Ausflugsvergnügen: Ein Hüttenwochenende im Kleinwalsertal

© Nina Vogl

Es ist die schönste Sackgasse der Alpen: Das Kleinwalsertal. Obwohl es – eingebettet in den Allgäuer Alpen – mit Auto und Co. nur von Bayern aus zu erreichen ist, gehört dieses wunderschöne Fleckchen dennoch zu Österreich. Aber darauf kommt es gar nicht an, denn das Tal ist sowieso ein kleines Paradies für sich.

Mit hohen Bergen, saftigen Almen, leckerem Käse und gastfreundlichen Bewohnern könnt ihr euch hier die volle Alpenidylle gönnen – allerdings ohne zu viel Folklore-Kitsch und Touri-Wahnsinn, denn das Kleinwalsertal schafft den Spagat zwischen modernem Gastgeber und traditionellem Urlaubsziel ziemlich gut. Nach unserem letzten Besuch sind wir völlig hingerissen und empfehlen euch einen Ausflug, ganz wurscht zu welcher Jahreszeit.

Donnerstag, 9.00 Uhr: Auf ins Kleinwalsertal

Kleinwalsertal
© Nina Vogl

So abgeschieden das Tal für die Österreicher auch liegt, für uns Bayern ist die Sache gar nicht mal so kompliziert. Mit dem Auto seid ihr etwa zwei bis zweieinhalb Stunden unterwegs und genießt schon unterwegs pornöse Panoramen und atemberaubende Aussichten. Die gute Nachricht für alle Autolosen: Auch öffentlich ist die Anreise kein Problem. Mit dem Zug düst ihr einfach ohne Umsteigen bis nach Oberstdorf und springt dann in den Walserbus, der euch im Zehn-Minuten-Takt (!) ins Kleinwalsertal bringt. Als Übernachtungsgast mit Gästekarte fahrt ihr innerhalb des Tals sogar kostenfrei!

Donnerstag, 11.30 Uhr: Stärkung im s'Hirscheck

Unser erster Halt ist der kleine Ort Hirschegg – wobei klein hier auf alles außer die Berge zutrifft, denn das gesamte Tal besteht gerade mal aus vier Dörfern und insgesamt 5000 Einwohnern. Hier könnt ihr euch im modernen Tourismus-Büro alle wichtigen Infos rundum euren Kleinwalsertal-Urlaub holen und das neueste Hotel mit zehntausend Betten bewundern. Dabei handelt es sich natürlich nicht um eine Massenunterkunft für Urlaubsgäste, sondern um ein Bienen-Hotel. Im Rahmen der Aktion #beekleinwalsertal entstehen überall neue Blumengärten und Plätze, an denen sich die kleinen schwarz-gelben Insekten wohlfühlen sollen.

Da unser Plan schon steht, wir nicht richtig gefrühstückt haben und noch eine saubere Wanderung vor uns haben, gönnen wir uns erst einmal eine Stärkung im s'Hirscheck. Das Lokal ist dabei Laden, Café und perfekte Einkehr-Möglichkeit in einem und könnte so oder so ähnlich auch in Haidhausen funktionieren. Neben klassischer Brotzeit gibt es wechselnde Tagesgerichte, Käse und Wurst aus dem Tal und andere hausgemachte Leckereien, dazu auch Honig, Kosmetik und Tees. Wir bestellen Flammkuchen mit Ziegenkäse und Birne und setzen uns damit in den netten Gastgarten.

Kleinwalsertal
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Kleinwalsertal
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s'Hirscheck Einkehr, Café, Laden | Walserstraße 58, 6992 Hirschegg, Österreich | Montag – Samstag: 08.30–18.30 Uhr | Mehr Info

Donnerstag, 13.00 Uhr: Wandern, kraxeln, Aussicht genießen

Okay, 13 Uhr ist nicht die typische Uhrzeit, um eine Wanderung zu starten, aber wir haben heute nur einen Hinweg vor uns, weil wir die Nacht auf einer Hütte verbringen. Der Gratis-Walserbus bringt uns also zur Bergbahn, die uns wiederum aufs Walmendingerhorn bugsiert. Das ist übrigens auch der perfekte Weg für alle Wanderfaulen, denn so bekommt man ohne große Anstrengung eine tolle Aussicht. Wir sind aber motiviert, schnüren die Bergschuhe noch ein bisschen fester und laufen los.

Unser Ziel ist die Schwarzwasserhütte und wir wählen den etwas anspruchsvolleren Weg über die Ochsenhofer Köpfe. Hier läuft man an einem Bergrat entlang und versprochen: Die "Ahs" und "Ohs" sind vorprogrammiert, denn die Aussichten auf den Ifen, den Herzsee und überhaupt das ganze noch grüne Tal sind der Knaller. Außerdem ist der Weg schön abwechslungsreich, wobei ihr auf jeden Fall festes Schuhwerk und Trittsicherheit mitbringen solltet. Ohne ein bisschen Kraxelei geht hier jedenfalls nichts.

