Das München-ABC: B wie Bassd scho

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München ist wahnsinnig schön – und manchmal auch ein bisschen langweilig, spießig und streng. Zu sauber und zu geregelt. Wenn dir auch jedes Mal auf der Isar-Brücke die Knie weich werden und dich aber nichts mehr aufregt als unsere Öffnungszeiten, Tanzverbote und Mutlosigkeit, dann bist du hier genau richtig. In unserem ABC schreiben wir auf, was wir an dieser Stadt unendlich gut, aber auch ziemlich beschissen finden. Diesmal: Bassd scho.

Als Münchner hat man ja meist nicht das Gefühl überhaupt irgendeinen Dialekt zu sprechen. So ein kleines „end“ oder ein winziges „fei“ fallen uns gar nicht erst auf und wie identitätsstiftend ein „Servus“ oder ein „Merci dir“ sein können, wird uns erst bewusst, wenn uns die Freunde aus dem Norden – also nördlich der Donau – diesen verständnislosen Blick zuwerfen, den wir so gar nicht nachvollziehen können. Wie bitte? Bassd scho.

Überhaupt unterscheiden wir uns mit unserem sprachlichen Lokalkolorit doch mehr von unseren Mitmenschen aus anderen Regionen als wir glauben. In unserer Ausdrucksweise schwingt ein ganzes Lebensgefühl mit, unsere Identität, unsere Überzeugungen. Wow. Enddeep.

Aus 'gemeinsam sind wir stark' wird 'gemeinsam ist uns alles reichlich wurscht.'

Bestes Beispiel ist eine scheinbar unspektakuläre Kombination zweier noch unspektakulärerer Wörter: „passt“ und „schon“. Jedes für sich allein hat bedeutungstechnisch eher wenig Tiefgang. Kombiniert man sie aber und bildet daraus ein rundes, klangvolles „bassd scho“, entsteht eine kraftvolle Symbiose.

Eine Symbiose, die einem alten Motto neue Bedeutung schenkt. Ein Motto, das schon von so vielen Seiten missbraucht wurde – von sozialen Projekten über freche Teambuilding-Maßnahmen auf der Kegelbahn bis hin zum Karnevalsverein Pegida – dass man es schon gar nicht mehr ernst nehmen kann: Gemeinsam sind wir stark. Das „bassd schon“ macht daraus ganz beiläufig ein „gemeinsam ist uns alles reichlich wurscht“.

'Bassd scho' ist die wortgewordene Inkarnation bayerischer Gemütlichkeit.

Gemeint ist nämlich nicht dieses lauwarme „passt schon“, das man auf die Frage „wie gehts dir?“ erwidert, weil man nicht zugeben möchte, dass es einem besonders schlecht geht oder – noch schlimmer – unangenehm auffallen möchte, weil es einem besonders gut geht. Gemeint ist die wortgewordene Inkarnation der bayerischen Gemütlichkeit.

Ein „bassd scho“ führt uns immer wieder vor Augen, dass wir uns und unsere Problemchen nicht allzu ernst nehmen sollten. Es schlägt First-World-Problems mitten ins Gesicht, erstickt aufkeimende Hysterie schon im Ansatz und drückt euch stattdessen eine kühle Maß in die Hand. Leben und leben lassen.

Schau ma moi, dann seng ma scho.

Aber, Obacht! Bei der Verwendung ist ein wenig Gefühl erforderlich. Denn nur die kleinste Abweichung in der Betonung dieser zwei Silben macht aus einem „Alles in Ordnung“ ein „Ja, du kannst mich auch mal“ oder ein „Nein, ich bin nicht sauer, sondern nur enttäuscht“.

Ob man als Zuagroaster diese Feinheiten allerdings tatsächlich so leicht erlernen kann oder ob man sein Sparbuch von der Oma einem Logopäden vermachen muss, kann jetzt nicht abschließend beantwortet werden.

Klar ist jedenfalls, dass diese kleine Redensart das Münchner Gemüt perfekt widerspiegelt. Und sie ist damit nicht allein, sondern in bester Gesellschaft, denn zusammen mit "Schau ma moi, dann seng ma scho", "Ja, mei" und "Des is ghupft wia gsprunga" bildet sie das verbale Tag-Team der bayerischen Wurschtigkeit. Noch Fragen? Na, des bassd scho so.

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