11 Theaterstücke, die du dir im September und Oktober 2021 anschauen solltest

Uns zittern die Knie und wir fächern uns mit diversen Programmkarten etwas kühle Luft zu, wenn wir verkünden: Die neue Theatersaison ist angebrochen! Wer hätte das gedacht? Während wir im Hinterkopf noch Angst vor der elften Welle haben, stürzen wir uns voller Euphorie an die Theaterbars dieser Stadt, ordern ein bis elf Glaserl Rotwein und "binge watchen" sämtliche Theaterstücke, die unsere wunderbaren Häuser in München auftischen. And let us tell you: There are a lot!

Also schmeißt euch in eure feinsten Roben, haltet euren 3G-Nachweis bereit und ab mit euch vor, hinter und auf die Bühne! Ohne mit der Euphorie brechen zu wollen, aber: Niemand weiß, wie lange diese Saison wohl anhalten wird. Obwohl wir natürlich guter Dinge sind, jetzt, wo auch die Clubs wieder öffnen dürfen. Da passiert dann das Drama im echten Leben – bis es soweit ist, machen wir es uns im Publikum mit den folgenden 11 Theaterstücken gemütlich.

Teamtheater Tankstelle

1. Die letzten Tage der Menschheit

Teamtheater Tankstelle
© Teamtheater Tankstelle

Der Ungeist und die Untaten politischer Großsprecher, die Suche nach Wahrheit in einem Meer gefälschter Nachrichten, das Bemühen um Humanität angesichts einer weltumspannenden Katastrophe – darum geht es in Karl Kraus‘ Meisterwerk „Die letzten Tage der Menschheit“. Fake News sind nämlich – entgegen der gängigen Annahme – keine Erfindung des 21. Jahrhunderts, sondern schon zu Zeiten des ersten Weltkriegs ein akuter Störfaktor. Kraus entblößt hier schonungslos Presse, Gesellschaft und Politik und das Ensemble des Teamtheaters inszeniert den Roman als eindrucksvolle Collage.

Termine: 15. bis 18., 22. bis 25., 29. und 30. September, 1. und 2., 6. bis 9., 13. bis 16. Oktober 2021: 20.00 Uhr

Tickets: 25 Euro

Theater Hoch X

2. Hibernation

Theater Hoch X Hibernation
© Markus Niessner

Der Begriff „Hibernation“ bezeichnet ein Dazwischen: den Ruhezustand von Computern, das künstliche Koma bei Menschen, und den Winterschlaf bei Tieren. Auch im neuen Projekt vom O-Team, eine freie Gruppe der darstellenden Künste, schlummert etwas unter der sterilen Oberfläche der Dinge – nicht lebendig, nicht tot. Die Performance im Hoch X spürt in traumartigen Sequenzen unserem Verhältnis zu Sorge und Entsorgung, zu Hygiene und Verschmutzung, zu Technik und Übriggebliebenem nach. Hier begegnen sich die eigenartigsten Kreaturen auf der Bühne: eine einsame Scheinwerferin, zwei Entsorger*innen sowie ein Rudel Putzroboter. Das solltet ihr euch definitiv nicht entgehen lassen!

Termine: 15. bis 17. September 2021: 20.00 Uhr

Tickets: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro

Metropoltheater

3. Die Wahrheiten

Die Wahrheiten
© Jean-Marc Turmes

Habt ihr schon mal eine Freundschaft beendet? Wir hoffen, nicht. Doch falls ja, hoffen wir auch, dass ihr das nicht per SMS getan habt. In "Die Wahrheiten" ist eben genau diese Situation Ausgangspunkt für das Stück. Jana und Erik beenden ihre 17-jährige Freundschaft zu Sonja und Bruno per SMS und mit sofortiger Wirkung. Nach den ersten Momenten der Fassungslosigkeit, Ungläubigkeit und Wut, beginnen Sonja und Bruno nach den möglichen Gründen zu suchen. Machtmissbrauch, Grenzüberschreitungen, Vertrauensverlust, viel zu langes Schweigen – am Ende stehen große Themen unserer Zeit im Raum.

