11 Theaterstücke, die du dir im Januar & Februar 2020 anschauen solltest
Natürlich könnte ich zu Beginn dieses Artikels ein frohes neues Jahr wünschen. Tue ich innerlich auch, aber schwarz auf weiß wünsche ich euch lieber viele spannende Theaterabende in diesem frischgeborenen Jahrzehnt. Januar und Februar 2020 starten schon einmal äußerst vielversprechend: Es wird getanzt, gesungen und geschossen. Wir reisen im Heizkessel eines Luxusdampfers über den wilden Westen bis nach Korea – ganz entspannt zurückgelehnt im sicheren Kreise des Publikums mit einem Glaserl Wein in der Hand.
Das Festival Friendly Confrontations verwandelt vom 16. bis zum 19. Januar 2020 außerdem die Münchner Kammerspiele in einen flüchtigen Spielraum diverser diasporischer Ästhetiken und Perspektiven: Bildende Kunst trifft auf Performance, Box-Wettkampf auf Wissenschaft, Alternative History auf Virtual Reality. "Being Pink Ain't Easy" (Nummer drei in der Liste) ist nur eine tolle Aufführung in diesem Rahmen, also schnell die Website für weitere Späße checken!
Volkstheater
1. Der haarige Affe
Yank ist Heizer im Kesselraum eines Luxusdampfers und mit seinem Leben mehr als zufrieden. Er glaubt an die Technik, an den Fortschritt und ist von seiner eigenen Kraft und Leistungsfähigkeit überzeugt. Dieser innere Frieden kommt ihm jedoch abhanden, als sich eine junge Millionärstochter aus Schaulust in den Kesselraum verirrt. Yank begreift sich als minderwertige Kreatur, als haarigen Affen, der nirgends dazugehört. Ein Rachefeldzug beginnt, der ihn über die Fifth Avenue und über das Gefängnis letztendlich in den Zoo führt. Klingt fast ein bisschen nach Monopoly.
Termine: 02., 12. und 16. Januar, 09. und 27 Februar 2020: 19.30 Uhr
Tickets: 14 bis 36 Euro
Kammerspiele
2. 10 Vaterunser
Eines der großen Verbrechen des NS-Staates waren die Verschleppung und Versklavung von Millionen Menschen und deren rücksichtslose Ausbeutung. Ein Drittel der zwischen 1939 und 1945 eingesetzten Zwangsarbeiter*innen waren in der Landwirtschaft tätig. Die Regisseurin Christiane Huber geht seit 2018 in Altötting der Geschichte hinter den Schicksalen der Bauern und Bäuerinnen auf den Grund. In ihrer Recherche stößt sie auf grausame Morde der Nationalsozialist*innen an Zwangsarbeiter*innen und deren Neugeborenen in der sogenannten „Ausländerkinderpflegestätte” in Burgkirchen und auf rohe Gewalt im Nachkrieg. Sie begibt sich auf die Suche nach letzten Zeitzeug*innen in Bayern, in Polen und in der Ukraine – und wir begleiten sie mit "10 Vaterunser" dabei.
Termine: 11. und 12. Januar 2020: 20.00 Uhr
Tickets: 19 Euro
3. Being Pink Ain't Easy
Gangstas, Pimps und Hoes: Die US-Rap-Welt ist durchtränkt von Bildern übersteigerter Männlichkeit. Als Schwarze Künstler wie Cam’ron und Kanye West in den frühen 2000ern einen Modetrend aus rosa Plüsch, Fell und Velours lostraten, bewiesen sie, dass sogar Barbies Lieblingsfarbe dem Image heterosexueller Maskulinität nicht schaden konnte. Die Choreografin Joana Tischkau nimmt dies zum Anlass, die Fragilität sozialer Konstruktionen wie Race und Gender sichtbar zu machen: Inwieweit werden Körper des 'Anderen' genutzt, um die strukturelle Macht weißer Cis-Männlichkeit zu festigen?
