noch nie der riesige Wellness-Fan. Zu viel Druck sich zu entspannen. Aber der Ausblick, den die Mama Thresl-Sauna bietet, überzeugt selbst mich. Und was mich noch mehr überzeugt als die heiße Sauna ist der "empty room". Ein Raum (aus Holz natürlich) mit gemütlichen Kissen, kuscheligen Schafsfellen und dem wohl stylishsten Kamin weit und breit. So empty ist der Raum also gar nicht, dafür sehr still und angenehm warm.
Wermutstropfen an der ganzen Geschichte – übrigens auch bei dem Balkon am Zimmer und der Dachterrasse – ist die Lage des Hotels genau an der Durchfahrtsstraße. Das ist ein bisschen schade, denn Flüsterasphalt ist hier keiner verlegt. Wenn man sich aber konzentriert und zurücklehnt, könnte das mit viel Phantasie auch das Rauschen eines Gebirgsbaches sein. Natürlich langt das nicht als Grund, deswegen auf einen Aufenthalt zu verzichten.
Sonntag, 12.00 Uhr: Abreise und Abkühlung
Da es am Samstagabend nach der Wellnessaction noch ein grandioses Abendessen und spitzen Drinks im hoteleigenen Restaurant gab, fällt das Sonntagsfrühstück verhältnismäßig klein aus. Vor derHeimfahrt nach München, wollen wir aber noch einen Vorteil der Löwen Alpin Card ausnutzen und fahren daher zur Abkühlung an den Ritzensee in Saalfelden.
Es erwartet uns ein kleines Naturschwimmbad. Nichts weltbewegendes, aber bei fast 30 Grad die willkommene Erfrischung vor der Heimfahrt. Wir sagen danke Mama Thresl, dass du uns so herzlich begrüßt, bestens versorgt und es geschafft hast, dass wir jederzeit wieder im Sommer ins Skigebiet fahren.
Naturbad Ritzensee | Ritzenseestraße 37, A-5760 Saalfelden am Steinernen Meer | Juli & August: 09.00–20.00 Uhr, Mai/Juni/September: 09.00–18.00 Uhr | Einzeleintritt: 5,20 Euro | Mehr Info