"Darf's noch ein Turban sein?" – Alles, außer gewöhnlich bei Kostüme Breuer
Aktueller Edit (15.02.2021):
Natürlich ist auch der Fundus von Kostüme Breuer vom Lockdown betroffen. Ihr könnt aber online stöbern. Sobald es möglich ist, will das Team ein Angebot schaffen, bei dem ihr den Fundus stundenweise für euch allein habt, um euch alleine oder mit Freunden (je nach Kontaktbschränkung) nach Lust und Laune verkleiden könnt – inklusive möglichem Fotoshooting. Wir halten euch auf dem Laufenden!
Was wolltet ihr in eurem Leben immer schon mal sein? Pilotin? Pirat? Burlesque Tänzer oder Elton John? Hattet ihr heimlich schon immer mal Lust in einem mittelalterlichen Kleid Königin zu spielen oder auszuprobieren wie gut euch eine Ritterrüstung steht? Im Kostüme Breuer werden eure wildesten Träume wahr. Hier werden Faschingskostüme und Outfits für jede Form von Festivität verliehen und verkauft. Der Laden liegt etwas versteckt in einem Hinterhof der Hohenzollernstraße. Im Durchgang locken glitzernde Charleston Kleider und vor der Tür winkt ein lebensgroßer Löwe.
Als wir den Laden betreten, können wir erstmal gar nicht glauben, dass hier 50.000 Einzelteile zu finden sein sollen. In schmalen Gängen hängen im Obergeschoss Abendkleider, Fracks und Smokings, hier und da ein Hochzeitskleid. Dahinter eine Auswahl Lederhosen und Dirndl – der Großteil wird bis zum Oktoberfest im 500 Quadratmeter großen Lager aufbewahrt. Erst als wir über die Treppe ins Untergeschoss laufen, bekommen wir die ganze Vielfalt zu sehen.
Wir haben hier alles, nur nichts Normales.
In unzähligen Gängen hängt mehr, als wir uns an Kostümen jemals hätten vorstellen können: Von Outfits aus den 20ern, 70ern oder der Renaissance, Meerjungfrau, Hotelboy, Scheich oder Astronaut: Hier bekommt ihr einfach alles. Es gibt einen ganzen Schrank voller Mieder. Lange Regalfächer mit Maskottchenköpfen und Hüte über Hüte. Die Kleidungsteile sind fein säuberlich nach Themen und Epochen sortiert und auf dem Boden gibt es Wegweiser, so dass ihr trotz der Vielfalt schnell findet, wonach euch der Sinn steht.
Am meisten Spaß macht es aber ganz planlos zu kommen und stundenlang durch die Gänge zu stöbern. Mal Pirat, mal Schlangenbeschwörerin, oder thailändische Prinzessin zu sein. Dabei sind unter den Kostümen viele originale Teile, denn Waldtraut Breuer, die den Laden 1993 von ihren Eltern übernommen hat, ist gerne auf Reisen und sammelt wo sie kann ausgefallene Outfits. "Wir haben hier alles, nur nichts Normales. Weil sich gewöhnliche Anzüge oder Kostüme für uns nicht rentieren würden", sagt sie. "Die werden so preiswert und so gut angeboten, dass die Leute dafür nicht zu uns kommen müssen."
Eine Schlange? Ja natürlich, hier müssten noch ein, zwei rumliegen.
Die Entstehungsgeschichte ist beinahe so wunderlich wie der Laden und entführt uns in das Jahr 1950: Eine junge Frau will nach Amerika auswandern und braucht dafür eine warme Jacke. Sie hat kein Geld, so wie viele Menschen, denn alle sind mit dem Aufbau der Stadt beschäftigt. Was sie aber hat, sind Faschingskostüme. Die hatte sie schon häufig in ihr Wohnzimmerfenster gehängt und von dort aus an Leute vermietet. Ihre Jacke bekommt sie von Wilma und Peter Breuer, die sie mit ihrem Kostümfundus bezahlt. Das ist der Grundstock, aus dem im Verlauf der nächsten siebzig Jahre der größte Kostümverleih Europas entsteht. Das Sortiment umfasst heute 10.000 komplette Outfits und 50.000 Einzelteile.
Handgenähte Einzelteile und schöne Funde aus aller Welt
Viele davon hat Waldtraut Breuer, die (und auch das klingt wunderbar nach einer ganz anderen Zeit) Damenmeisterschneiderin ist, mit ihrem Team hergestellt. Die außergewöhnlich schönen Einzelteile sind weltweit bekannt. Zum Beispiel hat Waldtraut Breuer für Oskar Schlemmer das Triadische Ballett geschneidert, das heute in der Akademie der Künste in Berlin zu sehen ist.
Von den Anfangszeiten als Kostümverleih, hat sich das Geschäft immer wieder vergrößert und umfasst heute auch Trachten und Abendmode. Diese Erweiterungen sind häufig auf Nachfrage entstanden, erzählt Waldtraut Breuer lachend. Dass sie so groß werden würden, hätte 1950 niemand gedacht. Mittlerweile sind sie das ganze Jahr über beschäftigt. Auf Fasching folgen die Osterhasen, dann kommt die Hochzeitssaison – "Da verheiraten wir die Leute, die wir im Fasching zusammengebracht haben." Und kaum sind all die feinen Kleider wieder im Laden angekommen, beginnen die Mittelaltermärkte und dann geht auch schon das Oktoberfest los.
Da verheiraten wir die Leute, die wir im Fasching zusammengebracht haben.
Der Laden Kostüme Breuer ist ein wahr gewordener Kindertraum, ein Märchenwald und toller Spielplatz für Großgewordene – gerade zur Faschingszeit. Um die Kostüme, Trachten und Abendgarderobe auszuleihen, müsst ihr vielleicht etwas mehr Geld in die Hand nehmen, als für das 70er Jahre Neonoutfit von Amazon. Für euer Geld bekommt ihr aber allerhöchste Qualität, die authentisch aussieht und hervorragend passt. Denn das Team aus Schneider*innen passt die Outfits für euch an. Kostüme könnt ihr für drei Tage ab vierzig Euro ausleihen, ein komplettes Smokingoutfit für 195 Euro und Brautkleider ab 80 Euro. Im Outlet des Ladens bekommt ihr Kostüme schon ab fünf Euro!
Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es außerdem viel schöner für etwas mehr Geld auszuleihen, als billige Outfits nach einer Saison wegzuschmeißen. Gerade für Hochzeiten, Abendgarderobe und Trachten, finden wir die Idee sehr gut. Und auch wenn ihr noch weit entfernt von einer Gelegenheit für einen Frack mit Zylinder seid – ein Besuch lohnt sich immer. Alleine schon für das Erlebnis und die Inspiration.
Kostüme Breuer | Hohenzollernstraße 22a, 80801 München | Montag – Freitag: 10.00–19.00 Uhr, Samstag: 10.00–14.00 Uhr | Leihpreis Kostüm: drei Tage ab 40 Euro | Leihpreis Smoking: ab 195 Euro | Leihpreis Dirndl: ab drei Tage ab 180 Euro | Leihpreis Brautkleid: ab 80 Euro | Outlet Kostüme ab 5 Euro | Mehr Info