Hummus ist mir egal – warum ich den Hype einfach nicht verstehe
Mit Hypes ist das so eine Sache. Man weiß eigentlich nie so recht, wo sie herkommen und ob man sie cool finden soll oder nicht – nur um dann schlussendlich trotzdem mitzumachen. So verhält sich das auch mit der Marie Kondo der Kulinarik: Hummus. Ähnlich wie die Aufräum-Queen hat sich der Kichererbsen-Dip ausgebreitet wie ein Lauffeuer und ist aus Restaurants, Supermarkt-Regalen und WG-Küchen mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Warum, ist mir absolut unverständlich.
Erst waren es Burger, gerade sind Bowls der latest shit. Essenstrends kommen und gehen, aber der Hummus bleibt schon verdächtig lange bestehen. In Läden, die am Zahn der Zeit sein wollen, gehört der Dip auf der Speisekarte einfach zum guten Ton. Auch auf WG-Partys oder beim Picknicken ist Hummus so essenziell geworden, wie kaltes Bier – am liebsten natürlich noch selbstgemacht.
Erst waren es Burger, gerade sind Bowls der latest shit. Essenstrends kommen und gehen, aber der Hummus bleibt schon verdächtig lange bestehen.
Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe und die mich nur ungläubig den Kopf schütteln lassen – Hummus ist definitiv eines davon. Wie kann ein Dip, der quasi nach nichts schmeckt, so dermaßen gehyped werden? Ich finde ihn weder besonders geil, noch besonders eklig. Hummus ist mir einfach nur vollkommen egal.
Egal ob Food-Blogs, Kochbücher oder Memes auf Instagram – wo ich auch bin, werde ich konfrontiert mit Liebeserklärungen. Der Dip wird verehrt, wie eine orientalische Gottheit: Hummus-Jünger pilgern zum Falafel-Laden ihres Vertrauens oder eher auch mal zum Lidl um die Ecke, um das angebetete Objekt zu ergattern. Statt des Vaterunsers, wird dann kollektiv gedippt.
Ich finde ihn weder besonders geil, noch besonders eklig – Hummus ist mir einfach nur vollkommen egal.
Avocado-Hummus, Edamame-Hummus, Rote-Beete-Hummus – der Hype um Hummus in allen Variationen hat so Überhand genommen, dass es letztes Jahr sogar zu einer kritischen Kichererbsen-Knappheit kam! Was alliterationsbedingt schön klingt, führte zu kriegsähnlichen Zuständen: Food-Blogger mussten wieder Avocado-Brote auf Instagram posten, Hummus-Jünger bissen ratlos in ihre trockenen Falafel-Dürüms, die Verzweiflung war groß.
Ich bin bei Essen echt nicht wählerisch, aber bei Kichererbsenbrei überzeugen mich weder Konsistenz noch Geschmack. Vielleicht liegt es aber auch einfach nur am Namen, bei dem ich immer an abgestorbene Bodenkulturen und nicht an eine Delikatesse denken muss.
Wenn ich Leuten dann erzähle, dass ich keinen Hummus mag, kassiere ich ähnliche Blicke, als hätte ich gesagt, dass ich mit Jens Spahns Gesundheitspolitik übereinstimme.
Wenn ich Leuten dann erzähle, dass ich keinen Hummus mag, kassiere ich ähnliche Blicke, als hätte ich gesagt, dass ich mit Jens Spahns Gesundheitspolitik übereinstimme. Mittlerweile habe ich gelernt, dass Diskussionen über Hummus ähnlich prekär sind, wie über Religion und Politik – man behält seine Meinung lieber einfach für sich.
An sich bin ich ein großer Fan davon, die kleinen Dinge des Lebens zu feiern. Aber Hummus? Im Endeffekt kippt man doch einfach nur fünf Zutaten zusammen, streut Koriander drüber und zelebriert das dann, als würde man gerade bei Chef's Table mitmachen.
Und während man ein Selleriestückchen in Hummus dippt, könnte München auch Marokko sein.
Vielleicht ist es der klassische Aperol-Spritz-Effekt: Die Deutschen träumen sich ja ganz gerne mal in andere Kulturen, die ein bisschen exotischer sind als Bürgeramt, Verkehrsregeln und der Acht-Stunden-Tag. Mit einem Spritz in der Hand in der Sonne sitzend, hat der Tag gleich einen wunderbar mediterranen Touch. Und während man ein Selleriestückchen in Hummus dippt, könnte München auch Marokko sein.