Sieben Gänge, ein Stern, lockerer Service: Der Showroom must go on

Es ist Anfang Februar und etwa ein Uhr morgens, als sich der Vorhang hinter uns leise schließt und wir nach fast sechs Stunden in die milde Abendluft treten. Die Lilienstraße in der Au liegt ruhig vor uns, unsere Sinne sind noch immer leicht betört. Mit einem seligen Grinsen auf dem Gesicht schlendern wir in die Nacht und lassen den Abend noch ein bisschen auf uns wirken. Hinter uns liegt eine Vorstellung in sieben Akten und mit einem Spannungsbogen, der seinen Namen nicht verdient, weil er zu keiner Sekunde abgeflacht ist. Doch nein, wir waren nicht im Theater, sondern im kleinsten Sternerestaurant Münchens – dem Showroom.

Und genau wie ein Theaterbesuch immer etwas besonderes ist, ist auch ein Abend im Showroom nichts Alltägliches – sondern ein kulinarisches Erlebnis, das man sich gönnen sollte. Dabei müsst ihr keine Angst vor vermeintlicher Hochkultur, strikten Benimmregeln oder gar überzogener Abendgarderobe haben. Das Showroom ist eher das Volkstheater unter den Sternelokalen – und zwar im allerbesten Sinne, denn während hier Qualität, Geschmack, Handwerk und Kreativität überragend inszeniert werden, bleibt die Stimmung locker. Und zwar so locker, dass es nicht erst den Aperitif zum Entspannen braucht.

Spannende Kombis und Konsistenz-Kino

Wir lieben es ja, wenn Menschen – egal ob Köch*innen oder Künstler*innen – so versiert in ihrem Fach sind, dass gar keine Attitüde nötig ist. Dass einfach mit dem überzeugt wird, was auf die Bühne, die Leinwand oder eben die Teller kommt. Und wer schon mal in einem Sternerestaurant gegessen hat, weiß: Es gibt Lokale, in denen ihr gut und lecker essen könnt und es gibt jene, in denen ihr einfach gar nicht mehr checkt, was los ist, weil da jemand in der Küche steht, der Zubereitungsmethoden und Zutaten kennt, von denen ihr noch nie gehört habt. Der junge Küchenchef Dominik Käppeler ist genau so einer. Mit gerade einmal 29 Jahren hat er im Jahr 2017 das Showroom übernommen und erhielt noch im gleichen Jahr seinen ersten Michelin-Stern.

Seitdem zaubert er gemeinsam mit seinem Team an fünf Abenden pro Woche kleine Kunstwerke auf die Teller, die nicht nur den Augen schmeicheln, sondern natürlich ebenso dem Gaumen. Alle 14 Tage wechselt das aufwändige Menü und ihr lernt Zutatenkombinationen und Konsistenzen kennen, die ihr so vermutlich noch nicht probiert oder überhaupt in Erwägung gezogen habt – da treffen Graupen auf Milch und Lakritze, Garnelen auf Ziegenkäse und Himbeeren oder ihr bekommt große Augen beim ersten Löffel vom frech guten Sardinen-Eis. Über die Qualität und Zartheit des Fleisches könnten wir derweil einen eigenen Artikel schreiben.

The Showroom must go on

Klar ist, dass in jedem Detail des Restaurants viel Arbeit, Herzblut und Können liegen und trotzdem passiert hier alles auf Augenhöhe – die Servicemitarbeiter*innen wissen genau, wie weit die Lockerheit gehen darf. Denn während an unserem Tisch die Witze lässig kommen und gehen, ist der Umgang am Nachbartisch etwas gediegener.

Und während ihr euch durch fünf bis acht Gänge gabelt, löffelt, staunt und wundert, versorgt euch Sommelier Martin Pechlof mit den passenden Tropfen – und das sogar alkoholfrei, wenn gewünscht. Uns taugt besonders, dass wir uns nicht eingeschüchtert fühlen von all dem Wissen um Anbaugebiete, Böden und feine Geschmacksnuancen, sondern einfach interessiert zuhören und uns im Zweifel auch trauen, eine vermeintlich "dumme" Frage zu stellen. Denn mal ganz ehrlich: Dafür haben Koch, Sommelier und auch der Service doch jahrelange Erfahrung – um uns daran teilhaben zu lassen und auf eine spannende Reise in die gehobene Gastronomie mitzunehmen. Im Showroom muss man dafür zum Glück nicht mal abheben.

Auch das Showroom ist stark von den Corona-Maßnahmen getroffen. Seit dem 25. Mai ist der Vorhang wieder auf und die Sitzplätze aufgrund der Beschränkungen vorerst auf 50 Prozent der Kapazität reduziert. Reservieren könnt ihr am einfachsten online!