Die Tanzperformance "Being Pink Ain't Easy" findet im Rahmen der Friendly Confrontations statt.
Termine: 18. Januar: 18.00 Uhr, 19. Januar 2020: 20.00 Uhr
Tickets: 15 Euro
Theater Hoch X
4. Everything Blue
"Everything Blue" ist eine gemeinschaftliche Performance, die von zwei Perspektiven bestimmt wird. Die Münchner Choreografin Jasmine Ellis mit kanadischen Wurzeln trifft künstlerisch auf den in Wien lebenden brasilianischen Choreografen Evandro Pedroni. Beide untersuchen Strukturen und Symptome unserer Interaktionen. Wie steht es aktuell um die Kommunikation zwischen den Generationen? Wie wird Freundlichkeit oder deren Ausbleiben unbewusst zwischen den Generationen übertragen?
Termine: 15., 17. und 18. Januar 2020: 20.00 Uhr
Tickets: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro
5. High Noon
Die Sonne steht hoch am Himmel. Die Luft ist heiß und trocken. Kein Geräusch ist zu hören. Nur ein leiser Wind weht gespenstisch über das Dorf hinweg. Das Flussbett ist ausgetrocknet, die umliegenden Hopfenfelder gleichen einer Steppe. Der Klimawandel hat aus dem einstigen Idyll in "High Noon" eine Westernstadt gemacht, eine bedrohte Zone. Es gibt keine Insekten mehr, keine Pflanzen, keine Tiere. Lebensmittel und andere Konsumgüter sind in Folge der globalen Verstrickungen rar. Ein unbekannter Virus geht um und verunsichert die Bürger*innen. Verzweiflung und die Sehnsucht nach Normalität treibt die Überlebenden in die Arme von Quacksalbern und Populisten. Die Menschen schotten sich ab. Eine Mauer muss her!
Termine: 23. Januar: 19.00 Uhr, 24. und 25. Januar 2020: 19.30 Uhr
Tickets: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro
Metropoltheater
6. Die Wiedervereinigung der beiden Koreas
Achtung! Hier erwartet euch kein politisches Stück. "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" dreht sich um die Liebe. In schnell aufeinanderfolgenden Szenen kämpfen 27 Frauen und 24 Männer um ihr Glück: Hochzeiten geraten ins Wanken, Prostituierte werden enttäuscht, geschenkte Seelen zurückverlangt. Lange verschwiegene Wahrheiten kommen ans Licht, Freundschaften verlieren den Boden, Menschen trösten einander, beteuern ihre Liebe, trennen sich. Wohlbekannte Alltagssituationen geraten mit einem Wimpernschlag aus den Fugen, unerwartete Wendungen stellen die herkömmlichen Vorstellungen von Liebe auf den Kopf. Das Stück wird übrigens auch am Valentinstag gezeigt – Besuch auf eigene Gefahr.
Termine: 16., 17., 18., 23., 24., 25. Januar, 03., 04., 05, 06., 11., 12., 14. und 15. Februar: 20.00 Uhr, 26. Januar, 09. und 16. Februar 2020: 19.00 Uhr
Tickets: 23 Euro, ermäßigt 19 Euro
Teamtheater
7. Mephisto
"Ich bin doch nur ein ganz gewöhnlicher Schauspieler." Mit diesem Satz endet der berüchtigte Roman von Klaus Mann über seinen geliebten Feind, den Staatsintendanten Gustaf Gründgens. Im Roman geistert Gründgens als Hendrik Höfgen durch die Irrungen und Wirrungen der späten 20er. In der Figur des gefallenen Clowns "Mephisto" findet er die Rolle seines Lebens. Sie macht ihn zum Theatersuperstar, kettet ihn aber zeitlebens auch an das Böse in seiner irisierendsten Form: der Verlockung nach künstlerischer Unsterblichkeit. Jahrzehntelang war die bitterböse Satire wegen Streitigkeiten mit den Erben Gründgens verboten, mittlerweile ist sie zu einem Schlüsseltext über die Zeit vor Hitlers Machtergreifung geworden. Das Theater Impuls-Kollektiv holt diese Bombe nun auf die Bühne.
