"Wir gendern weiter": So wehrt sich München gegen das Verbot
"Sprache soll klar und verständlich sein", so begründet Markus Söder das kürzlich in Kraft getretene Gender-Verbot. Als Münchner Stadtmagazin können wir nur sagen: Was eine Ironie. Wir lieben den bayerischen Dialekt, wissen aber auch, dass der über die Landesgrenzen hinaus oft nicht verstanden wird. Ob das Gender-Verbot da eine Lösung ist, bleibt fraglich! (Und war Söder nicht generell gegen Verbotspolitik der Grünen? Okay, das ist eine andere Geschichte.) Klar ist aber, dass nicht alle in München das Gesetz, das in offiziellen Schreiben in Behörden, Hochschulen und Schulen das Gendern untersagt, befürworten.
Ganz im Gegenteil: Trotz der weiter anhaltenden Diskussionen in der Bevölkerung und den Kommentarspalten auf Social Media um die alle Geschlechter inkludierende Sprachverwendung, stellen sich einige Institutionen in München dagegen und zeigen Flagge (oder eben Sternchen*.)
Bei uns mit Stern bitte
Mit dabei sind auch wir von Mit Vergnügen. Wem es noch nicht aufgefallen ist: Wir gendern in all unseren Beiträgen auf der Website und Social Media. Vom Verbot sind wir zwar nicht betroffen, aber wir haben uns bewusst für das Gender-Sternchen entschieden. Nicht nur, weil bei Mit Vergnügen viele Frauen arbeiten, sondern weil sich mit unseren Tipps und Empfehlungen alle Menschen angesprochen und willkommen fühlen sollen. Wir leben ein inklusives Miteinander, in dem sich alle Geschlechter wohl und gesehen fühlen sollen. Das Gendern und das Benutzen des Sternchens sind für uns ein Ausdruck von inklusiver Sprache und einem bunten und tolerantem Miteinander. Dass wir damit anecken, ist uns bewusst und das zeigen uns viele Social-Kommentare, die sehr negativ ausfallen.
Für dieses tolerante Miteinander stehen auch einige Institutionen in München, wie die Hochschule für Fernsehen und Film (HFF), die Kunsthochschule oder die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) ein. Sie präsentieren ihre Haltung gut sichtbar mit bunten Bannern an den Fassaden. Auch im Foyer der HFF prangt seit kurzem ein riesiger Stern auf dem Boden, um sich künstlerisch gegen das Verbot zu wehren.
Genderverbot sei nicht sinnvoll
Auch die Studierendenvertretung der LMU nimmt eine klare Position in einer Stellungnahme über das Genderverbot ein. Darin betonen die Student*innen, dass sie "gegen eine Verpflichtung und Verbote von Sprachformen, die ideologisch motiviert und diskriminierend sind", sind. Außerdem weisen sie darauf hin, dass sich die Staatsregierung vermutlich auf andere Probleme und Thematiken im Lehrbetrieb konzentrieren sollte, wie beispielsweise eine Anpassung der Bafög-Reform.
Doch nicht nur Student*innen bringen sich in die Debatte ein. Sogar die Landeshauptstadt selbst hat auf dem eigenen LinkedIn-Kanal eine klare Haltung bewiesen. Oberbürgermeister Dieter Reiter geht sogar so weit zu sagen, dass "das 'Gender-Verbot' der CSU für München weder relevant noch sinnvoll" ist. Das Ziel der Landeshauptstadt sei es, mit einer respektvollen Kommunikation Menschen aller Geschlechter gleichberechtigt zu adressieren.
Sprache formt Denken
Da auch Schulen vom jüngst in Kraft getretenen Verbot betroffen sind, äußern sich zunehmend Lehrer*innen dazu. Stadtschulrat Florian Kraus vertritt dort eine klare Meinung: "Sprache formt Denken und soziale Wirklichkeit. Gendersensible Sprache ist daher wichtiger Ausdruck geschlechtlicher Identität und gesellschaftlicher Vielfalt."
Diesem Statement können wir uns nur anschließen. Auch deshalb, weil wir uns sowie die Hochschulen die Frage stellen, wie die Einhaltung des Verbots überprüft werden soll. Für uns ist das ein klarer Rückschritt und wir finden es wichtig, dagegen einzustehen und Sprache nicht durch Gesetze und vor allem Verbote vorgeschrieben zu bekommen. In Zukunft wird das Thema sicherlich weiterhin zu Diskussionen führen und auch die Kunsthochschulen kündigen ein gemeinsames Statement an. Menschen in Deutschland sind unterschiedlich, vielfältig und bunt. Genau das sollte unsere Sprache bleiben – auch in Bayern.