Drei Zimmer, Küche, Bad: Die kreative Rosa Stern Space in Schwabing

Irgendwo zwischen Scheidplatz und Bonner Platz rauscht die Belgradstraße durch Schwabing und zeigt sich neben Dönerläden und 70er Jahre-Bauten nicht unbedingt von ihrer schönsten Seite. Doch wer genauer hinschaut, stolpert mit etwas Glück und Neugier in einen der ziemlich monotonen Hinterhöfe und findet dort das genaue Gegenteil: Die Rosa Stern Space. 

Hier versteckt sich im Erdgeschoss eines riesigen Mehrfamilienhauses ein Ort voller Kunst und Visionen. Sobald man den Straßenlärm und die schwere Eingangstür hinter sich gelassen hat, fühlt man sich, als hätten ein paar gute Freunde all ihre Energie und Kreativität zusammengeschmissen und in drei Zimmer, Küche, Bad gesteckt. Nur dass diese drei Zimmer nicht aus Wohn-, Ess- oder Schlafzimmer bestehen, sondern aus zwei Ateliers und einem Ausstellungsraum. 

Rosastern Gallerie
© Brigitte Buck
Rosastern Gallerie
© Brigitte Buck

Hinter Rosa Stern stecken Rosanna Marie Pondorf und Simon Sternal. Die beiden haben sich an der Akademie der bildenden Künste in München kennengelernt und relativ schnell gemerkt, dass sie beide ihre kreativen Utopien ausleben wollen. 2017 ist dann mit den Räumlichkeiten in Schwabing aus ihrer studentischen Idee Wirklichkeit geworden. Zwei Jahre lang haben die Beiden die Zimmer umgebaut und gewerkelt – bis schließlich der Ausstellungsraum selbst zum Kunstobjekt wurde. Wer ihn betritt, weiß direkt, was gemeint ist: Der Boden ist mit dunkelgrauem Latex überzogen, die Ecken sind abgerundet und die gerade mal fünfzehn Quadratmeter fühlen sich durch meterhohe Decken und das grelle LED-Licht ungefähr dreimal so groß an.

Mittlerweile hat die Rosa Stern Space seit einem Jahr geöffnet und ist Künstlerkollektiv, Ausstellungsraum und Atelier zugleich. Sozusagen ein unabhängiger Produktions- und Präsentationsraum für zeitgenössische Kunst. Das Team aus sieben jungen Künstler*innen und Kurateur*innen hat damit eine kreative Plattform geschaffen, die abseits  von großen Institutionen und Geldgebern existiert. Ein Netzwerk, dass sich gegenseitig unterstützt und größtenteils vom internationalen, kreativen Austausch lebt. 

So kamen im ersten Lockdown knapp 70 Exponate aus ganz Europa in der Galerie zusammen, die von Atelierpartner Kalas Liebfried mit kuratiert wurden und auch zukünftige Ausstellungen fußen auf gegenseitigen Beziehungen. Das Konzept funktioniert also so: Die Künstler*innen zeigen ihre Werke erst in ihrer Heimat-Galerie und anschließend in anderen Ausstellungsräumen innerhalb des Netzwerkes – von Berlin bis Sofia.

Rosastern Gallerie
© Brigitte Buck

Phantombesitz – Eine Ausstellung über Machtstrukturen

Noch bis zum 18. März 2021 könnt ihr euch Rosannas aktuelle Ausstellung Phantombesitz anschauen, die Constanze Metzel kuratiert hat. Die beiden haben sich beim Feiern in Berlin kennengelernt und Constanze ist mittlerweile festes Mitglied im Künstlerkollektiv.

Phantombesitz beschäftigt sich mit Machstrukturen in unserer Gesellschaft und deren Auswirkung auf unser Leben. Mit verschiedenen Techniken und Materialien veranschaulicht Rosanna die unterschiedlichen Ebenen von Macht sowie die verschiedene Kräfte, die uns tagtäglich beeinflussen. Dabei schafft sie es, einen Raum zu kreieren, der einerseits beruhigt und andererseits aufwühlt.

© Brigitte Buck
© Brigitte Buck

Ihr größtes Werkstück hängt mitten im Ausstellungsraum von der Decke: Ein Klotz aus geschredderten, entwerteten Euroscheinen und Zucker, an Fitnessbändern befestigt. Die Künstlerin spielt damit auf die finanziellen und gesundheitlichen Pole an, die sich am elastischen Band (unseres Lebens) entlang gegenseitig strapazieren und stützen.

Das ist allerdings nicht alles: An den Wänden hängen einzelne Marmorplatten, in die eine Reihe von Screenshots eingraviert sind. Damit spielt sie in erster Linie auf die mediale Reizüberflutung an, die jeden Tag auf's Neue auf uns einprallt – egal ob als Push-Nachrichten, Bilderflut oder Porno Videos. Von einer Wand hängt außerdem ein Wasserfall aus Plastik, den Rosanna seit 2018 mit kreisförmigen Bewegungen aus Tusche bemalt, und der sich ebenso wie die Machstrukturen in unserer Gesellschaft, in die Unendlichkeit fortsetzt.

Wenn ihr dem Künstlerkollektiv selber beitreten, die Rosa Stern Space für eure eigenen Exponate anfragen oder aktuelle Ausstellungen anschauen wollt, meldet euch einfach hier.

Rosa Stern Space | Belgradstr. 76, 80804 München | Ausstellung "Phantombesitz" bis 18. März 2021 | Mehr Info

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