Termine: 16., 17., 18., 23., 24. und 25. Januar 2020: 19.30 Uhr
Tickets: 25 Euro, ermäßigt 15 Euro
Residenztheater
8. Woyzeck
Georg Büchners zerbrechliches Fragment, eines der bedeutendsten Dramen der deutschen Literatur, basiert auf dem Fall des Soldaten "Woyzeck", der seine Geliebte erstach und dafür 1824 zum Tode verurteilt wurde. Er lebte innerhalb eines gesellschaftlichen Systems, das von Brutalität geprägt war, der alle unterlagen, ohne davon zu wissen. Der Regisseur Ulrich Rasche, bestens bekannt seit seinen Inszenierungen von "Die Räuber" und "Elektra" gilt aufgrund seiner formstrengen Chorprojekte und überwältigenden Bühnenbilder als einer der außergewöhnlichsten Regisseure seiner Generation. Es wird mit Sicherheit gewaltig – im wahrsten Sinne!
Termine: 31. Januar, 25. und 26. Februar: 19.30 Uhr, 09. Februar 2020: 18.30 Uhr
Tickets: 20 bis 54 Euro
9. Leonce und Lena
Ein weiteres Stück von Georg Büchner kommt auf die Bühne! Die Geschichte von "Leonce und Lena" ist scheinbar schnell erzählt: Ein Prinz und eine Prinzessin aus benachbarten Königreichen flüchten vor einer arrangierten Ehe, verlieben sich inkognito ineinander und versuchen, mit einer List ihren Lebensweg selbst zu bestimmen – nur um am Schluss festzustellen, dass sie ihrem vorbestimmten Schicksal in die Arme gelaufen sind. Was als scheinbar klassische Verwechslungskomödie beginnt, endet als seltsames Traumspiel über Sinn und Unsinn des Daseins. Wer, weshalb, wohin? Vielleicht finden wir mit dem Stück im Jahr 2020 ja endlich eine Antwort auf diese Fragen.
Termine: 10. und 13. Januar, 01. Februar: 19.30 Uhr, 20. Februar 2020: 20.Uhr
Tickets: 14 bis 44 Euro
Marstall (Café)
10. Traum eines lächerlichen Menschen
In einer fantastischen Erzählung befragt Dostojewski das utopische Denken in Zeiten seiner Bedrohung: Ein namenloser Endzwanziger leidet an seiner absoluten Gleichgültigkeit gegenüber der Welt, empfindet sich selbst und die Menschheit als lächerlich und beschließt, sich umzubringen. Doch vorher schläft er ein und findet sich in einer paradiesischen Parallelwelt wieder. Was ihn hier erwartet und ob der "Traum eines lächerlichen Menschen" ihn vor seinem frühen Ende bewahren kann, findet ihr am 12. Februar 2020 heraus. Karten holt ihr euch am besten so schnell wie möglich, denn die Vorstellung im Januar ist bereits restlos ausverkauft.
Termin: 12. Februar 2020: 20.00 Uhr
Tickets: 9 Euro
Gärtnerplatztheater
11. Rigoletto
Der Herzog von Mantua liebt das Vergnügen und die Frauen. In seinem Hofnarren "Rigoletto" hat er einen zynischen Handlanger, denn dem Buckligen ist nichts und niemand heilig – außer Gilda, sein einziges Kind. Um sie vor den Nachstellungen seines Herrn zu bewahren, hält er sie vor aller Welt verborgen. Doch der Fluch des Grafen von Monterone, dessen Tochter vom Herzog entehrt wurde, fällt auf Rigoletto, und ein brutales Schicksal nimmt seinen Lauf.
Termine: 30. Januar, 01., 07., 12., 15., 22. und 27. Februar: 19.30 Uhr, 09. Februar 2020: 18.00 Uhr
Tickets: 20 bis 88 Euro
Titelbild: © Sandra Then