Von Berlin nach Bayern: So ist München als Zugezogene

© Roman Glöckner

“Von Berlin nach München? Und wie ist das für dich?" Tja, diese Frage kommt oft, seitdem ich (wieder) in Bayern lebe. Sobald ich erzähle, dass ich von Berlin in die dort verhasste und snobby "Feindstadt" München gezogen bin, werde ich nicht nur nach meinem Grund dafür gefragt. Sondern auch: Was ich an Deutschlands größten Hauptstadt vermisse, was anders ist und wie mir die wunderschöne, aber auch konservative bayerische Großstadt gefällt.

Wobei, hier muss man kurz einhaken, denn der Konservatismus hält seit der letzten Wahl auch in Berlin mit der CDU Einzug. Die Politik schiebe ich nach den letzten Wahlergebnissen lieber mal zur Seite, denn mitentscheiden durfte ich dieses Jahr in München leider noch nicht, da ich zu dem Zeitpunkt noch keine drei Monate hier gewohnt hatte. Gewählt als neuen Lebensmittelpunkt habe ich die über 1,5 Millionen-Einwohner*innen-Stadt dennoch. Die einfachen Gründe: mein Studium und die Liebe. 

Lass' Freund*innen werden, München!

Auch, wenn mir diese Entscheidung nicht leicht fiel, ist München bemüht, mich willkommen zu heißen. Damit meine ich nicht das tolle Herbstwetter oder die fehlende Berliner Schnauze, sondern die einwandfrei funktionierende Bürokratie. Echte Münchner*innen werden vermutlich lachen, aber ich war schon ziemlich überrascht, als ich innerhalb von zwei Tagen einen Termin beim KVR zur Ummeldung erhielt. Ich darf mich jetzt also stolz Münchnerin nennen. Davon können Berliner*innen, die nachts versuchen, frei gewordenen Termine in Spandau zu ergattern, nur träumen.

© Xenia Beitz

Träumen kann man hier aber auch, schon allein wenn man nur über die Straßen läuft. Denn ja, auch die positiven Klischees über München stimmen. Es ist sauber, an vielen Ecken wunderschön und viel ordentlicher. Nachts fühle ich mich in der U-Bahn – wenn eine fährt, denn der Nahverkehr ist wirklich ausbaufähig – sicher. Die Nähe zur Natur und das viele Grün am Wasser sind einfach unschlagbar. So merke ich schnell, dass ich mich in beiden Städten wohlfühle, doch das aus den unterschiedlichsten Gründen.

München und Berlin sind einfach nicht vergleichbar. So wie Pizza oder Pommes eben

Auch, wenn die Mehrheit es nicht lassen kann: München und Berlin sind einfach nicht vergleichbar. So wie Pizza oder Pommes eben. Ja, beides ist Fast-Food, lecker und ungesund. Trotzdem, wer Bock auf Pommes hat, gibt sich mit keiner Pizza zufrieden – und umgekehrt. Während Berlin eine pulsierende Großstadt ist, wirkt München auf mich wie ein zu groß geratenes Dorf. Kein Wunder, denn die Fläche von Berlin erstreckt sich über 891 Quadratkilometer, da passt München mit 310 fast dreimal rein.

Pulsierende Großstadt vs. Dorffeeling

Durch die Münchner Kompaktheit fühle ich mich viel schneller in der Stadt angekommen, habe viele Ecken schon erkundet, kenne Wege und kann radelnd die ganze Stadt entdecken. Ich genieße es, statt 40 Minuten zu meinen Freund*innen fahren zu müssen, schon in wenigen Minuten mit dem Rad an der Wohnung meiner Liebsten anzukommen. Und ich liebe es, an warmen Tagen ins Wasser springen zu können, ohne eine S-Bahn zu suchen. Gefühlt habe ich München jetzt schon verstanden, natürlich nur aus geografischer Sicht, während in Berlin manche Ecken für mich wohl für immer unentdeckt bleiben. 

München Frühlingsanlagen | Hackerbrücke
© Xenia Beitz | © Roman Glöckner

Dafür muss jede*r aber in der bayerischen Hauptstadt, vor allem ohne Dialekt, seine*ihre Ecken und Viertel finden. Also Lieblingscafés und Stammrestaurants entdecken, in die man easy reinspaziert. Aber besonders der kulinarischen Vielfalt betreffend ist Berlin eben unschlagbar. So passiert es also auch, dass ich nüchtern auf dem Volksfest tanze, weil ich kein Bier vertrage. Mit einer Glutenunverträglichkeit in das Land der Brezn und des Bieres zu ziehen, würden andere vielleicht auch als "selten dämlich" betiteln. Verständlich.

Auf die nächsten Jahre?

Im Endeffekt sprechen viele Gründe für, aber auch gegen beide Städte. Zum Beispiel die frühen Schließzeiten in Bayern, damit werde ich mich vermutlich nie anfreunden. Hoffentlich aber mit den Menschen, die ich hier kennenlernen darf. Ich habe nämlich, als Neu-Münchnerin, das Gefühl, dass man hier enger verbunden miteinander ist. Wer hier ankommt, bleibt länger als in Berlin und ich muss daher keine Angst vor der nächsten Verabschiedung haben.

Aufmerksame Lesende werde es schon bemerkt haben und auch ich muss schmunzeln: Schlussendlich bin ich in meine eigene Falle getappt und habe München und Berlin verglichen. Vermutlich sind sich die beiden also doch ähnlicher als gedacht – bis auf die Nähe zu den Bergen, der Sauberkeit und der Clubkultur eben. Da hat Berlin nämlich, zumindest bei Letzterem, eindeutig die Nase vorn.

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