Termine: 17. bis 19., 23. bis 26., 30. September 2021: 19.30 Uhr

Tickets: 19 Euro, ermäßigt 15 Euro

Mit Vergnügen Klub, Kunst und Kultur, Filmtipps, Ausstellungen

4. 4.48 Psychose

Metropoltheater 4.48 Psychose
© Jean-Marc Turmes

Nein, wir hatten beim Tippen der Überschrift keinen epileptischen Anfall. Die Zahl bezieht sich auf eine Uhrzeit: 04.48 Uhr, die dunkle Stunde vor Sonnenaufgang. In dieser Stunde ist der menschliche Geist während einer depressiven Phase angeblich von größter Klarheit erfüllt, gerade deswegen ist der eigene Wahn am wahrhaftigsten und in vollem Bewusstsein spürbar. In ihrem fünften und letzten Stück „4.48 Psychose“ beschreibt Sarah Kane diese Zeit der Klarheit während eines depressiven Schubs. Dialoge mit Therapeut*innen, Auszüge aus Arztberichten und Rückblicke auf diverse Klinikaufenthalte vermischen sich mit sich wiederholenden Wortketten, Zahlenreihen, Schizophasien und reflexiven Erinnerungen. Tief durchatmen vor und nach der Aufführung ist unser Tipp!

Termine: 22. bis 27., 29. bis 31. Oktober 2021: 19.30 Uhr

Tickets: 25 Euro, ermäßigt 21 Euro

Hoftheater

5. Ein Kuss – Antonio Ligabue

Hoftheater "Ein Kuss"
© Jürgen Ruckdeschel

Hold our Rotweingläser – there is a new Theater in town! Das Hoftheater im Stemmerhof (Sendling) beschert uns seit dem 9. September 2021 frisches Theatervergnügen. Den Start macht das preisgekrönte Einpersonenstück "Ein Kuss – Antonio Ligabue", das vom Leben des lange verkannten, ausgegrenzten und verspotteten schweizer-italienischen Malers Antonio Ligabue erzählt. Statt an seinem Schicksal zu zerbrechen, schuf Ligabue sein eigenes Universum aus Bildern und Plastiken. Zum Leben erweckt wird das Ganze vom Schweizer Schauspieler Marco Michel. Ein guter Anlass, um das neue Theaterhaus mal genauer unter die Lupe zu nehmen, wie wir finden.

Termine: 12., 17. bis 19., 22. bis 26., 29. und 30. September, 1. Oktober 2021: 19.30 Uhr

Tickets: 23 oder 28 Euro

Freies Theater München (FTM)

6. Schwarze Prozession

© Freies Theater München

Stellt eure Wecker, packt die bequemen Schuhe aus dem Schrank und nehmt Teil bei etwas ganz besonderem: Die "Schwarze Prozession" vom Freien Theater München ist ein Straßentheater, das Stelzenfiguren, Wägen, Kunst-Objekte, Schlagzeug, Brass-Band, Artist*innen und vieles mehr auf den Straßen der Stadt vereint. In aller Öffentlichkeit verwandeln sich die Darsteller*innen in ihre Figuren, schlüpfen in ihre Kostüme, schminken ihre Gesichter weiß, schnallen ihre Stelzen an, stimmen die Instrumente und stellen sich zu ihrer Prozessionsformation auf. Los geht's am Odeonsplatz, von dort aus und über sämtliche Plätze (Wittelsbacher-, Karolinen-, Königs- und Stiglmaierplatz) bahnt sich der Zug einen Weg bis zum Pathos im Kreativquartier. Der Eintritt, oder besser gesagt die Teilnahme, ist kostenlos.

Termin: 18. September 2021: 12.00 Uhr

Tickets: Eintritt frei

Hofspielhaus

7. Richard III.

Hofspielhaus
© Chris Hirschhäuser

Mit "Richard III." hat Shakespeare den perfekten Bösewicht geschaffen, einen zeitlosen Archetyp, eine Projektionsfläche für das Machtstreben und die Skrupellosigkeit in der Politik, aber auch die Verletzlichkeit des Egos. Obwohl wir diese Charaktere mittlerweile zu Genüge aus Film und Fernsehen kennen, entfalten sie nur auf der Bühne ihr ganzes Potential. Denn dort ist der Ausgang des Abends noch ungewiss und die Schauspielenden zum Greifen nah. Je kleiner der Raum, desto größer die Gefahr.