Kleinwalsertal
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Kleinwalsertal
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Walmendingerhornbahn | Moosstraße 4, 6993 Mittelberg, Österreich | 30. Juni – 04. November: 08.30–16.45 Uhr | Bergfahrt: 20,50 Euro | Mehr Infos

Donnerstag, 16.30 Uhr: Weißbier statt Wellness auf der Schwarzwasserhütte

Die Wanderung zu unserer Zielhütte dauert mit all den kleinen Ausblicks- und Trinkpausen gute drei Stunden. So einsam die Schwarzwasserhütte auch da liegen mag und so sehr die Hüttenwirte wegen des heißen Sommers mit Trinkwassermangel zu kämpfen haben: Weißbier gibt's immer! Mit dem kühlen Glas in der Hand fläzen wir uns auf die Terrasse, streifen die Schuhe ab und genießen das Gefühl, etwas geschafft zu haben, das nichts mit Internet oder Instagram zu tun hat. Wobei der Handyempfang hier gar nicht mal so schlecht ist, aber das ist ausnahmsweise zweitrangig.

Mit dem kühlen Glas in der Hand fläzen wir uns auf die Terrasse, streifen die Schuhe ab und genießen das Gefühl, etwas geschafft zu haben, das nichts mit Internet oder Instagram zu tun hat.

Da wir hier auch unser Nachtlager aufschlagen, beziehen wir unsere Zimmer, deren hölzerner Stockbetten-Charme sofort Klassenfahrt-Flashbacks hervorruft. Auf die Dusche müssen wir zwecks Wassermangel zwar verzichten, aber spätestens die mächtigen Käseknödel mit Sauerkraut und der anschließende Kaiserschmarren machen das leicht wieder wett. Und außerdem: Wer braucht schon Wellness, wenn er Weißbier haben kann?

Kleinwalsertal
© Nina Vogl
Kleinwalsertal
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Schwarzwasserhütte | Schwarzwasserhütte, 6992 Hirschegg, Österreich | Sommer: Warme Küche à la carte täglich von 11.00–19.00 Uhr | Übernachtung (Nicht DAV-Mitglied): 27 Euro | Mehr Info

Freitag, 8.00 Uhr: Frühstück, Abmarsch und ein Abstecher in die Auenhütte

Das Leben auf der Hütte geht früh los. Sehr früh. Der erste unserer Truppe ist schon um kurz vor fünf wach, weil wir eigentlich geplant hatten für den Sonnenaufgang aufs nahe gelegene Steinmanndl zu wandern. Leider – oder bin ich nicht doch froh? – spielt das Wetter nicht mit und wir können uns alle noch mal umdrehen. Das Frühstück ist mit Käsebrot, Marmelade und ein bisschen Joghurt unspektakulär, aber absolut ausreichend, denn es liegen nur noch ein Abstieg über den Forstweg, ein Stopp am türkisfarbenen Herzsee ein paar idyllische Stellen im Wald vor uns – Bachgeplätscher und kleine Wasserfälle inklusive.

Unser Weg führt uns zur Talstation der Ifen-Bergbahn und damit auch zur Auenhütte. Im Gegensatz zur Schwarzwasserhütte ist das aber weniger eine Hütte als ein ausgewachsenes Haus. Hier könnt ihr nicht nur zum Essen einkehren, sondern auch in schönen, ganz neu renovierten Zimmern übernachten oder im modernen Glas-und-Holz-Anbau besondere Anlässe feiern. Wir sind ein bisschen traurig, dass wir nicht noch eine Nacht länger bleiben, aber liebäugeln schon mit dem Winterurlaub, denn die unmittelbare Nähe des urig-modernen Holzhauses zur Bergbahn ist wirklich sehr verlockend.

Kleinwalsertal
© Petra Rapp
Kleinwalsertal
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Kleinwalsertal
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Auenhütte | Auenalpe 1, 6992 Hirschegg, Österreich | Restaurant: 9. Mai 2018 bis 07. Oktober 2018, Dienstag – Sonntag: 9.00–17.00 Uhr, 16. Dezember 2018 bis 7. April 2019, täglich 10.00–17.00 Uhr | Doppelzimmer mit Halbpension ab 112 Euro | Mehr Info

Freitag, 12.00 Uhr: Käseparadies am Walser Wochenmarkt

Eines steht fest: Man war nicht im Kleinwalsertal, wenn man ohne Käse nach Hause fährt. Daher ist der letzte Stopp vor unserer Abreise der Walser Wochenmarkt in Hirschegg. Hier gibt es aber nicht nur Käse von den umliegenden Alpen, sondern auch frisches Brot, die obligatorischen Kaminwurzen und Honig aus der Region. Ein Muss ist der Halt am Stand von Herbert Edlinger, der bekannt ist für all seine Produkte aus Walser Bergkräutern: Liköre, Sirup, Brotaufstriche, Öle, Pesto und den ein oder anderen lockeren Spruch. Vollbepackt mit tollen Sachen machen wir uns auf den Heimweg und kommen nicht nur wieder, wenn unser Käsevorrat zur Neige geht!

Kleinwalsertal
© Nina Vogl / Petra Rapp

Walser Wochenmarkt | Dorfplatz in Hirschegg, 6992 Hirschegg, Österreich | Jeden Freitag: 09.00–12.30 Uhr | Mehr Info

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