Vergnügte Viertel: Giesing damals und heute
München besteht aus insgesamt 25 Stadtbezirken, in denen wiederum oft mehrere Stadtteile zusammengefasst sind. Logisch, dass das nicht immer so war, schließlich hat sich die Stadt in den letzten 860 Jahren seit ihrer Gründung ordentlich verändert. Wie genau, das wollen wir Euch in dieser Serie vorstellen, die einzelnen Viertel historisch beleuchten und gucken, wo man sich hier heute vergnügen kann.
Jetzt mal kurz was in eigener Sache: Was bin ich froh über all die Dinge, die ich aufgrund dieser Serie "Vergnügte Viertel" über München lernen darf. So dachte ich doch jahrelang, dass Obergiesing und Untergiesing ein zusammengehörender Stadtteil sind. Denkste! Zwar spricht jeder von Giesing, wenn er Ober- und Untergiesing meint, aber offiziell haben die beiden nie zusammengehört. Untergiesing entwickelte sich eigentlich erst so richtig im 19. und 20. Jahrhundert. Zwar sprach man davor bereits von der Gegend unterhalb vom Nockherberg als Untergiesing und es zählte zu Giesing dazu, ganz offiziell war das Viertel aber Teil von der Au.
Obergiesing: Fast 400 Jahre älter als München
Obergiesing ist älter als München, bereits 790 wurde "Kyesinga" erstmals erwähnt, München erst 1158. Lange Zeit herrschte hier bäuerliches Leben, doch durch den Ausbau der Stadt München siedelten sich rund um die Heilig-Kreuz-Kirche immer mehr Arbeiter und Tagelöhner an. Nach und nach entstanden hier Einrichtungen, die man in den zentraleren Gebieten nicht haben wollte. So wurde beispielsweise 1821 der Ostfriedhof eröffnet, 1892 dann die Strafanstalt Stadelheim. Im Laufe ihrer Geschichte saßen hier bekannte Gefangene wie die Mitglieder der Weißen Rose, Adolf Hitler oder auch Beate Zschäpe.
1936 wurde der Stadtteil Giesing aufgeteilt in den Stadtbezirk 17 Obergiesing und den Stadtbezirk 18 Untergiesing-Harlaching.
Von Anfang an galt Obergiesing als Arbeiterviertel. So wurden ganze Siedlungen gegründet, in denen die Arbeiter zwar unter schlechten hygienischen Bedingungen lebten, dennoch konnten sie sich hier den Traum vom Eigenheim finanzieren. Sehr gut erhalten ist beispielsweise die Feldmüllersiedlung in der Oberen Grasstraße. In den 1980er Jahren kaufte die Stadt viele der heruntergekommenen einstöckigen Häuschen auf und verkaufte sie an Handwerker weiter, die sich um ihre Sanierung kümmerten.
Im letzten Jahr erhielt die Siedlung nochmals traurige Berühmtheit durch den illegalen Abriss des Uhrmacherhäusls in der Straße. Der Vorfall zeigte aber wiederum, wie groß der Zusammenhalt im Stadtteil ist. Wochenlang kam es zu Demos gegen die Gentrifizierung von Giesing.
Denn natürlich findet die auch hier statt. Zwar sind die Mieten noch teilweise günstiger, als in anderen zentrumsnahen Gebieten, aber sie steigen stetig. Neubausiedlungen wie die, auf dem früheren Agfa-Gelände locken zudem ein bestimmtes Klientel nach Obergiesing. Im Vergleich zum Schwesternstadtteil geht der Prozess aber noch recht langsam voran.
Untergiesing: Mythos Arbeiterviertel
Untergiesing entstand, wie gesagt, zum großen Teil erst im 19. und 20. Jahrhundert. Bis dahin hielten sich die Tagelöhner vor allem in Obergiesing oder der Au auf, im Laufe der Industrialisierung wurde dann aber auch der weiter südlich gelegene Teil besiedelt.
Mehr Arbeiter brauchten mehr Platz und günstige Wohnungen, daran erinnern beispielsweise noch eher einfache und kleine Wohnungen in der Pilgersheimer Straße. Und auch die – mittlerweile sehr beliebten und unerschwinglichen – Herbergshäuschen am Auer Mühlbach existieren teilweise noch. Rund um die Sommerstraße erinnern außerdem die letzten der verbliebenen Kutscherhäuser an die Zeit, als hier Gänsemäster, Geflügelhändler und Lohnkutscher lebten.
Dieser Mythos des Arbeiterviertels hat sich bis heute in Untergiesing gehalten, auch wenn der Stadtteil immer beliebter wird und die Mieten dementsprechend anziehen, mehr als im benachbarten Obergiesing.
Dennoch leben hier viele, die schon immer hier gewohnt haben und deren Familien das bereits seit mehreren Generationen tun. Untergiesing verfügt über einen hohen Bestand an Genossenschaftswohnungen, was es manch einem erlaubt, hier trotz Gentrifizierung erschwingliche Mieten zu zahlen. Vielleicht kommt es einem auch nur so vor, aber irgendwie hat sich Untergiesing ein bisschen was seines dörflichen und vorstädtischen Charakters bewahrt.
Auch wenn die beiden Viertel ganz offiziell also gar nicht zusammengehören, tun sie das im Herzen der Giesinger natürlich trotzdem und ergänzen sich ganz prima. Und wenn am Wochenende die Sechzger spielen, dann pilgert gefühlt ganz Giesing ins 1911 gebaute Grünwalder Stadion, egal ob offiziell Ober- oder Untergiesinger.
Vergnügte Fakten
ESSEN
Tollen Kaffee trinken im Café Fausto | Törtchen mitnehmen in der Patisserie Lehmann | Matcha Chai Latte trinken in der Shotgun Sister Coffeebar | Günstig Mittag essen im Café Edelweiss | Pizza, Waffeln und Drinks bestellen im Crönlein | Die besten Sandwiches der Stadt bei Türkitch mitnehmen | Lauschig sitzen im Lucullus-Biergarten | Es sich gut gehen lassen im Deli-Deluxe Der Dantler | Vegetarisches Sellerieschnitzel im Hohenwart essen | Tolle Pizza und tolle Terrasse im Solo Italia finden | Mit den Eltern essen gehen im wunderbaren Gabelspiel | Frische Zimtschnecken schnabulieren in der Zimtschneckenfabrik | Feinste Pasta bekommen in Saffers Fattoria | Spinatknödel und Biergarten im Giesinger Garten
TRINKEN
Zum Gin-Tasting ins Wuid | Bier und wechselnde DJs im Riffraff | Samstags tanzen gehen im Charlie | Ouzo trinken im Attentat Griechischer Salat | Geburtstage feiern im Brandner Kaspar | Craft Beer zu Fleischbällchen im Ambar Bistro | Kickern und Bier trinken im Altgiesing | Urig essen und trinken im Schau ma moi | Bier und Boazn-Feeling im Bumsvoll
DRAUSSEN
Die Ruhe genießen im Rosengarten | Spazieren gehen und sportln in den Isarauen | Im Weißenseepark chillen | Baden gehen im Schyrenbad | Das verzauberte Templerkloster bewundern | Züge gucken am Schmederersteg
KUNST
Öko-Projekte und kulturelle Aktionen am Giesinger Grünspitz | Designstücke shoppen im siebenmachen | Junge Ausstellungen für umsonst gucken in der Färberei