Leinsamen statt Chia: Regional und gesund essen im Ask for Anna
Zugegeben, die Fluktuationsquote von Läden in der Augustenstraße ist bald so hoch, wie die in der Türkenstraße. Kaum hat ein neues Gastro-Konzept eröffnet, radelt man auch schon wieder an verklebten Fenstern vorbei. Letzte Woche sind wir auf dem Weg in die Arbeit an einem neuen Café vorbeigekommen, das uns hoffentlich eine ganze Weile erhalten bleibt: das Ask for Anna.
Wo bis vor Kurzem noch die Deli Kitchen war, die jetzt endgültig nach Giesing gezogen ist, steht jetzt das süße kleine Café mit den Samtkissen im Schaufenster und der rosa Fahne vor der Tür. Nachdem wir in der Schreinerei direkt ums Eck sitzen, haben wir einen neuen Mittagessens-Spot gewittert und Ask for Anna gleich mal einen Besuch abgestattet.
Was auf den Tisch kommt, entscheidet Anna nach Lust, Laune und Saison
Wir müssen gar nicht nach Anna fragen, sie lächelt uns eh schon von hinter der Theke mit Schürze um den Hals an. Das "local healthfood" auf der Fahne vor der Tür lässt den großen Mittagessens-Hunger erst mal in Panik geraten – die verschwindet aber spätestens, sobald man die Vitrine voll Kuchen sichtet.
Mittags gibt es meist eine Suppe und ganz Maxvorstadt-like zwei Bowls, die man sich aus verschiedenen Grundlagen und Toppings zusammenstellen kann. Welche Zutaten für die Bowls am Tag zur Verfügung stehen, entscheidet Anna ganz spontan, je nachdem was im Kühlhaus ist, was Saison hat und auf was sie selbst gerade Lust hat.
Wir können uns zwischen Graupen und italienischen Vollkornnudeln als Basis entscheiden. Dazu gibt es entweder Wirsing oder Kräutermandelpesto und wer noch mehr Substanz braucht, kann sich zusätzlich Feta für zwei Euro oder Hühnchen für drei Euro dazu bestellen. Danach ist man angenehm satt, aber nicht überfüllt und hat noch Platz für was Süßes hinterher.
Pastinaken und Leinsamen statt Acai und Chia
Nachdem der ursprüngliche Plan mit einem festangestellten Koch nicht geklappt hat, kocht Anna nun kurzerhand einfach selbst. Dabei probiert sie sich gerade noch ein bisschen aus und zaubert jeden Tag neue frische Gerichte aus saisonalen und regionalen Zutaten. Dazu gibt es Bananenbrot aus Bio-Dinkelmehl mit selbst gemachtem Mandelmus, Granola mit Joghurt zum Mitnehmen und Quarkkuchen ohne Butter, aber mit einem großen Klecks Heidelbeerkompott.
Kern des Konzeptes ist es auf special Superfoods zu verzichten, die von überall auf der Welt eingeflogen werden müssen und auf regionale Alleskönner zu setzen: statt Acai und Chia kommen im Ask for Anna Pastinaken und Leinsamen auf den Tisch.
Gesund essen ohne erhobenen Zeigefinger
Anna ist es wichtig gesunde Gerichte anzubieten, die lecker schmecken und satt machen. Dass gesunde Produkte nicht gleichzeitig Verzicht bedeuten und kein Zwang sein müssen, versucht sie den Gästen zu vermitteln. Trotz der kleinen Karte gibt es Optionen für alle – egal ob vegan, vegetarisch, Fleisch-verrückt, gluten- oder laktoseintolerant. Wer nur schnell was zum Mitnehmen möchte, bekommt Bowls, Kuchen und Snacks in kompostierbaren Verpackungen aus Maisstärke.
