Auf ein Familiendinner mit Fremden bei Miss Violet's Supperclub
Neu, aufregend und direkt aus Londons kreativer Food-Szene kommt Miss Violet's Supperclub nach München, um uns zu verzücken. Supperclubs sind wie Dinnerpartys bei Freunden – nur dass man hier mit Fremden an einem Tisch sitzt. Das Konzept ist eigentlich kein Neues, es gibt Supperclubs schon seit den 1930er Jahren. Seit Kurzem erleben sie aber vor allem in London, wo Violet das Konzept kennengelernt hat, ein grandioses Revival.
Dem Namen hallt von seinen Ursprüngen ein elitäres Echo nach. Es klingt nach exklusiven Männerrunden in Ledersesseln an schweren Holztischen. So sind Supperclubs heute nicht mehr. Sie finden in Underground Restaurants, Pop-up Läden oder den Wohnzimmern der Gastgebenden statt – oder eben beim Käfer in der Prinzregentenstraße, wo wir der kulinarischen Offenbarung von Miss Violet's Supperclub beiwohnen durften. Zum Glück sind noch weitere Termine für Oktober und November geplant!
Was dem Konzept bis heute erhalten geblieben ist, sind Begegnungen in einer gemütlichen Runde und der Reiz des Unbekannten. Denn im Supperclub kommen Fremde zusammen, um auf kulinarische Entdeckungsreisen zu gehen. In München sind Supperclubs bisher noch eine Rarität, aber Dank Miss Violet können sich alle kulinarischen Abenteurer*innen auf zwei besondere Abendessen freuen.
Eine kulinarische Reise quer durch Persien
Miss Violet, das ist Violet Kiani – eine Frau mit vielen Talenten und zwei großen Leidenschaften: Schreiben und Kochen. Eigentlich ist sie Autorin und hat schon für diverse Magazine wie Harper's Bazaar und InStyle geschrieben. Eine Ausbildung zur Köchin hat sie nicht, kocht dafür seit Jahren und mit viel Liebe.
Ihre beiden Leidenschaften verbindet sie mit ihrem Foodblog Miss Violet's Kitchen und ihren zwei Kochbüchern: Miss Violet Goes London und Miss Violet Goes Istanbul. Die Idee zum Supperclub ist ganz organisch entstanden. Anstatt zur Veröffentlichung ihrer Kochbücher eine Lesung zu veranstalten hat sie Dinnerpartys organisiert, so dass ihre Gäste die Bücher mit allen Sinnen erleben konnten.
Die beiden Events waren ein riesen Erfolg – denn neben Schreiben und Kochen hat Violet auch ein Talent dafür, im Verlauf eines Abendessens zwischen Fremden Familienstimmung aufkommen zu lassen. Mittlerweile hat sie Supperclubs in Hamburg, Zürich und München veranstaltet und die Nachfrage wächst mit jedem Mal. Oft kommen ihre Gäste wieder, wollen Teil ihrer Supperclub-Familie bleiben. Familiär ist auch ihr Team, denn bei der Organisation unterstützt sie seit Kurzem ihre Schwester Wäis.
Unter vielen Fremden neue Freunde finden
In München veranstalten die beiden Schwestern nun in Kooperation mit Käfer Feinkost eine Supperclub-Reihe. Damit kommt Miss Violet’s Supperclub zurück zu seinem Ursprung, denn vor einigen Jahren fand in der Waldmeisterei der allererste von vielen Dinnerabenden statt. Wir waren bei der Premiere der diesjährigen München-Events dabei und sind entzückt. Der Supperclub findet im Käfer Atelier in der Prinzregentenstraße hinter dem Friedensengel statt. Die persischen Köstlichkeiten, die Violet dort mit Käfer-Koch Freddi zaubert, befördern uns direkt auf Wolke Sieben. Für die Gerichte interessiert sich Violet wegen der persischen Wurzeln ihrer Familie seit Längerem. Viele Rezepte werden seit Generationen weitergegeben.
Die Location ist ziemlich fancy, es gibt mehrere Reihen Besteck und wir müssen nochmal schnell unseren Knigge rekapitulieren. Man sitzt zu zehnt an einem Tisch, jeder Gang wird wie beim Familiendinner aus einer großen Schüssel auf die Teller verteilt. Die Mischung aus chic und familiär ergibt ein wunderbar gemütliches Ambiente. Neben leichter Konversation sind während dem Vier-Gänge-Menü andächtige Ohs und Ahs zu hören – wir Fremden schwelgen gemeinsam im Food-Himmel.
Spinat Shakshuka & Marokkanische Meatballs
Der erste Gang besteht aus frisch gebackenem Fladenbrot, das wir in Baba Ghanoush und einen köstlichen Feta-Pistazien-Dip tunken, den das Team von Miss Violet auf einem Bazaar in Istanbul entdeckt hat. Mit dem nächsten Gang landen auf unseren Tellern Spinat Shakshuka mit Wachteleiern, Fattoush, ein Salat aus dem Libanon und Marokkanische Meatballs aus der Tajine.
Zubereitet nach tausend Jahre alter persischer Tradition ist Sereschk Polo. Das ist der schönste Reis, den wir je gesehen haben, denn angereicht wird er mit Safran und Granatapfelkernen. Dazu gibt es Kurkuma-Huhn aus dem Ofen. Es ist so zart, dass das Fleisch vom Knochen fällt. Besonders gefeiert haben wir die geschmorten Auberginen. Sie werden nach dem Lieblingsrezept der Familie zubereitet.
Bei Miss Violet teilt man sich mehr nur das Essen
Nach vier Gängen sind aus Fremden weniger Fremde geworden. Wir sitzen satt und zufrieden beisammen und fragen uns, ob es je einen schöneren Abend gab. Während wir auf die Nachspeise warten, erzählen wir uns aus unseren Leben und warum wir Essen so lieben. Miss Violet's Supperclub erschafft einen Ort in der Großstadt, an dem man im Kleinen zusammenkommen kann. Es sind familiäre Abendessen mit fremden Menschen an fremden Orten.
Die Nachspeise kommt und ist ein Traum aus Sahne in einer weiteren marokkanischen Schüssel. Wir genießen die Windbeutel mit frischen Feigen, als hätten wir noch nie ein Dessert gegessen. Am Ende des Abends haben Violet und ihre Schwester Wäis mit fast jedem ihrer Gäste ein paar Worte ausgetauscht und wir fühlen uns wohlig aufgenommen in den Kreis der Supperclubber*innen. Nach vier Stunden spazieren wir selig nach Hause, träumen noch eine Weile von den persischen Köstlichkeiten und nehmen uns fest vor, noch einmal zu Miss Violet's Supperclub zu kommen.
Miss Violet's Superclub | Käfer Atelier | Prinzregentenstraße 73, 81675 München | Termine: 18. Oktober und 14. November 2019, jeweils 19.30 Uhr | Tickets 99 Euro, inklusive Speisen und Getränke | Mehr Infos