Lust der Täuschung: Mit der VR-Brille durch die Kunsthalle München
Zwischen in Ausstellungen gehen wollen und es dann tatsächlich auch tun, liegen bei mir immer Welten. Ein Kandidat, der mir diese Hürde zumindest ein bisschen kleiner macht, ist die Kunsthalle München. Wirklich jede der letzten Ausstellungen hat mich begeistert – Jean Paul Gaultier, Peter Lindbergh, Du bist Faust. Vielleicht liegt es daran, dass die Kunsthalle das volle Potenzial eines modernen Museums ausschöpft.
Hier hat man nicht das Gefühl, einfach von einem schnarchlangweiligen Raum zum nächsten geschickt zu werden, um dann drei Kreuze zu machen, wenn es vorbei ist, sondern Kunst darf erlebt werden. Und man muss dabei auch nicht flüstern. Kann man auch gar nicht, wenn man mit der VR-Brille in einen dunklen Raum geführt wird, dessen Wände komplett mit Leuchtschrift bemalt sind. Oder man auf einem Hochhausdach entlang balanciert. Oder man per Video mit dem Zug durch eine sich ständig verändernde Landschaft fährt wie in der aktuellen Ausstellung.
"Lust der Täuschung" beschäftigt sich seit Mitte August 2018 mit dem Thema Illusion und optische Täuschungen. Schon seit der Antike benutzen Künstler verschiedenste Mittel, um das menschliche Auge in die Irre zu führen. Die Kunsthalle zeigt dabei Malereien, Skulpturen, Videos, aber auch Architektur, Design Mode und eben auch VR-Kunst, um die ganze und historische Bandbreite der "Lust der Täuschung" deutlich zu machen.
Wer nun aber denkt, in der Kunsthalle gibt's ja nur noch Erlebnis-Ausstellungen, dem sei auch erzählt: Keine Sorge, es hängen auch noch genug klassische Gemälde an der Wand. Wie das von Edwaert Collier, dessen Trompe L’œil (der Fachbegriff für eine illusionistische Malerei, die Dreidimensionalität vortäuscht – damit ihr auch was gelernt habt, in diesem Artikel) um 1706 entstand. Oder Gerhard Richter mit seiner "Blattecke" von 1967. Oder Frans van Cuyck de Myerhops mit Ölfarbe gemalten Vögel, die frech über den Bilderrahmen herausragen.
Ein bisschen creepy fand ich die Arbeit von Philipp Messner, der sich eine 3D-Maske von seinem eigenen Gesicht anfertigen ließ, um damit die Kameras am Münchner Hauptbahnhof in die Irre zu führen. Genau so wie das Selbstportrait von Evan Penny "Portrait des Künstlers wie er (nicht) war" – sozusagen Aushängeschild der Ausstellung. Mein persönliches Highlight war der Kurzfilm "The Centrifuge Brain Project" von Till Nowak.
Ich empfehle, entweder ganz früh oder einfach montags in die Ausstellung zu gehen, denn die Warteschlangen vor den VR-Räumen sind eher lang. Am Montag ist zudem immer reduzierter Eintritt. Hin da und täuschen lassen!
Lust der Täuschung, Von antiker Kunst bis zur Virtual Reality | 17. August 2018 – 13. Januar 2019 | Täglich: 10.00–20.00 Uhr | Eintritt: 12 Euro, mit Audio-Führung 16 Euro, montags ab 6 Euro | Mehr Infos