Vintage Rennräder & Spezi im Stüberl: Bici Bavarese in Haidhausen
Obacht! Das Bici Bavarese hat mittlerweile keinen Laden in Haidhausen mehr – die Boys sind in die Türkenstraße gezogen.
Es war eine Sause, wie sie die Pariser Straße in Haidhausen vielleicht noch nicht gesehen hat. Hundert Leute drinnen, noch mal so viele und mehr draußen vor der Tür, bis halb fünf in der Früh und kein einziges Mal kam die Polizei. Das war im April 2018 und es war kein neuer Club oder eine Bar, die da Eröffnung gefeiert hat. Es war ein Radlladen. Aber nicht irgendeiner, sondern einer, der sich auf den Hipstertraum schlechthin spezialisiert hat: italienische Rennräder mit Stahlrahmen.
Der Name steht dabei synonym für die alte Liebe zwischen Bayern und Italien: Bici Bavarese. Spricht man übrigens "Bitschi Bavarese" aus, falls euer Italienisch genauso eingerostet ist, wie euer altes Rennrad, das die Jungs gerne für euch restaurieren. Die Jungs, das sind Max, Flo und Fabi, die schon lange die gemeinsame Leidenschaft zu ihren Fahrrädern vereint. Bici Bavarese als Name entstand nämlich schon 2012 und mit ihm der Traum vom Radlladen, der sich gute sechs Jahre später endlich erfüllt hat.
Und dann habe ich mich gefragt, ob ich irgendein Head of Online-Marketing sein möchte, oder doch der Radl-Max aus Haidhausen.
Dafür haben die drei mehr oder weniger ihre Jobs geschmissen. Fabi war Architekt und hat sich zum Fahrrad-Mechaniker ausbilden lassen. Max musste sich irgendwann die Frage stellen: "Will ich in Berlin bleiben und irgendein Head of Online Marketing werden, oder doch lieber der Radl-Max aus Haidhausen sein?" Als die Chance auf den eigenen Laden anklopfte, hat er nicht lang gezögert und so empfängt er uns heute im Bici Bavarese.
Gute Rennräder sind wie Rotwein
Der Laden ist stylischer als der durchschnittliche Radlladen, den man so kennt – keine Frage. In den selbst gezimmerten Regalen werden schicke Rennräder indirekt beleuchtet, es gibt hipsterige Retro-Accessoires, die Theke ist mit alten Zeitungsartikeln über Fahrradrennen tapeziert und die neuen Pedale stehen unter kleinen Käseglocken. Gleichzeitig ist es aber nicht zu durchgestylt. Die vielen kleinen – teilweise kuriosen – Details erinnern eher an die Deko-Künste in so mancher Münchner Boazn. Gemütlich eben.
Die Auswahl an Rädern, Accessoires und Ersatzteilen ist dabei definitiv etwas für Liebhaber – die günstigsten Räder gibt es ab etwa 500 Euro. Zu den Kunden zählen aber nicht nur junge, urbane Rennradler, die dem Trend hinterherradeln, sondern auch alteingesessene Münchner, die die Originalen Pinarellos, Benottos und Campagnolos noch aus ihren Glanzzeiten kennen – und das nicht für extravagante Pastasorten halten. Da kommt dann schon mal der ältere Herr und fragt den Radl-Max nach der "einen oiden Schraube", die ihm noch fehlt. Und weil er eh Rentner ist und gerade da, bleibt er für einen Ratsch und erzählt von den guaden, oiden Zeiten.
Konichiwa Bicis!
Es ist aber auch nicht schwer, viel länger hier zu bleiben, als in jedem anderen Radlladen. Liegt mitunter daran, dass man hier guten Kaffee trinken, Suppe von der Münchner Suppenküche essen oder Spezi trinken kann. Das "Stüberl", wie die Jungs den kleinen Bereich mit drei Tischen nennen, kam erst vor Kurzem dazu. Für sie ist Bici Bavarese nämlich nicht nur der Laden, der Verkauf und die Reparatur alter Lieblingsstücke, sondern eben auch eine Gemeinschaft – und die braucht einen Treffpunkt.
Von hier aus starten sie auch ein- bis zwei Mal die Woche zu Ausfahrten. Kurze Feierabendrunden oder auch mal eine größere Tour ins Umland sind dabei. Der sportliche Anspruch ist zwar da, aber der Genuss steht dann doch im Vordergrund. Im Juni steht dann die große "Giro Bavarese" bevor – eine Oldtimer-Radl-Rundfahrt am Tegernsee. Wir polieren unsere Chromgabeln aber erst einmal für eine Tour nach Haidhausen zu Kaffee, Suppe, Spezi im Bici Bavarese!
Bici Bavarese | Pariser Str. 36, 81667 München | Dienstag – Freitag: 11.00–19.00 Uhr, Samstag: 11.00–17.00 Uhr | Mehr Info