Termine: 18. und 19., 23. und 24., 29. und 30. September, 1., 20. und 21., 29. und 30. Oktober 2021: 20.00 Uhr

Tickets: 30 Euro (inkl. Mini-Menü)

Residenztheater

8. Unsere Zeit

Residenztheater
© Residenztheater

Ödön von Horváth dürfte wohl euch allein ein Begriff sein, nicht umsonst gilt er als bedeutendster Diagnostiker seiner Zeit. Der australische Autor und Regisseur Simon Stone, dessen aufsehenerregende zeitgenössische Interpretationen klassischer Dramen international für Furore sorgen, greift Figuren, Erzählstränge und Motive aus Horváths OEuvre auf, katapultiert diese in unsere Gegenwart und verbindet sie zu einem postheroischen, berührenden Panorama menschlicher Anstrengungen in Zeiten der Krise. Ihr versteht nur Bahnhof? Dann sichert euch ab dem 15. September 2021 am besten Tickets für "Unsere Zeit" und seht selbst.

Termine: 19. September, 2. bis 6., 27. und 28. Oktober 2021: 17.00 Uhr

Tickets: 14 bis 44 Euro

Cuvilléstheater

9. Die Wolken, die Vögel, der Reichtum

Cuvilléstheater
© Khun Hans Photography

Verschwinden, zerrinnen, verduften und abzwitschern – die Komödien von Aristophanes handeln von allem, was auf dieser Welt flüchtig ist: Leben, Glück, Besitz, Wissen, Zuversicht und Vernunft. Sie erzählen vom komplizierten Menschsein, vom Problem der korrekten Verteilung von Eigentum, von Gier, verdrehter Rhetorik und der ewigen Unvereinbarkeit von Theorie und Praxis. Thom Luz, Hausregisseur am Residenztheater, ausgewiesener Wolkenexperte sowie Spezialist für flirrende, flüchtige und vielschichtige Inszenierungen, entwickelt aus drei Komödien von Aristophanes einen neuen musikalischen Theaterabend "Die Wolken, die Vögel, der Reichtum".

Termine: 10. Oktober: 19.30 Uhr, 23. Oktober 2021: 20.00 Uhr

Tickets: ab 20 Euro

Kammerspiele

10. Los Años

© Gabriela Neeb

"Los Años" bildet auf der Bühne der Kammerspiele quasi einen theatralischen Splitscreen. Wir sehen einen jungen Mann, der in einem Armutsviertel von Buenos Aires einen Dokumentarfilm dreht und dabei zufällig auf einen kleinen Jungen stößt, der zum Protagonisten des Films wird. Das Sozialportrait  wird für den Regisseur zum Startpunkt einer internationalen Karriere. Gleichzeitig auf der Bühne – oder 30 Jahre später im Leben des jungen Mannes – kehrt er an den Ausgangspunkt zurück. Er sucht die Orte und Menschen von damals auf und versucht, Beziehungen zu Freund*innen und seiner Familie zu reaktivieren. Das Theaterstück zeigt unsere Gegenwart als zukünftige Vergangenheit. Oftmals kein schöner Anblick.

Termine: 24. bis 26. September, 12. bis 14. Oktober 2021: 19.30 Uhr

Tickets: 35 Euro, ermäßigt 25 Euro (Premiere: 5 Euro Aufpreis)

11. Bayerische Suffragetten

Kammerspiele
© Julian Baumann

Wir würden in einer anderen Stadt leben, hätten mehr Leute diesen Frauen zugehört. Vor 120 Jahren war München eine absolute Hochburg der Frauenbewegung. Viele Künstlerinnen standen an ihrer Spitze, darunter Anita Augspurg, Sophia Goudstikker und ihr legendäres Fotoatelier Elvira, aber auch viele Schriftstellerinnen wie Gabriele Reuter, Carry Brachvogel oder Helene Böhlau. Diese Frauen stellten die bisher gültige Ordnung radikal in Frage. Leider hat es „Bayerische Suffragetten“ nie gegeben, aber mit diesem Stück erfinden und erforschen die Kammerspiele die Freundinnenschaft von gestern, um Netzwerke und Role Models für morgen zu befeuern.

Termine: 26. und 31. Oktober 2021: 20.00 Uhr

Tickets: 35 Euro, ermäßigt 25 Euro

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