Die Zutaten bezieht Anna soweit es geht aus der Region und in Bio-Qualität: Das Brot ist aus der Bio-Bäckerei Brotraum in der Herzogstraße, Mehl und Apfelsaft von Mogli am Billesberger Hof, Fleisch vom Gerlmaierhof in Grasbrunn und der Kaffee vom Dinzler. Sogar die Quinoa wächst auf dem Obsthof Knab bei Dachau!
Bananenbrot mit Mandelmus und Hanf-Schokolade auf der Fensterbank
Eigentlich war es nur eine Schnapsidee, die Anna auf der Wiesn gekommen ist – ein Jahr später steht sie tatsächlich hinter der Theke von ihrem eigenen kleinen Café. In der PR-Agentur, in der sie davor gearbeitet hat, hat sie es nicht mehr ausgehalten. Wirkliche Gastro-Erfahrung hatte sie aber auch nicht. Also hat Anna eine Gründungs-Schulung gemacht, sich zur Ernährungsberaterin ausbilden lassen und von Freunden helfen lassen.
Ihr Café ist nicht groß, es gibt vier Tische und eine Fensterbank. Durch die große Fensterfront wirkt es aber trotzdem schön hell und gemütlich. Auf der Fensterbank lässt es sich wunderbar auf pinken Samtkissen sitzen, Bananenbrot mit Mandelmus futtern und eine heiße Hanf-Schokolade trinken, lesen oder Leute beobachten. Die ganze Atmosphäre ist persönlich – man fühlt sich bei Anna eher wie bei einer Freundin, die gerne in der Küche rum probiert, leckere Kreationen zaubert und dann alle ihre Freunde zum Mittagessen einlädt.
Nicht günstig, aber gerechtfertigt
Wer in der Nähe arbeitet, sollte auf jeden Fall mal mittags vorbeischauen. Zugegeben, die Preise sind nicht gerade günstig. Dafür weiß man aber auch, dass man ein vollwertiges, selbstgekochtes Mittagessen in hochwertiger Bio-Qualität bekommt und gleichzeitig lokale Produzenten unterstützt.
Außerdem ist das Ask for Anna eine schöne Anlaufstelle, wenn man verzweifelt in der Maxvorstadt nach einem freien Platz zum Frühstücken sucht! Mit Avocado-Brot, Overnight Oats, Buchweizen-Porridge und heißer Milch mit Honig lässt es sich hier fabelhaft in den Tag starten.
Unbedingt probieren // Das Bananenbrot mit hausgemachtem Mandelmus, alles was Anna mittags zaubert.
Vegetarisch // Alles ist erst mal vegetarisch bzw. vegan. Wer dann Fleisch oder Käse drauf will, kann sich das extra dazu bestellen.
Mit wem gehst du hin // Mit deinen Kollegen zum Mittagessen, der besten Freundin zum Frühstücken und Freunden, die Wert auf regionale Küche in Bio-Qualität legen.
Für Fans vom // Deli Kitchen (dem Vorgänger), dem Café Franca und der Green Cantine.
Preise // Lunch: Bowl 9,90 Euro, Hühnchen für 3 Euro und Feta für 2 Euro als Topping, Gemüsesuppe 5,90 Euro. Frühstück: Buchweizen-Porridge, Overnight Oats, Joghurt mit Obst und Avocadobrot für je 5,90 Euro. Sonstiges: Bananenbrot und Kuchen 3,50 Euro, Cappucchino 3,20 Euro.
Besonderheit des Ladens // Die Produkte kommen fast alle aus der Region und sind in Bio-Qualität. Außerdem die persönliche Atmosphäre und dass Anna alleine in der Küche den Kochlöffel schwingt.
Ask for Anna | Augustenstraße 5, 80333 München | Montag bis Freitag 08.00–16.00 Uhr, Samstag 10.00–14.00 Uhr, Sonntag geschlossen | Mehr Info
Wir wurden vom Café eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung.
Die Fotos für diesen Beitrag wurden mit der Sony Alpha 7ii gemacht.