Neues Mehrwegsystem in München: So funktionieren die kooky-Becher

@ Janina Widhammer-Zintl

von Janina Widhammer-Zintl

Bereit für ein paar schockierende Zahlen? Laut Bundesumweltministerium verbrauchen wir in Deutschland rund 320.000 Einweg-Becher pro Stunde – bis zu 140.000 davon für To-Go-Produkte! Krass, oder? Um dieses Problem einzudämmen, haben sich in den letzten Jahren schon einige Innovationen durchgesetzt. Ganz vorne mit dabei: RECUP. Das Pfandsystem aus München ist deutschlandweit laut eigenen Angaben an über 15.800 Ausgabestellen verfügbar und zählt auch in der Stadt in vielen Cafés und Restaurants zum Standard. 

Jetzt bekommt der lokale Markführer jedoch Konkurrenz – zumindest auf den ersten Blick: Mit dem Schweizer Start-up kooky kommt ein neues Mehrwegsystem nach München, das den Markt mit einer eigenen Rückgabe-Infrastruktur revolutionieren möchte – und aus eigener Sicht keine Konkurrenz ist, sondern die Lösung, auf die alle warten.

Das macht kooky so besonders

Der Clou: Die kooky-Becher lassen sich mit der Handy-Kamera scannen und registrieren. Nach der Benutzung wirft man sie einfach in eine Drop-Off-Box und bekommt automatisch das zuvor gezahlte Pfand digital gutgeschrieben. Das kann man sich dann über die zugehörige kooky-App auszahlen lassen – dabei kann kooky eine Gebühr von 10% einbehalten, falls das Partner-Lokal diese nicht übernimmt. 

Die Boxen stellt das Unternehmen nach und nach in teilnehmenden Städten auf und stattet sogar Büros damit aus. Die gebrauchten Becher und Deckel werden täglich eingesammelt, ressourcenschonend gereinigt und wieder an die kooperierenden Betriebe übergeben, wo sie erneut in den Umlauf kommen. 

Da die Cups bis zu 500 Mal wiederverwendet werden können, haben sie eine deutlich bessere Ökobilanz als Einweg-Becher. Zumindest dann, wenn sie mindestens 22 Mal zum Einsatz kommen, was bei der hohen Lebensdauer aber easy zu schaffen sein sollte. 

@ Janina Widhammer-Zintl

Mehr als Mehrwegbecher: Ein offenes System für alle

Das Start-up will seine Rückgabe-Infrastruktur nun auch den Mitbewerber*innen anbieten. So soll ein flächendeckendes System geschaffen werden. Also doch keine Konkurrenz für RECUP und Co.? Laut kooky Co-Founder Max Zott ein klares Nein. Viel mehr sehe er kooky als die Lösung, die alle anderen Mehrwegsysteme vereine. Das Ziel: eine einheitliche Infrastruktur für alle Inselsysteme, die es den Endverbraucher*innen so einfach wie möglich macht. 

"RECUP hat wirklich viel Arbeit getan, um das Mindset von Leuten zu ändern. Und das finde ich auch wirklich super. Jetzt geht es darum, all die kommenden Insellösungen zu vernetzen", so der Gründer. Eine der größten Hürden sei es aktuell noch, das Ganze zu monetarisieren – und mehr als Rückgabe-Infrastruktur wahrgenommen zu werden. 

Auch mit anderen Unternehmen wie Starbucks, Relovo und Vytal sei man schon in Kontakt. Ob es in Zukunft wirklich zu einer Zusammenarbeit mit der "Konkurrenz" kommt, wird sich wohl erst noch herausstellen. Auf Rückfrage bei RECUP hieß es jedenfalls, dass zum aktuellen Zeitpunkt noch keine direkte Zusammenarbeit geplant sei. 

Hier ist kooky in München schon vertreten

Aktuell sind in München schon über 30 Verkaufsstellen mit dabei und knapp 40 Rückgabe-Boxen aufgestellt – ein Großteil davon im Glockenbachviertel. Darunter Yellowcup, The Vegan Affair und Bellevue di Monaco. Außerdem hat sich das Start-up mit dem Anbieter für Systemgastronomie Yorma’s zusammengetan, der ab sofort an allen Münchner Standorten die nachhaltigen kooky-Cups anbietet.

@ Janina Widhammer-Zintl

Auch bei Madam Anna Ekke genießt man seinen Coffee-to-go ab sofort aus den wiederverwendbaren Bechern. Dort schätzt man das innovative System vor allem aufgrund der einfachen Handhabung und der professionellen Reinigung, wie uns die Restaurantleitung schildert. Das sei ein großer Unterschied zu anderen Mehrwegsystemen, bei denen die Mitarbeiter*innen selbst für die Reinigung verantwortlich sind und damit einen großen Mehraufwand haben.

Übrigens: Die Expansion nach Deutschland hat das Unternehmen zeitlich smart gewählt. Denn ab Januar 2023 tritt ein neues Verpackungsgesetz in Kraft, das alle Gastronom*inne verpflichtet, neben Einweg- auch Mehrwegbehälter anzubieten. Die Zahl der teilnehmenden Partner*innen wird also sicherlich noch steigen.

Tipp: Eine Übersicht über alle teilnehmenden Läden sowie die Standorte der Drop-Off-Boxen findet ihr in der kooky-App.

So funktioniert das Mehrwegsystem

Lust, das neue Mehrwegsystem in München zu testen? Dann einfach ein teilnehmendes Café besuchen und nach dem Mehrwegbecher fragen. Beim Kauf des Lieblingsheißgetränks wird dafür ein Pfand in Höhe von einem Euro aufgeschlagen. Um den Becher zu registrieren, wird der aufgedruckte QR-Code mit der Handy-Kamera gescannt. Dann noch kurz auf der erscheinenden Web-App die Telefonnummer hinterlegen – und fertig. Alternativ gelingt der Prozess auch direkt über die kooky-App.

Sobald der Becher leer ist, kann er an einer der Drop-Off-Boxen erneut gescannt und eingeworfen werden. Schon wird das Pfand gutgeschrieben. Das Guthaben lässt sich über die App aufs Bankkonto auszahlen oder alternativ mit einem Klick an den WWF spenden.

Besonders schön: Mit jedem zurückgegebenem Becher zeigt die App an, wie viel Emissionen man durch die Nutzung des Mehrwegsystems eingespart hat und das freut dann auch die Umwelt!

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