Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt

Theresienstraße 1. Eindeutig eine Adresse, die Immobilienmaklern feuchte Träume beschert. Trotzdem muss man ein bisschen Obacht geben, dass man nicht einfach an dem schmalen Eingang mit dem schweren Samtvorhang vorbeiläuft. Wäre schade drum, denn dahinter verbirgt sich seit über zwei Jahren eine Perle der Münchner Ess- und Trinkkultur: das Kopper. Wir haben es euch damals schon empfohlen und tun das heute – mit neuem Koch und neuer Barchefin – wieder.

Auf den ersten Blick ist hier alles beim Alten. Der Laden ist nicht allzu groß, schlauchförmig und bei schummrigen Licht schimmern sowohl Wände als auch die Bar in der namensgebenden Farbe Kupfer. Es ist ein bisschen so, als würde einen das Kopper beim Betreten sanft schlucken wie der Wal im Märchen. Das Draußen bleibt draußen und drinnen nimmt einen das freundlich-entspannte und gleichzeitig verdammt kompetente Team in Empfang, um für einen gelungenen Abend zu sorgen.

Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt
© Nina Vogl
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Handwerk trifft Service trifft Lässigkeit

Dabei passieren die Dinge ein bisschen wie nebenbei. Während man noch mit Ankommen und Umschauen beschäftigt ist, bekommt man schon die ersten Drink-Empfehlungen, das Glas mit Wasser aus der Affenkaraffe gefüllt und ein Weckglas mit selbst gemachtem Popcorn serviert. Übertrieben umgarnt fühlt man sich trotzdem nicht, eher gut aufgehoben. Nach diesem kleinen Ritual wird es Zeit herauszufinden, ob neben dem Ambiente auch die wirklich wichtigen Dinge passen: Essen und Trinken.

Wir sagen es gleich: Ja. Und weil's so schön ist noch mal: JA! Kopper-Betreiber Moritz Meyn, dem wir auch das Mural in der Altstadt verdanken, hat sich mit dem Koch Sebastian Stobinski und der neuen Barchefin Julia Rahn gleich zwei hochkarätige neue Mitarbeiter geangelt. Sebastian hat unter anderem im Wiener Zwei-Sterne-Restaurant Steirer Eck gekocht und Julia war zuletzt Chef du Bar in der Roomers Bar in Frankfurt. Zum Glück sind beide glänzende Beispiele dafür, dass sich starke Skills und unfassbare Lässigkeit nicht widersprechen müssen. Spiegelt sich übrigens auch in den Gästen wieder, denn die Anzug- und High-Heel-Dichte ist echt überschaubar.

Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt
© Nina Vogl
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Schnörkellose Drinks ohne viel Chichi

Und so lassen wir einfach beide mal machen. Julia serviert uns schnörkellose Drinks ohne viel Chichi, aber dafür mit umso mehr Geschmack. Wobei, für den fluffigen Schaum auf dem "Slow Down" kommen tatsächlich Sojalecithin und – wait for it– eine Aquariumpumpe zum Einsatz. Und weil Rote Beete sowieso gerade in aller Munde ist, landet die Knolle auch im Drink und geht eine schmackhafte Liaison mit Vodka und Absinth ein. Die Rote Beete Reduktion kommt dabei von Koch Sebastian – denn Bar und Küche geben sich größte Mühe, sich gegenseitig zu ergänzen. Vielleicht auch, weil Sebastian jeden Abend allein in der Küche steht. Geht aber bei den gefühlten dreieinhalb Quadratmetern auch gar nicht anders.

Ebenso überschaubar wie die kleine Küche, ist dann auch die Essenskarte. Wer hier nach der klassischen Vorspeisen-, Hauptspeisen-, Nachspeisen-Aufteilung sucht, liegt eher falsch. Genau wie das Kopper nicht nur eine Bar ist, ist es eben auch kein ganz klassisches Restaurant. Die Portionen rangieren von der Größe irgendwo zwischen Starter und kleiner Hauptspeise. Am besten probiert man sich also durch, lässt den Futterneid und den Bärenhunger zu Hause und teilt sich den ein oder anderen Teller mit seiner Begleitung.

Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt
© Nina Vogl
Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt
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Fancy essen und trinken ohne Schickeria: Das Kopper in der Maxvorstadt
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Die Fleischesser laben sich derweil an brutal gutem gegrillten Schweinebauch und Kalbszunge. Ja, das steht wirklich auf der Karte und wir finden: Wenn man eh Fleisch isst, dann kann man auch die Zunge probieren. Den schlechten Scherz mit der Zartheit und dem "auf der Zunge zergehen" können wir uns an diesem Punkt und nach dem dritten köstlichen Drink leider nicht mehr sparen. Beim Dessert sind wir eigentlich schon voll, aber das mit Holzkohle gefärbte Piniensorbet passt dann doch noch in unserem Nachspeisenfach und brennt sich eiskalt in unser Geschmacksgedächtnis.

Unbedingt probieren // Drink: Slow Down & Beetlejuice. Essen: Gegrillter Schweinebauch, die Makrele und traut euch an die Kalbszunge!

Vegetarisch // Die Auswahl ist überschaubar: Brot mit Rote-Beete-Butter, Käseteller, Steckrübensalat und natürlich die Desserts.

Mit wem gehst du hin // Perfekter Date-Platz, zum Jahrestag oder mit dem anspruchsvollen Besuch, wobei man auch einfach ein gepflegtes Bier trinken und Popcorn naschen kann.

Für Fans vom // Mural, dem Freebird & der Menage Bar

Preise // Ehrlich gesagt sehr fair für das, was man bekommt. Drinks etwa acht bis zwölf Euro, Beeftatar 14 Euro, Makrele 11 Euro, Kalbszunge 11 Euro, Desserts ab acht Euro

Besonderheit des Ladens // Die Wände wurden vom deutschen Graffiti-Künstler Stohead gestaltet.

Kopper | Theresienstraße 1, 80333 München | Montag – Mittwoch: 18.00–01.00 Uhr, Donnerstag – Samstag: 18.00–03.00 Uhr | Mehr Infos

Wir wurden vom Restaurant eingeladen. Das beeinflusst aber nicht unsere ehrliche Meinung!

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