11 Theaterstücke im September und Oktober 2023, die ihr euch anschauen solltet
Oh, wie sehnsüchtig haben wir auf diesen Moment gewartet! Endlich erwachen die Münchner Theaterhäuser aus ihrem Sommerschlaf und purzeln vergnügt in die neue Spielzeit. Bravo, Brava! Und wenn wir euch sagen, dass im September und Oktober ganz besondere Premieren, Uraufführungen und Gastspiele anstehen, dann könnt ihr uns glauben! Hoffentlich ist vom Urlaubs-Budget noch der ein oder andere Groschen übrig geblieben, denn der sollte schleunigst in Tickets für die folgenden 11 Theaterstücke investiert werden. Wir sehen uns dann in der Pause auf ein Glaserl Rotwein.

1 "Dreckqueens: Bitches auf die Barrikaden" – schwere reiter
Wenn wir eine Form der Bühnenkunst ganz besonders lieben, dann ist das Drag. Im schwere reiter erwartet uns an drei Abenden im September jetzt ein ganzer Drag-Theaterabend – und wenn wir sagen, dass wir ganz aus dem Häuschen sind, ist das eine enorme Untertreibung. Es soll ein großes Stück über die Liebe werden unter der Leitung einer überspannten Regisseurin. Die Liebe bleibt auf dem Papier, Herzen werden gebrochen und am Ende wird allen klar, dass Unsicherheit nicht nur aggressiv macht, sondern auch verbinden kann. Von und mit Deen Deville, Pasta Parisa, Janisha Jones, Pinay Colada und Susanne Plassmann.

2 "Café Populaire" – Theater am Sozialamt
Svenja, eine engagierte Hospiz-Clownin und eine wahre Wohltäterin, betreibt mit Leidenschaft ihren eigenen YouTube-Kanal, um die Welt durch Humor zu bereichern. Obwohl sie vielleicht nicht gerade als die lustigste Person bekannt ist, lässt sie sich nicht davon abhalten. Als das Kulturprogramm für das renommierte Gasthaus "Zur Goldenen Möwe" neu ausgeschrieben wird, erkennt Svenja darin ihre Chance und beschließt, sich zu bewerben. Doch just in diesem Augenblick taucht der Don auf, eine negative und äußerst abstoßende zweite Persönlichkeit von Svenja. Ein verrücktes Machtspiel beginnt, bei dem die Frage der Deutungshoheit über Svenjas Identität(en) im Mittelpunkt steht.

3 "David Bowie Konzert" – Hoftheater
Sind wir mal ehrlich: Davon Bowie lieben wir doch alle, oder? Seine Musik hat so viele Leben geprägt, dass das Hoftheater – besser gesagt Anina und Anouschka Doinet – dem Künstler nun einen ganzen Theaterabend widmen. Genau genommen einen Konzertabend. Mit viel Liebe und Sorgfalt hat das Geschwisterduo Bowie auf Deutsch übersetzt und ist absolut beseelt und glücklich, diesen Performanceabend mit Live-Gesang und Videokunst zu schaffen.

4 "Das Leben des Brian" – Gärtnerplatztheater
Eric Idle und John Du Prez haben den Kultfilm von 1979 für die Live-Bühne in ein "Komisches Oratorium" verwandelt – mit viel Musik von Country bis Pop und Broadway. Die Geschichte kennt ihr wohl alle: Neben dem Stall von Maria und Josef wird Brian geboren und sieht Jahre später gar nicht ein, diesem Jesus irgendwohin zu folgen. Stattdessen erlebt er allerlei Kurioses und beginnt eine Karriere als Untergrundkämpfer gegen die Römer. Unzählige Male auf dem Fernseher geguckt, könnt ihr das Spektakel nun auf der Bühne bestaunen.

5 "Koreality – (K)eine Geistergeschichte" – schwere reiter
Auch im schwere reiter steht die Live-Musik mit im Vordergrund. Doch es wird fast noch ein bisschen kurioser: Eine verbreitete Einschätzung besagt, Korea repräsentiere heute das, wofür Japan gestern stand. Aber diese Zeiten sind längst vorbei. Mittlerweile müssen sich in Korea drei Smartphones einen Menschen teilen. Im Stück rettet Berufstaucherin Haenyeo (해녀) einer Schildkröte das Leben, die sie aus Dankbarkeit in das Unterwasser-Paradies Ryugu einführt: eine Welt voller Leben, Begehren, Kunst, Lichtern und viel Tand.

