Kleine, geile Firmen #45 – Der nachhaltige Mountainbike-Rucksack von Outentic
Es gibt nichts, was es nicht gibt und spätestens wenn man mal durch die Messestände der ISPO in München – der weltgrößten Schau für Innovationen aus dem Sportbereich – schlendert, dann weiß man: Ganz besonders gilt diese Devise für den Sport. Jedes Jahr aufs Neue findet man hier Produkte und Erfindungen, von denen man nie gedacht hätte, dass sie der Welt noch gefehlt haben. Braucht man wirklich eine Jacke, die gleichzeitig deinen Puls misst und dich mit Mama telefonieren lässt?
Übrigens eine Frage, die man sich auf den ersten Blick auch bei dem Mountainbike Rucksack des Münchner Start-Ups Outentic fragen könnte. Der ist nämlich dafür entwickelt, damit man sein Mountainbike möglichst einfach auf dem Rücken tragen kann. Warum man ein funktionstüchtiges Fahrrad durch die Gegend schleppen sollte, liegt als Otto-Normal-Verbraucher vielleicht nicht auf der Hand, als Outdoor-Fan wohl schon eher. Die Idee zu dem Rucksack entstand nämlich aus der eigenen Not heraus.
Wie kommt man darauf, dass die Welt so einen Mountainbike-Rucksack braucht?
Felix: Die Idee kam erstmals 2016 auf. Die Outentic-Gründer Andi, Flo und Dominik haben damals bereits im gemeinsamen Ingenieurbüro zusammengearbeitet und hatten Lust auf etwas Neues. Vor allem Andi ist viel mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs. Im Gespräch mit Freunden war dann schnell klar: Auf ambitionierten Touren muss man das Rad oft auch über längere Strecken tragen und dabei meist irgendwie auf die Schultern hieven. Das ist eigentlich immer unpraktisch und auch super unangenehm. Da haben die Ingenieure natürlich nicht lange gezögert und gesagt: Wir entwickeln jetzt einen Rucksack, mit dem du das Fahrrad tragen kannst.
Okay, klingt easy. Wie lief das dann ab?
Felix: Wir haben einfach mal losgelegt und direkt erste Prototypen zusammengeschustert. Der allererste war zum Beispiel einfach eine Holzplatte mit einem Gurt und zwei Haken hinten dran. Das Getüftel für Outentic ging ein gutes Jahr lang, bis wir dann im Frühjahr 2018 den Rucksack sozusagen "fertig" hatten. Dazwischen gab es bestimmt zehn bis zwanzig Stationen. Da war es schon gut, dass wir als Ingenieure den technischen Background haben.
Aber es ist ja nicht mehr nur ein reiner Bike-Rucksack, oder?
Felix: Ja. Es soll natürlich ein Rucksack zum Mountainbiken sein, aber wir haben auch noch die Idee verfolgt, dass man andere Module an den Rucksack dran machen kann. Um dann zum Beispiel ein Kind zu tragen, ein Surfbrett, Skitouren-Ausrüstung oder einfach das "Casual-Modul" für den Alltag zu verwenden. Das Bike-Bergsteigen ist eben ein Nischensport, wird aber wie Skitouren immer beliebter. Mit dem modularen Aufbau wollten wir eben mehr Leute erreichen. Dass du den Outentic-Rucksack für sämtliche Aktivitäten verwenden kannst, macht ihn auch nachhaltiger.
Wie ist euer Team heute aufgebaut?
Felix: Andi, Flo und Dominik sind wieder mehr mit ihrer Arbeit im Ingenieurbüro beschäftigt. Das Kernteam besteht mittlerweile aus mir, Christine und Teresa. Dabei ist Christine für das Design und die Textilien verantwortlich, Teresa kümmert sich hauptsächlich um das Marketing und ich mache den Rest (lacht). Also Vertrieb, Produktion und was es sonst noch so zu tun gibt. Bei den großen Entscheidungen setzen wir uns aber alle zusammen hin.
Vorher fiel kurz das Stichwort "nachhaltig". Ist das für euch auch ein Thema?
Felix: Auf jeden Fall. Unser Produkt soll möglichst nachhaltig und transparent sein. Die meisten Materialien kommen aus Österreich und Deutschland. Genäht wird in der Tschechischen Republik. Wir können sagen, dass der komplette Rucksack in einem Umkreis von fünf Stunden um München entsteht.
Christine: In dem Sportbereich ist es ja so, dass fast jede Firma ihre Rucksäcke in Asien fertigt.
Oh, wow. Was bedeutet diese regionale Produktion für euch?
Christine: Wir müssen viele Kompromisse eingehen. Vor allem bei den Materialien und Stoffen sind wir sehr eingeschränkt und müssen aus den minimalen Möglichkeiten das Beste rausholen. Trotzdem war das für uns der einzige Weg, weil wir glauben, dass das auch die Zukunft ist. Einen Rucksack zu nähen ist viel aufwändiger als zum Beispiel ein T-Shirt. Wir haben für Outentic auch nach Produktionen in Deutschland gesucht, aber nichts Passendes gefunden. Da fehlen einfach die Fachkräfte. Mit der tschechischen Näherei haben wir jetzt einen super Partner. Wir fahren häufig hin und kennen die Leute, die unseren Rucksack herstellen.
Und wie ist das Feedback bisher so?
Felix: Insgesamt sehr gut. Der Rucksack funktioniert und hat neben dem Bike-Modul alles, was man braucht. Dank der Magnetfunktion lassen sich auch die Module super leicht tauschen. Ein paar Wehwehchen gibt es natürlich immer, aber da arbeiten wir eng mit unseren Partnern zusammen und werden in der nächsten Produktion noch ein paar Punkte optimieren. Klar, wir hören oft die Frage, ob es den Rucksack auch in anderen Farben gibt und warum er so viel kostet. Wenn man sich aber überlegt, wie wir produzieren, dann rechtfertigt das den Preis am Ende natürlich schon.
Christine: Wir versuchen in der nächsten Produktion – neben den technischen Verbesserungen – auch noch die ein oder andere Farbe mehr ins Programm zu nehmen. Wichtig ist und bleibt, dass wir bei jeder Komponente schauen, dass sie auch mit dem Nachhaltigkeitsgedanken zusammenpasst.
München legt gern selbst Hand an. Fast jede Woche gründet sich hier eine neue Firma, wird ein neues Label vorgestellt oder neues Produkt lanciert. Wir stellen euch die kleinen, geilen Firmen der Stadt vor. Die Bedingungen sind simpel. Klein müssen sie sein, das heißt weniger als zehn Mitarbeiter und natürlich: Geil.