Consent Calling ist Münchens Kollektiv für Feminismus, Sexualität und Konsens
Sex. Er kann schön sein, intensiv, wild, weich, verschwitzt, emotional, witzig, lustlos, befremdlich, gut für die Seele oder schlecht fürs Herz. Wir können ihn mit einer Person haben, mit mehreren oder uns selbst – am Strand, im Auto, auf dem Balkon oder einfach im Bett. Manchmal kriegen wir nicht genug von ihm, manchmal ist er uns zu viel. Vielleicht haben wir ihn mit der falschen Person oder sogar dem für uns falschen Geschlecht.
Woran denkt ihr, wenn ihr an Sex denkt?
Oft wissen wir aber auch gar nicht so genau, was wir sexuell wollen. Denn besonders Frauen* fehlen dafür oft die passenden Worte – oder wie viele Formulierungen kennt ihr für die weibliche Selbstbefriedigung im Vergleich zur männlichen?
Das Problem ist, wenn wir unsere Fantasien und Vorlieben nicht aussprechen können, können wir sie uns auch nicht vorstellen, geschweige denn ausleben. Heißt, wir drehen uns weiterhin in einem Kreis aus Vorurteilen und Ängsten, der geprägt ist von der heteronormativen Gesellschaft. Also der Vorstellung, dass es logischerweise nur zwischen Männern und Frauen zu Intimität und Sexualität kommen kann. Und die sieht in etwa so aus: Rein, raus, aus die Maus. Alles andere wäre ja verrückt!
Hier kommen die Girls von Consent Calling ins Spiel: Das feministische Sexshopkollektiv will genau diese Vorurteile aus der Welt schaffen und Sexualität frei von Scham, Hetero- und Cisnormativität verhandeln. "Wir möchten sexuelle Diversität feiern, auf sie Aufmerksam machen und dabei Strukturen brechen, die uns eher einschränken, statt befreien", sagt Sandra aus dem Kollektiv.
Wir möchten sexuelle Diversität feiern, auf sie Aufmerksam machen und dabei Strukturen brechen, die uns eher einschränken, statt befreien.
Denn wenn wir an Sex denken, denken wir oft automatisch auch an Pornos aus der männlichen Perspektive. An eine Mischung aus Penetration und Performance zwischen durchtrainierten Männern und stereotypisierten Frauen. Ein Klischee, dass uns als vermeintliche Normalität verkauft, dabei medial ausgeschlachtet und privat versteckt wird.
Da sexuelle Selbstbestimmung aber nicht von heute auf morgen vom Baum fällt, brauch es Orte, an denen über sie gesprochen werden kann – frei von Tabus und Schamgefühlen. Und genau diesen Raum wollen die Girls von Consent Calling mit ihrem eigenen feministischen Sexshop schaffen, für den sie noch bis zum 17. April 2022 eine Crowdfunding Kampagne am laufen haben.
Consent Calling: Safe Spaces und sexueller Konsens
"Unsere Traumvorstellung ist, dass wir Safe Spaces schaffen, in denen wir alles machen können: Workshops geben, Vorträge halten, feministische Literatur und Sexspielzeug verkaufen, Wissen austauschen und Inspiration finden. Einfach ein Ort, an dem wir uns alle kollektiv auf Augenhöhe begegnen und über sexuellen Konsens sprechen können".
Dabei kann es um alles gehen, was Feminismus und Sexualität verbindet: Verhütung, Bondage, BDSM, Schwangerschaft, verschiedene Beziehungsformen, Asexualität. "Denn das sind alles Themen, die bestimmte Muster in unseren Köpfen hervorrufen, die politisch aufgeladen und dabei immer von vorherrschenden patriachalen Strukturen geprägt sind", sagt Sandra von Consent Calling. "Das geht damit los, wem wir die Care-Arbeit zuschreiben, wie wir uns Ehen vorstellen und hört dabei auf, dass wir die Periode immer noch als eklig bezeichnen".
Im Endeffekt ist Consent Calling genau das Kollektiv, das wir uns für München gewünscht haben. Ein Zusammenschluss aus großartigen Frauen, die für allgemeinen Konsens kämpfen und uns dabei die Tür zu sexueller Neugierde, Freiheit und Selbstbestimmung öffnen.