Ganz der Baba #14: Mit Kater auf den Spielplatz

© Marie Lechner

Sam und seine Frau haben nicht nur einen neuen winzigen Mitbewohner namens Teddy, sondern er auch einen neuen Job. Sam ist jetzt Papa – in Vollzeit. In dieser Kolumne nimmt er euch mit auf die Baustelle Baby. Warum freut man sich auf jemanden, den man noch gar nicht kennt? Was geht eigentlich bei den Münchner Mamas und was haben Air Jordans mit Feminismus zu tun? Immer mit dabei: die hilfreichen und manchmal fragwürdigen Lebensweisheiten seiner ägyptischen Mama.

Es ist Samstagfrüh und was soll ich sagen? Der Vaddi hat seinen freien Freitagabend sehr hart ausgenutzt. Leider hat Teddy diese Memo nicht gelesen und steht jetzt gut gelaunt neben meinem Kopf. Es ist viertel nach acht und ein unternehmungslustiges "Auffup" schallt mir direkt und ungefiltert ins Gehirn. Auffup. Heißt so viel wie Ausflug.

Ein kleiner Interessenskonflikt brandet in meinem Inneren auf, aber ey, ich bin definitiv sehenden Auges und mit Anlauf in diese Bredouille geschlittert. Doppelt sehenden Auges zwar, aber sei es drum. Die unschlagbare Kombi aus Bier, Wurst und Homies im Bufet in der Marsstraße funktioniert einfach zu gut. Ich exe also einen Liter Wasser, um den Schwummerschaden in meinem Kopf wenigstens ein bisschen einzudämmen und habe sofort nur noch ein Ziel: Leberkassemmel.

Am Samstagvormittag haben Münchens Väter Ausgang, pilgern mit ihren Kindern und einem selbstgefälligen Grinsen in die Spielanlagen der Stadt und tun hinter her so, als hätten sie eben den Klimawandel im Alleingang gestoppt.

Und schlagartig ist der Interessenskonflikt gelöst. Dick eingepackt stapfen wir bei strahlendem Sonnenschein und klirrender Kälte los und ich merke, wie die Frischluftwatschen wirkt. Teddy erwartet höchstwahrscheinlich einen Spielplatz als erste Auffup-Station, aber: Leberkassemmel first, Spielplatz second! Auf die samstägliche 10.30-Schicht auf den Spielplätzen der Stadt komme ich sowieso nicht klar.

Dann treten nämlich Münchens ihren Väter Dienst an. Was das heißt? Erwachsene Männer stolzieren mit ihren Kindern und einem selbstgefälligen Grinsen im Schlepptau in die Spielanlagen der Stadt.
Da stehen sie dann und finden sich geil, weil sie der Mama doch mal zweieinhalb Stunden in der Woche den Rücken frei halten und echt emanzipierte Papas sind. Mama "entspannt" in der Zwischenzeit beim Wäschewaschen oder Mittagessen kochen. Das Ende vom Lied? Papa kommt mit den Kindern heim und tut so, als hätte er den Klimawandel einfach im Alleingang gestoppt.

Ein wirklich ekelhafter Teil in mir würde in diesen Momenten am liebsten schreien: „Ich gehör nicht zu euch, ihr selbstgefälligen Windbeutel! Ich mach das hier jeden Tag! Und ich feier's!"

Wenn ich mich dann doch mal samstags um 10.30 Uhr mit Teddy auf einen Spielplatz verirre, bekommt man von den anderen Vätern diese furchtbaren Blicke zugeworfen. Blicke, die regelrecht brüllen: „Hey, bist du auch ein krass geiler Vater? Ja? Ich auch!“ Und so nicken sie einem in völliger Unwissenheit zu, wie sie auch andere VW-Bus-Fahrer grüßen, als gehöre man zu einer geheimen, eingeschworenen Gemeinschaft.

Ein wirklich ekelhafter Teil in mir würde in diesen Momenten am liebsten schreien: „Ich gehör nicht zu euch, ihr selbstgefälligen Windbeutel! Ich mach das hier jeden Tag! Und ich feier's!" Aber gut, es hat doch jeder diesen einen Freund, der in der Vorweihnachtszeit drei Euro fünfzig an ein SOS Kinderdorf spendet und bis Ostern darüber reden muss. So ungefähr fühlt es sich an.

Ich hole noch zwei Porcetta-Semmeln auf die Hand und gehe mit ihm rauf in den Kronepark, denn dort ist die Welt auch am Samstagvormittag verdammt in Ordnung.

Mir fällt auf, dass heute Markt auf dem Mariahilfplatz ist und das kann nur eines heißen: Pfiadi, Leberkas! Ciao, Porcetta-Semmel mit Salbei und Knoblauch. Der Kater schnurrt und so wie Teddy sich freut, könnte man meinen, dass auch er die ganze Zeit nur dieses eine Ziel hatte. Unser Glückslevel ist nun elf von zehn. Die Sonne scheint, Semmel in der Hand, alles passt.

Mittlerweile ist es halb zwölf und Teddy suggeriert mir, dass er jetzt wirklich dringend „utschen“ muss. Ich hole noch zwei Porcetta-Semmeln auf die Hand und gehe mit ihm rauf in den Kronepark, denn dort ist die Welt auch am Samstagvormittag verdammt in Ordnung. Auf einer Bank sitzen ein paar Studenten, ausgerüstet mit Spezi und Leberkassemmel. Ich nicke verständnisvoll, proste ihnen vielsagend mit meiner Porcetta-Semmel vom Wochenmarkt zu und hoffe, dass ich diese Geschichte nicht bis nächste Ostern erzähle.

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