6 "La posibilidad de la ternura / Die Möglichkeit von Zärtlichkeit" – Kammerspiele
Das chilenische Theaterkollektiv La Re-sentida ist zu Gast an den Kammerspielen und hat ein Stück im Gepäck, das seinen Fokus auf Männlichkeit legt. Ein dokumentarischer Theaterabend, bei dem Jugendliche aus Chile das Wort ergreifen und davon erzählen, wie sie eine Maskulinität antrainiert bekommen, die Zerbrechlichkeit und Zuneigung bestraft und abtrainiert. Wie ist es aber möglich, sich der Aggressivität zu widersetzen? Findet es im Publikum heraus.

7 "Die Zofen" – Volkstheater
Ist die Herrin aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. Im Falle dieses Theaterstücks sind die Mäuse die Zofen Claire und Solange, die in die intimsten Gefilde der gnädigen Frau vordringen und deren schillernde Welt zu ihrer machen. Sie erschaffen sich ein Fantasiereich, in dem alles möglich scheint. Zumindest für den Moment. Ihr Spiel gipfelt in dem Plan, ihre Chefin zu ermorden. Doch je näher der Tatzeitpunkt rückt, desto klarer werden die Abhängigkeitsverhältnisse zwischen den drei Frauen.

8 "Im Menschen muss alles herrlich sein" – Kammerspiele
Lena wächst in den 70er Jahren auf, in den 90ern wird sie Ärztin, um ihre Mutter zu retten. Doch die ist bereits tot. Tatjana findet sich zur selben Zeit in einer Welt des Umbruchs wieder und arbeitet als Verkäuferin in einem Schnapsladen. Dies scheint für sie die einzige Überlebenschance in dieser schwierigen Zeit zu sein. Das Schicksal führt beide Frauen nach Deutschland, wo sich ihre Wege kreuzen. Unerwartet werden sie zu Freundinnen. Beide haben inzwischen Töchter zur Welt gebracht, die in einer Welt aufwachsen, in der sie nicht wissen, woher sie eigentlich stammen und welche emotionalen Narben ihre Mütter tragen. Eine bewegende Geschichte zweier unterschiedlicher Biografien.

9 "Das große Heft" – Volkstheater
Ein Zwillingspaar wird aufs Land geschickt, fernab ihrer Heimatstadt, die bombardiert wird. Der Krieg tobt und sie finden Zuflucht im letzten Haus nahe der Grenze, wo ihre Großmutter lebt. Doch schon bald erleben die Kinder die harte Realität des Landlebens und den brutalen Alltag einer von Krieg gezeichneten Gesellschaft: tote Soldaten im Wald, wiederkehrender Fliegeralarm und das ständige Gefühl von Elend und Hunger. Die beiden versuchen in immer drastischeren Übungen, ihre Körper und ihren Geist zu trainieren, um in dieser Umgebung zu überleben. In präzisen Sätzen erzählt Ágota Kristóf's Romantrilogie die Geschichte der Zwillinge. "Das große Heft" ist der erste Teil.

10 "Das achte Leben" – Metropoltheater
Die Familienchronik der Jaschas beginnt 1900 mit der Geburt von Stasia in Georgien. Sie erstreckt sich über ein gesamtes Jahrhundert – über sechs Generationen und die politischen Umstürze Georgiens und der Sowjetunion hinweg ins Deutschland des Jahres 2007. Niza, Urenkelin von Stasia, schreibt für ihre Nichte Brilka die Familiengeschichte auf. Sie lässt dabei kein Familienmitglied und kein Schicksal aus. Schließlich kommt sie zu einer Erkenntnis: Der Einfluss der Vergangenheit auf die Gegenwart ist unauslöschlich.

11 "Die Zauberflöte" – Gärtnerplatztheater
Ein wahrer Klassiker kehrt als neue Inszenierung an das Gärtnerplatztheater zurück: Mozart's rätselhafte Oper über Liebe, Läuterung und Menschlichkeit verzaubert seit 1791 Menschen jeden Alters. Unter der Regie von Staatsintendant Josef E. Köpplinger wird dieses magische Werk zu einer fesselnden Erzählung über das Geheimnis der Verwandlung und des Erwachsenwerdens. Doch vor allem ist es eine zutiefst berührende Liebeserklärung an die Welt der Phantasie – und sorgt mit Sicherheit für den ein oder anderen Ohrwurm.