Das München-ABC: Q wie Quadratmeterpreis

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München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Nun doch dieses leidige Wohnungsthema.

Als ich bei meinem Steuerberater aus der Türe stolpere, könnte ich mitten am Goetheplatz in Tränen ausbrechen. Da stehe ich nun mit fast 27 und habe eigentlich nichts erreicht. Ich habe keine Wohnung anbezahlt, keine private Rentenvorsorge abgeschlossen und könnte nicht einmal plötzlich schwanger werden – denn auch dafür reicht das Geld nicht. Mein Erspartes geht dieses Jahr einmal mehr für die Steuer, kleine Urlaube und eine Nebenkostennachzahlung drauf und ich frage mich plötzlich, wie die anderen Menschen in dieser Stadt das eigentlich machen – eine teure Wohnung mieten, zum Hofpfister gehen und trotzdem noch etwas zur Seite legen.

Ich frage mich, wie die anderen Menschen in dieser Stadt das machen – eine teure Wohnung mieten, zum Hofpfister gehen und trotzdem noch etwas zur Seite legen.

Eigentlich sagt man, sollte ein Drittel des Gehalts für die Miete drauf gehen. In einer Stadt wie München ist es eher die Hälfte. Während man 700 Euro für ein Ein-Zimmer-Appartment bezahlt, kann man seinem Besuch dann allerdings nicht einmal Nudeln mit Pesto kochen – denn dafür ist die Wohnung leider zu klein. Ungefähr der selbe Betrag bleibt einem dann also noch für Nudeln woanders essen, einkaufen, einen trinken gehen, ein neues Kleid kaufen, etwas am Wochenende unternehmen, ein Handy haben, Strom haben, GEZ bezahlen und solche Späße.

Nicht nur, dass ich in der teuersten Stadt Deutschlands lebe – der Quadratmeterpreis liegt im deutschen Durchschnitt bei 6,54, in München bei geschmeidigen 11,18 Euro – ich habe mir bei meiner Berufswahl leider auch keine bis wenige Gedanken um Geld gemacht. Ich schreibe, weil es nun einmal das Einzige ist, was ich kann und während ich es manchmal noch immer nicht glauben kann, dass ich davon lebe, reden alle Anderen plötzlich von Jahresgehältern und Boni, Erbschaftssteuer und Hausgeld.

Kurz gesagt, miete ich mich eigentlich in die Altersarmut. Aber zumindest trinke ich währenddessen noch Champagner.

Was habe ich falsch gemacht? Oder ist es im Endeffekt vor allem das alte Geld, dass die Münchner in dieser Stadt überleben lässt – die Eigentumswohnungen der Eltern, die vererbten Vermögen der Großeltern? Zum ersten Mal komme ich zu dem Schluss: You can't have it all. Ich werde hier nicht einmal ansatzweise reich werden, von einer Eigentumswohnung ganz zu schweigen. Wenn ich Glück habe, rutsche ich nicht in die Altersarmut und muss mich später bei der Münchner Tafel für mein Abendessen anstellen.

Darüber habe ich mir bisher zugegeben wenig Gedanken gemacht – nicht nur, dass das Thema sowieso ein leidiges ist, das Geld reicht ja auch gut zum Leben, aber in einer Stadt wie München eben leider nicht zum Sparen. Außerdem ist es heute gar nicht mehr möglich, eine Wohnung in München zu kaufen oder mit einem normalen Job zu irgendetwas zu kommen. Der Quadratmeterpreis und die Lebenshaltungskosten versauen einem in München alles. Kurz gesagt, miete ich mich eigentlich in die Altersarmut. Aber zumindest trinke ich währenddessen noch Champagner.

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