Irmi am Hauptbahnhof: Krustenbraten & Giesinger Erhellung im lauschigen Innenhof
Eigentlich müsste man diesen Text mit einem griffigen Monaco Franze-Zitat beginnen. Zum Beispiel so: "Mei Fräulein, des is aber schon recht lang her, dass mich jemand so schön bedient hat." Nun ändert man das Fräulein noch in "junger Mann" und schon können wir den Spruch für unseren Besuch im neuen Restaurant Irmi in der Goethestraße genau so stehen lassen. Das Lokal hat vor ein paar Wochen heimlich, still und leise eröffnet und schreibt sich seitdem Modern Munich Kitchen auf die Fahnen.
Dabei ist die Lage gar nicht so megasexy, obwohl natürlich superzentral. Vom Hauptbahnhof aus muss man eigentlich nur einmal umfallen und sitzt schon auf einem der vielen Barhocker in dem großzügigen Restaurant. Sofern man nicht vor lauter Hotels und Handyläden einfach vorbeiläuft. Der Eingang ist eher unscheinbar und das Restaurant liegt nicht genau an der Straße, sondern im – für den Sommer sehr vielversprechenden – Innenhof des Le Meridien Hotels.
Wenn die wuselige Goethestraße also ein bisschen für das wilde Leben des Stenz steht, dann ist die Irmi die gute Seele, die im Hintergrund alles ein bisschen zusammenhält.
Und so wundert der Name nicht, denn die Irmi aka Irmgard ist nach der Haushälterin vom Monaco Franze benannt. Wenn die wuselige Goethestraße also ein bisschen für das wilde Leben des Stenz steht, dann ist die Irmi die gute Seele, die im Hintergrund alles ein bisschen zusammenhält. Und zwar mit Krustenbraten, Knödel-Gröstl, Brotzeitplatte und frischem Giesinger Bier vom Fass. Das ist bekanntlich noch viel zu selten in Münchens Gastronomien und für 3,70 Euro die Halbe bekommt ihr den feinen Giesinger Hopfensaft sowieso fast nirgends.
Giesinger Erhellung für den Stammtisch
Eines vorweg: Der Laden ist wirklich riesig, ein bisschen hip, aber gemütlich zugleich. Das Lokal bietet sowohl an hohen Bartischen, in gepolsterten Sitzecken als auch an den ganz normalen Tischen viel Platz für große Gruppen und Stammtische – Zweisamkeit ist trotzdem absolut drin. Den Abend bei der Irmi beginnt man am besten mit einem kleinen Aperitif-Bier, zum Beispiel mit der Giesinger Erhellung. Alles weitere bestimmen wohl der Hunger und die Konstellation.
Für den Stammtisch gibt's ein klassisches Brotzeitbrett, hausgemachte Aufstriche und ein wirklich verdammt frisch-knuspriges Bauernbrot. Ansonsten liefert die Karte alle wichtigen Klassiker der bayerischen – und doch ziemlich fleischlastigen – Wirtshausküche. Für Runde eins probieren wir das Saiblingstatar und den geräucherten Bauernschinken mit Kren und Olivenöl, der gemeinsam mit dem Brot einen echt guten, aber deftigen Start garantiert. Das Tatar vom Seesaibling ist in Ordnung, uns aber durch eine gute Portion Lavendelhonig etwas zu süßlich.
24-Stunden Krustenbraten und zweierlei Knödel
In Runde zwei servieren uns die verdammt freundlichen Kellner ein Kalbsgulasch und einen Krustenbraten vom Schwein – dazu Krautsalat und jeweils zweierlei Knödel. Der Schweinebraten ist dank 24 Stunden "Sous–vide" Garung nicht nur superzart, sondern auch richtig kross – Wammerl sei Dank. Das Gulasch mit Kreuzkümmel und einer guten Ladung Creme Fraiche finden wir geschmacklich gut, nur leider wird das Fleisch hinten raus ein bisschen trocken. Heimliches Highlight sind aber die Beilagen, denn sowohl Semmel- als auch Kartoffelknödel sind auf den Punkt und der knackige Krautsalat extra fein gehobelt.
Neben dem Essen legt das Team hier auf eine Sache besonders wert: Die Gäste sollen sich wohl fühlen und eine gute Zeit haben. Der Service ist schnell, freundlich und man wird echt gut und ehrlich beraten. Daher geben wir euch gleich den Tipp weiter, euer Wasser in der Liter-Karaffe zu bestellen, denn die kostet nur faire 3,50 Euro. Obwohl es sich bei der Irmi um ein Hotel-Restaurant handelt – morgens frühstücken hier die Gäste des Le Meridien – hat man als "normaler" Besucher nicht das Gefühl nur Zaungast zu sein. Die Irmi ist für alle da.
Wir sind ja gerne skeptisch, wenn es um "moderne" Wirtshäuser geht. Denn irgendwann ist es hip geworden die Holzvertäfelung abzuschleifen, den Gerichten bayerische Vornamen zu geben und freche Sprüche auf die Bierdeckel zu schreiben. Kann man "supi" finden oder doch eher als traurige Folklore abtun. Allerdings ist es so, dass die Obachts und Xaver's dieser Stadt ihren Job am Ende richtig gut machen, weil sie starke Gerichte servieren und die Kurve kriegen mit ihren Konzepten. Sieht übrigens ganz danach aus, als wäre die Irmi da ebenso auf einem guten Kurs. A bissl was geht immer!
Unbedingt probieren // Die Giesinger Erhellung als Aperitif und dann den Krustenbraten mit zweierlei Knödel.
Vegetarisch // Wie das in alten und neuen Wirtshäusern so ist, gibt's für die Veggies Suppen, richtig gute Kasspatzn und ein sehr feines Tiroler Semmelknödel-Gröstl.
Mit wem gehst du hin // Super für große Gruppen oder den Stammtisch mit den besten Freunden.
Lärmfaktor // Recht gediegen. Es gibt zwei verschiedene Räume, die auch mit unterschiedlicher Musik bespielt werden können.
Preise // Giesinger Hell 0,5l 3,70 Euro, Krustenbraten vom Schwein 12,40 Euro, Wiener Schnitzel 18,80 Euro, Kasspatzn 9,50 Euro
Besonderheit // Hotel-Restaurant, das aber nicht so rüberkommt. Außerdem Giesinger vom Fass und wir freuen uns jetzt schon auf diesen riesigen und ruhigen Innenhof!
Irmi Restaurant | Goethestraße 4, 80336 München | täglich 17.00–23.30 Uhr | Mehr Info
Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.
Die Fotos zu diesem Artikel sind mit der Sony Alpha 7ii enstanden.